Jahn in Liga 2: Mit Pannen-Fußball auch gegen Magdeburg kein Lichtblick
Regensburg. Ein Keeper-Slapstick, das leere Tor aus drei Metern verfehlt und ein verschossener Elfer ergeben in der Summe die nächste Pleite des SSV Jahn gegen einen höchstens biederen 1. FC Magdeburg. So gräbt man sich immer tiefer im Tabellenkeller ein.

Wer auf die neuen Ideen des noch frischen Fußballlehrers Andi Patz gespannt war, konnte sie zumindest im trostlosen Heimspiel gegen den 1. FC Magdeburg nicht entdecken. Sportchef Achim Beierlorzer hatte die Beförderung des Co-Trainers nach der Entlassung Joe Enochs mit dessen Geistesblitzen vom aktuellen Lehrgang am Puls der Fußball-Avantgarde begründet
Natürlich kann man bei realistischer Betrachtung nicht wirklich erwarten, dass der nicht ganz neue Mann an der Seitenlinie Wunder bewirkt. Jedenfalls hat er es bisher nicht vermocht, so etwas wie eine Aufbruchstimmung zu verbreiten. Seine ersten zwei 1:0-Erfolge im Pokal gegen Fürth und in der Liga gegen Elversberg verdankten die Regensburger einem eisernen Catenaccio – kreative Momente, Offensivgeist oder wenigstens lästiges Pressing waren auch da schon Fehlanzeige.
Nur Ackergaul Pröger überzeugt
Es folgte ein letztlich chancenloses 0:2 bei selbst verunsicherten Schalkern. Und jetzt also das erste Heimspiel in der neuen Rolle unter seiner Regie. Richtig neu war dabei lediglich die etwas offensivere Rolle von Kai Pröger, der als einziger Jahn-Akteur zumindest Gefahrenpotenzial schafft – mit Solos auf beiden Seiten und Flanken in den Strafraum.
Der Rest des Jahn-Trauerspiels: Ängstliches Ballgeschiebe ab dem eigenen Strafraum, Fehlpässe spätestens ab der Mittellinie, wo die Magdeburger dicht gestaffelt stehen – oder eben gleich der lange Ball, der im besten Fall in Richtung der einsamen Spitzen geht. Aber weder Dominik Kother noch Christian Kühlwetter können die Zufallspässe auch nur einmal produktiv verwerten.
Per Hacke durch die Schlappen
Die ganzheitliche Verunsicherung der Oberpfälzer gipfelt schließlich in der völlig überflüssigen Slapstick-Führung der Gäste: Mo El Hankouri, in der ersten Hälfte der spielwitzigste Magdeburger, tätschelt die Kugel am Fünfer mit der Hacke, der Ball rollt den überraschten Felix Gebhardt durch Beine und Handschuhe zehn Zentimeter über die Linie, ehe sein Rettungsversuch misslingt, 0:1 (10.).
Danach verwaltet Magdeburg die Partie mit gut 60 Prozent Ballbesitz, fast doppelt so vielen Pässen und einer deutlich höheren Passquote – die Regensburger kommen so gut wie nie in die Zweikämpfe, treffen sowohl in der Bewegung nach hinten als auch im Aufbauspiel meist die falsche Entscheidung, sodass der Ball schnell wieder weg ist und sich die Gäste meist problemlos Richtung Jahn-Strafraum kombinieren können. Dort fehlt dann aber Konsequenz und Genauigkeit beim letzten Pass, weshalb es selten wirklich brenzlig wird.
Heins Monsterchance
Spiegelbildlich zu Gebhardts Missgeschick im eigenen Tor, widerfährt dem fleißigen Bryan Hein kurz vor der Pause ein ähnliches Kunststück vor dem gegnerischen Kasten. Als doch einmal eine Flanke durchrutscht und sich Philipp Hercher mächtig verschätzt, macht Regensburgs Linksverteidiger erst alles richtig, steht mit zwei Körpertäuschungen vor Keeper Dominik Reimann – und schiebt die Kugel aus drei Metern knapp links neben den Pfosten (45.+1).
In der zweiten Hälfte wirkt der Auftritt des Schlusslichts zwar etwas proaktiver. Die Regensburger stören früher, es sind Ansätze von Pressing im vorderen Drittel zu erkennen. Torraumszenen bleiben dennoch Mangelware. Beste Gelegenheit: Ballgewinn von Andi Geipl im Mittelfeld, Konter auf Kühlwetter, der für den Durchmarsch zu langsam ist, einen Schlenker zu viel macht und schließlich – wie schon in zwei anderen Spielen zuvor – vergeblich mit einem Heber den herausgeeilten Reimann überlisten will. Man würde sich vom Routinier aus Heidenheim auch mal eine geglückte Einzelaktion wünschen (56.).
Pröger allein im Strafraum
Und der unermüdliche Pröger kann es eben auch nicht ganz allein richten: Einsam wühlt er sich in den Strafraum, kommt gegen drei aber nicht mehr richtig zum Zug (58.) oder setzt die Kugel aus spitzem Winkel aufs Tordach (66.). Reichlich spät versucht es der neue Cheftrainer mit neuen Impulsen von der Ersatzbank. Eric Hottmann kommt für Kühlwetter (69.), Nico Ochojski für Geipl und Mansour Ouro-Tagba für Pröger (75.). Obwohl sich die Gäste auch in puncto Passquote an die Regensburger anpassen, strahlen sie immer noch mehr Gefahr aus – zumindest ansatzweise.
El Hankouri dribbelt Richtung Strafraum, hat aus 16 Metern freie Sicht und freies Schussfeld – sein Abschluss ist letztlich kein Problem für Gebhardt (77.). Rasim Bulic, der sich im 1:1 gegen den eingewechselten Jason Ceka verschätzt, zupft an der Strafraumkante an dessen Trikot, der geht zu Boden und will den Strafstoß – Schiedsrichter Florian Heft winkt ab (83.).
Falscher Elfer, falsche Ecke
Elias Huth darf zu schlechter Letzt auch noch mitspielen, er kommt für Sebastian Ernst, der trotz mutiger Ankündigung ein weiteres Mal blass bleibt. Als kaum noch jemand im Jahn-Stadion mit der Wende rechnet, geht Hein nach einer Ecke neben Ceka zu Boden – ein Kontakt war da kaum wahrzunehmen. Umso überraschender, dass der bis dato eher großzügige Schiri Heft auf den Punkt zeigt (87.) – und ein Gedeck an Gelben Karten für Marcus Mathisen, El Hankouri und FCM-Coach Christian Titz (88.) verteilt.
Doch noch ein halbes Happy End? Von wegen: Christian Viet schießt den Elfer so, wie er in den 88 Minuten zuvor aufgetreten ist – nicht richtig schlecht, aber uninspiriert in die Ecke, in die sich Keeper Reimann bereits orientiert hat. Passt zum Spiel, ein Elfer, der wohl eher keiner war – genauso verschossen wie Bryan Heins Monsterchance kurz vor dem Pausenpfiff.
Und in den fünf Nachspielminuten: außer einigen Wechseln nichts gewesen. Der Jahn gräbt sich tief ein im Tabellenkeller und bei dieser Spielweise fehlt die Fantasie, wie er sich dort wieder herausbuddeln soll. Etwa am kommenden Samstag, 13 Uhr beim Tabellen-15. Eintracht Braunschweig?
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