Jahn in Liga 2: Bringen Andi Patz‘ neue Fußballlehrer-Ideen die Wende gegen Magdeburg?

Regensburg. Allzu neu ist der neue Jahn-Trainer nicht: Die Domspatzen pfiffen es bereits vergangene Woche vom Stadiondach: Interimstrainer Andi Patz darf bis Saisonende zeigen, wie viel Cheftrainer im Fußballlehrer-Absolventen steckt. Erste Bewährungsprobe am Sonntag, 13.30 Uhr: der 1. FC Magdeburg (9., 18 Punkte, 20:17 Tore).

Mit Regensburger Catenaccio holt Interimstrainer Andreas Patz den zweiten Sieg in Folge, und den ersten Liga-Dreier gegen Elversberg. Foto: jrh

Andi Patz‘ offizielle Ernennung zum Cheftrainer habe ein bisschen gedauert, erklärt Jahn-Sportchef Achim Beierlorzer: „Das lag auch daran, dass Andi noch in der Endphase seiner Fußball-Lehrer-Ausbildung ist und ein Praktikum machen musste – und wir direkt nach dem Auswärtsspiel in Nürnberg drei eng aufeinanderfolgende Spiele hatten, auf die wir uns erst mal fokussiert haben.“

Zwei dieser Aufgaben haben man dann ja auch erfolgreich bewältigt: „Wir sind einmal ins Achtelfinale des DFB-Pokals eingezogen, und haben das Spiel gegen Elversberg gewonnen.“ Somit habe es erstmal gar keine Zeit gegeben, um über Verträge zu sprechen. Das sei jetzt in der Länderspielpause geschehen.

Absolut loyal zu Joe Enochs

Interne Zweifel an seiner Eignung habe es dagegen nie und von niemandem gegeben: „Es gingen alle Hände hoch“, beschreibt er den einstimmigen Beschluss zur Beförderung des zuvor „absolut loyalen Co-Trainers von John Enochs“, der nie Ambitionen auf Sägearbeiten am Stuhl des Ex-Chefs gezeigt habe. Dabei seien alle Gremien mit an Bord gewesen. „Das ist keine One-Man-Show, wir sind alle überzeugt von der Persönlichkeit von Andi und seiner Expertise.“

Deshalb sei man diesen Schritt gegangen: „Weil er einfach bestens zu uns passt.“ Er sei der Bitte nachgekommen, das Amt zunächst interimsmäßig zu übernehmen. „In dieser Zeit haben wir einfach gesehen, dass das der beste Weg ist, so weiterzuarbeiten.“ Auch wenn man spielerisch davon noch nicht allzu viel entdecken konnte: „Klar ist, wir müssen uns weiterentwickeln – und diese Weiterentwicklung sehen wir mit Andi.“

Patz am Puls des modernen Fußballs

Die Überzeugung, dass die interne Lösung die richtige sei, beruhe auf verschiedenen Überlegungen: „Weil der Andi die Abläufe kennt, die Mannschaft kennt, die Liga kennt.“ Und auch ganz, ganz wichtig sei: „Dass man in der kurzen Zeit, in der er jetzt Cheftrainer war, gemerkt hat, dass er am Puls der Zeit ist.“ Patz sei eben direkt mit bei der Ausbildung der neuen Fußballlehrer unterwegs: „Und er bringt sehr, sehr gute Ideen aus diesem Lehrgang mit ein.“

Bezüglich der nun vakanten Co-Trainerstelle habe Beierlorzer im intensiven Austausch mit Patz auch schon jemanden ins Auge gefasst. „Das ist mitten in der Saison nicht ganz so einfach.“ Derjenige welcher, dessen Name nicht genannt werden darf, steht wohl noch woanders unter Vertrag. „Da werden wir eine vernünftige Lösung finden, damit wir, wie zu Beginn der Saison, mit fünf Mann im Trainerteam unterwegs sein werden.“ Im vergangenen Drittliga-Jahr habe noch ein Trainer-Quartett gereicht, aber man war sich einig, noch einen Videoanalysten dazuzuholen.

Patz: „Keine so große Veränderung“

Der neue Cheftrainer bedankt sich standardmäßig „für das entgegengebrachte Vertrauen“, das sei nicht selbstverständlich: „Ich freue mich einfach riesig, habe großen Spaß daran.“ Er habe ja nicht so viel Zeit gehabt, darüber intensiv nachzudenken: „Es war mehr oder weniger ein fließender Übergang“, beschreibt Andi Patz seinen Aufstieg. „Von daher ist das gar keine so große Veränderung.“ Man schaue jetzt von Aufgabe zu Aufgabe, wen wundert’s?

Schon warte mit dem 1. FC Magdeburg der nächste Brocken auf den Jahn: „Das ist eine spielstarke Mannschaft, die sich über Ballbesitz identifiziert“ – im Schnitt mit dem höchsten Liga-Wert. „Eine Mannschaft, die die zweitmeisten Pässe spielt in der Liga, die die sprintstärkste Mannschaft ist.“ Nichtsdestotrotz wolle man selbstbewusst, mit Überzeugung auftreten. „Wir müssen natürlich so einer Mannschaft mit Intensität entgegenwirken.“ Das sei der Plan: „Die Jungs wissen, was zu tun ist.“ Patzens Wort in den Ohren von Andi Geipl und Co.

Jahn verstärkte sich zu Saisonbeginn mit Magdeburgs Sebastian Ernst. Foto: SSV Jahn

Ex-FCM-Profi Ernst: „Muss torgefährlicher werden“

Mit Sebastian Ernst (29), Alexander Bittroff (36) und Julian Pollersbeck (29) haben die Regensburger drei Profis mit Magdeburg-Expertise in den eigenen Reihen. „Ich denke positiv an meine Zeit in Magdeburg zurück“, sagte Ernst zu BILD, „aber ich bin jetzt zu 100 Prozent hier“. Die Tabelle zeige, dass man keine Gastgeschenke verteilen könne. „Wir wissen, dass der FCM über viel Ballbesitz Druck machen wird.“ Doch ein Heimspiel sei kein Wohlfahrtsprojekt: „Wir wollen die Punkte hierbehalten.“

Ein wenig Pfeifen im kalten Winterwald gehört auch dazu: „Das wird hier eine heiße Kiste“, hofft der bisher oft unauffällige Mittelfeld-Regisseur. „Mit 12.000 Fans im Rücken hauen wir alles raus.“ Der Jahn-Stammspieler des Tabellenschlusslichts kann auch mit sich nicht vollends zufrieden sein: „Ich muss unbedingt torgefährlicher werden, war bisher noch nicht an einem Torerfolg beteiligt.“ Vielleicht klappt’s ja am Sonntag.

FCM-Trainer Titz: „Werden den Jahn nicht unterschätzen“

„Regensburg ist eine Mannschaft, die versucht, hinten stabil zu stehen und wenig zuzulassen und dann in den Umschaltsituationen ihre Chancen suchen“, referiert Magdeburgs Cheftrainer Christian Titz vor dem Spiel in Regensburg keine überraschenden Beobachtungen. „Sie haben zweitligaerfahrene Spieler in ihren Reihen.“ Man werde den Jahn nicht unterschätzen. Trotz der 0:3-Heimpleite gegen Hannover vor der Länderspielpause: der Gewinner des Europapokals der Pokalsieger vor 50 Jahren ist natürlich klarer Favorit – trotz leicht positiver Jahn-Gesamtbilanz.

Sogar Hannovers Stefan Leitl musste einräumen, dass Magdeburg nach dem Führungstreffer der Gäste am Drücker war: „Ein tolles Positionsspiel, eine unfassbare Herausforderung für uns.“ Christian Titz etwas frustriert: „Im Fußball zählen Tore, du kannst mehr laufen, mehr sprinten, mehr Zweikämpfe, mehr Kopfbälle holen, du kannst öfters aufs Tor schießen – wenn du machst, was wir leider heute gemacht haben, weil wir drei Tore wirklich so verteidigen, dass wir maßgeblich dazu beigetragen haben.“ Ob Andreas Patz aus dieser Analyse bereits Funken schlagen kann?

Magdeburgs Trainer Christian Titz bei der Pressekonferenz. Foto: jrh

Magdeburgs Titz hat die Qual der Wahl

Auf dem Trainingsplatz des 1. FC Magdeburg turnten am Freitag bis auf die Langzeitverletzten, Xavier Amaechi und Jean Hugonet wieder alle Spieler fleißig mit – auch Baris Atik, dessen Comeback sich wohl dennoch verschiebt. „Er muss wieder ins Mannschaftstraining reinkommen“, sagt Trainer Christian Titz, „das wird noch ein bisschen dauern.“ Außerdem muss Titz auf Herbert Bockhorn, Emir Kuhinja und Lubambo Musonda verzichten.

Wieder fit und einsatzfähig sind dagegen Tatsuya Ito, der sich im Training einen Finger gebrochen hatte, sowie Livan Burcu und Bryan Teixeira. Auf dem Platz stand auch Pierre Nadjombe, der zurück in den Profikader rückt. „Er hat sich in den Vordergrund gespielt“, lobt Titz den Ex-Kölner.

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