Jahn in Liga 2: Untergangsstimmung nach Debakel bei Keller-Konkurrent SSV Ulm
Ulm. Wenn man nur noch will, dass es vorbei ist: Statt Aufholjagd in Ulm, pure Resignation. Der SSV Jahn liegt zur Pause mit 0:3 zurück, wechselt vier Totalausfälle, darunter zwei Neuzugänge. Gegen wen will Regensburg noch gewinnen, wenn nicht gegen den Mitaufsteiger in Schlagweite?

Fußball als Masochismus: Die Hoffnungen vor dem richtungsweisenden Duell um einen Relegationsplatz in der Zweiten Bundesliga bei Mitaufsteiger SSV Ulm waren groß – zumal die vier Neuzugänge gegen Hannover 96, wenn nicht geglänzt, so doch immerhin mutmachende Ansätze gezeigt hatten.
Was das Quartett dann aber in diesem Kellerduell auf den Platz bringt – gegen Spatzen, die nach zuletzt 11 sieglosen Spielen selbst nicht vor Selbstbewusstsein strotzen konnten – lässt einen sprachlos zurück. Sicher, man bürdet Sargis Adamyan, Anssi Suhonen, Tim Handwerker und Frederic Ananou zu viel Verantwortung auf, wenn man von ihnen verlangt, die Misere des Schlusslichts im Alleingang zu lösen. Schließlich waren die vier nicht grundlos für den Wintertransfer verfügbar.
Aber zumindest positive Impulse durfte man von den Verstärkungen erwarten. Die Realität im Donaustadion sieht dann aber anders aus: Die Schwaben dominieren das Spiel spätestens nach dem Führungstreffer von Semir Telalović (24.) nach Belieben – und die Oberpfälzer laden den Bosnier noch vor der Pause höflich zum lupenreinen Hattrick ein.
Machen die Neuen die Alten schlechter?
Adamyan und Suhonen? Fehlanzeige. Damit wir nicht lügen: Suhonen gibt in Hälfte 1 das einzige Regensburger Schüsschen aus gut 20 Metern ab, das in Richtung Tor geht. Was noch schlimmer ist: Selbst ein bisheriger Leistungsträger wie Kai Pröger ist seit dem Zugang des Quartetts so gut wie unsichtbar, als habe sich die Statik in der Mannschaft in die falsche Richtung verschoben.
Vorne fehlt jetzt auch noch das rackernde Element von Eric Hottmann und die zumindest zuweilen eleganten Läufe von Noah Ganaus. Dazu kommt: Rasim Bulic ist trotz seines großen Kämpferherzens als Abwehrchef überfordert, viel zu leicht auszurechnen und auszuspielen und verknotet sich beim hektischen Spielaufbau häufig selbst die Füße.
Kein Umschwung trotz Vierfach-Wechsel
Die Konsequenz: Jahn-Trainer Andi Patz reagiert nach dem Offenbarungseid der Regensburger nach der Pause mit einem Vierfachwechsel, um zumindest die Chance zu wahren, zum ersten Mal in dieser Saison einen Rückstand umzubiegen – bei 0:3 freilich höchst illusorisch. Dass auch nach dem Wiederanpfiff keine stürmische rote Bestie aus den Kabinen gerauscht kommt, sondern ein Team, das wie ein geprügelter Hund über den Platz schleicht, kann man den desillusionierten Jungs dann auch nicht mehr zum Vorwurf machen.
Wer selbst Sport treibt, weiß, wie schwer es ist, sich zu motivieren, sich noch einmal aufzuraffen, den Kopf auszuschalten, wenn man chancenlos im Rückstand liegt. Die fußballerische Watsch’n noch vor der Pause hat gesessen und lähmt die Beine. Dass dann Schiri Eric Weisbach auch noch auf den Punkt zeigt, nachdem Maurice Krattenmacher über die Schuhe des bewegungslosen Ananou stolpert, geschenkt!
Augen zu und durch!
Passend zum Donaudrama flutscht schließlich auch noch dem ansonsten tadellosen Gebhardt nach einer Ecke die Kugel durch die Handschuhe, und der VAR muss für die disfunktionale Torlinientechnik posthum auf 5:0 entscheiden. Für die miese Tordifferenz der Oberpfälzer nicht mehr kriegsentscheidend ist Noah Ganaus Ehrentreffer nach Pannen-Rückpass auf Keeper Christian Ortag (90 + 2).
Worauf kann Sportchef Achim Beierlorzer nach diesem schwäbischen Waterloo noch hoffen? Dass es recht viel schlechter nicht mehr geht? Was fällt ihm ein, um dem Team um den ratlosen Cheftrainer den fehlenden Mut einzuflößen? Jürgen Klinsmann würde vielleicht eine Buddha-Statue aufstellen, aber solch Firlefanz liegt dem fränkischen Rationalisten fern. Pragmatisch kann er nur fordern: Der Abstieg ist wahrscheinlich, also tun wir alles fußballerisch Mögliche, um ihn doch noch zu verhindern – Augen zu und durch, mit Disziplin, Fleiß und Training! Am kommenden Samstag, 13 Uhr, gegen Hertha BSC Berlin.
Das Debakel in Zahlen
- Semir Telalović schnappt die Kugel nach Pass in die Tiefe umkurvt den Rasim Bulic und netzt ins rechte Eck ein, 1:0 (24.).
- Batista Meier liefert die Vorarbeit an der Strafraumkante für Telalović, der sich den Ball zurechtlegt und unhaltbar ins linke Eck verwandelt, 2:0 (34.).
- Same procedure: Pass in die Tiefe auf Telalović, Schlenzer ins rechte Eck, 3:0 (45 + 1).
- Maurice Krattenmacher will an Ananou vorbei, stolpert über dessen Fuß. Schiri Eric Weisbach zeigt nach zwei etwas kniffligen Szenen in Hälfte 1 beim dritten Elferverdacht auf den Punkt. Batista Meier visiert das linke Eck an, Gebhardt ist dran, reicht aber nicht 4:0 (55.).
- Ecke von rechts, Telalović per Kopf, Gebhardt lässt durchrutschen, der zu spät eingewechselte Bryan Hein kann erst kurz hinter der Linie klären, 5:0 (79.).
- Ulmer Leichtsinnsfehler ganz zum Schluss: Zu kurzer Rückpass auf Christian Ortag, Ganaus spritzt dazwischen, umkurvt den Keeper und schiebt aus kurzer Distanz ein, 5:1 (90 + 2).
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