25 Jahre IGZ: Seriensieger beim German Innovation Award (3)

Falkenberg. Die IGZ-Ingenieure wachsen jedes Jahr über sich hinaus. Viermal in Folge gewinnt das Falkenberger Unternehmen den German Innovation Award für Innovative Produktentwicklungen. Inzwischen können Kunden im neuen Innovation Center auch Robotern bei der Arbeit zuschauen.

Johann Zrenner, einer der beiden IGZ-Unternehmensgründer und geschäftsführender Gesellschafter, und Andreas Spangler, Bereichsleiter Innovation, führen durch das Unternehmen. Foto: David Trott

In der letzten unserer dreiteiligen Interview-Reihe beschreiben Johann Zrenner, einer der beiden Unternehmensgründer und geschäftsführender Gesellschafter, und Andreas Spangler, Bereichsleiter Innovation, die Funktionsweise der innovativen IGZ-Produktentwicklungen, die das Falkenberger Unternehmen renommierte Preise abräumen lässt.

Sie sind inzwischen Seriensieger – bevor wir zu den einzelnen Produkten kommen: Welche Strahlkraft haben diese Preise für potenzielle Auftraggeber?

Johann Zrenner:  Der German Innovation Award ist bei unseren Kunden bekannt und hat erhebliche Strahlkraft.

Unser Ziel ist es, die beste, nicht die günstigste Lösung zu finden – eine Lösung, die so innovativ ist, dass sie den bestmöglichen Nutzen garantiert und den Kunden einen Vorsprung gegenüber den Mitbewerbern von drei Jahren verschafft. Johann Zrenner

Andreas Spangler leitet die Entwicklungsabteilung mit 30 Mitarbeitern, die im Bereich Produktionssteuerung und Logistik neue und nachhaltige Lösungen für Themen entwickeln, die die Industrie umtreibt. Es gibt Lösungen, welche die SAP-Standard-Software leisten kann – aber wir haben noch zwei oder drei on top.

Andreas Spangler: Kunden, die lediglich eine günstige Software suchen, kommen in der Regel nicht zu uns. Unsere Bestandskunden stehen vor besonderen Herausforderungen. Wir realisieren gemeinsam Projekte, indem wir das Geschäftsmodell unserer Kunden kennenlernen, deren Herausforderungen besser verstehen und so mit individuellen Lösungen punkten können.

2021 gewannen Sie Gold mit „Pick by Robot mit LUKE2“: Wo wird Luke mit seinem vollautomatischen Werkzeugwechsler und der intelligenten Fähigkeit, zuverlässig und sicher außerhalb fest installierter Zellen selbstlernend zu agieren, eingesetzt – und was macht ihn zur Weltneuheit?

Johann Zrenner:  Wenn ich im Consumer-Bereich die Erwartung habe, dass man um 21 Uhr bestellt und die Ware am nächsten Tag bekommt, müssen die Firmen rund um die Uhr arbeiten. Das geht nur mit Automatisierung.

Andreas Spangler: Der Luke ist ein Kommisionierroboter für das vollautomatische Lager. Er greift selbstständig in Behälter, um die benötigte Ware zu entnehmen. Die technische Herausforderung war es, einem Roboter beizubringen, mit Kameras zu erkennen, was er entnimmt. Er kann mit oder ohne Person arbeiten.

Johann Zrenner, einer der beiden IGZ-Unternehmensgründer und geschäftsführender Gesellschafter, und Andreas Spangler, Bereichsleiter Innovation, führen durch das Unternehmen. Foto: David Trott

2022 errangen Sie Gold mit „Assembly by Motion“ durch IDA2, der „Intelligent Digital Assistant 2“, ein nachrüstbares Werkerassistenzsystem, das eine automatisierte Steuerung und Überwachung von Montage-, Logistik- und Qualitätsprozessen in einem System vereint. Was macht IDA2 genau?

Andreas Spangler: IDA ermöglicht das Zusammenbauen eines Produktes, wie etwa einer Hilti. Die Montageanleitung wird am Bildschirm angezeigt – es veranschaulicht jeden Arbeitsschritt, überwacht den Werker und anschließend wird der nächste Arbeitsschritt angezeigt.

Aus der Montageanweisung leitet sich außerdem eine Stückliste ab, sodass man am Schluss des Prozesses sicher sein kann, dass die richtige Schraube an der richtigen Stelle sitzt. Andreas Spangler

Johann Zrenner: Wir haben es mit einem Technologiewechsel zu tun. Früher hat ein Mitarbeiter Preise eingetippt. Dann kam die Scanner-Kasse bei Aldi, die keine Fehler mehr macht. Der Prozess hier ist ähnlich. Weil die Losgrößen immer kleiner werden, werden die Arbeitsprozesse auch immer individueller. Wir haben es geschafft, das Assistenzsystem mit SAP zu betreiben. Auch ungelernte Arbeiter können das benutzen. Und der Einsatz dieser Technologie amortisiert sich in zwei, drei Jahren.

Andreas Spangler, Bereichsleiter Innovation bei IGZ, erklärt die Funktionsweise der innovativen Produktentwicklungen. Foto: David Trott

2023 wurde das Pack-Assistenz-System HAWK2 von IGZ ausgezeichnet, weil es mit Falkenaugen die Verpackungsplanung und den -prozess im Blick behält, um an den Arbeitsplätzen die bestmöglichen Packergebnisse zu erzielen. Dafür arbeitet das System kollaborativ mit dem Packer zusammen und ermöglicht durch eine optimale Kalkulation der Schlichtmuster Transport- und Versandvolumen-Einsparungen von bis zu 30 Prozent. Ein anschauliches Beispiel wäre hilfreich …

Andreas Spangler: Nehmen wir an, Sie wollen auf einer Palette Kartons so schlichten, dass möglichst wenig Luft dazwischen ist, damit der Raum in einem Container bestmöglich ausgenutzt werden kann. Unsere Kameratechnik beobachtet den Werker und leitet ihn an. Es kann passieren, wenn der Hawk auf einen erfahrenen Mitarbeiter trifft, dass der im Einzelfall feststellt: „Das kann ich noch besser schlichten.“ Hawk prüft dann wie mit einem Navigationssystem, ob das stimmt, und wenn ja, passt er das restliche Schlichtmuster entsprechend an. Solche Lernphasen kommen vor allem vor, wenn wir neue Artikel haben und die Verpackung verändert wurde.

Johann Zrenner, einer der beiden IGZ-Unternehmensgründer und geschäftsführender Gesellschafter, führt durch das Unternehmen. Foto: David Trott

2024 GIA, Move-by-Robots choreografiert in Echtzeit sämtliche Transporte in einem Lager – insbesondere im Zusammenspiel mit Förderstrecken und Gebäudetechnik. Welche Vorteile bietet das?

Johann Zrenner: In modernen Logistikzentren wird ein bunter und stetig wachsender Mix autonomer Roboter und Transportsysteme diverser Hersteller betrieben. Dieses Nebeneinander führt zu Effizienzverlusten. Die SAP basierte Softwareplattform greift in die Steuerung jeder Ressource und jedes Fahrzeugs ein und erreicht mithilfe der integrierten KI höchste Effizienz. Dadurch werden bei gleicher Leistung weniger Fahrzeuge benötigt und Ressourcen geschont. Sie können frei im Raum fahren, ohne Staus zu verursachen. Wir haben die Möglichkeit, die Systeme übergreifend zu steuern. Und der Kunde hat den Zusatznutzen, die Geräte auszusuchen, die er möchte.

Andreas Spangler: Sie können sich das sich wie eine KI-gesteuerte Verkehrsregelung vorstellen. Es gibt immer mehr Hersteller selbstfahrender Stapler. Wenn verschiedene Modelle im Lager unterwegs sind, verstehen sie sich nicht untereinander.

Vor dieser Anwendung gab es immer wieder Staus und Wartezeiten durch eine nicht effiziente Fahrweise. Andreas Spangler

Wir organisieren den Prozessablauf dahinter. In Kombination aller verfügbaren Daten können wir die gesamte Intelligenz bündeln.

Seriensieger: In vier aufeinanderfolgenden Jahren gewinnt IGZ den German Innovation Award für innovative Produktentwicklungen. Foto: David Trott

Etappen der IGZ-Geschichte

1999: Die Brüder und Ingenieure Wolfgang Gropengießer und Johann Zrenner gründen in einem elterlichen, renovierten landwirtschaftlichen Gebäude in Falkenberg, der Softwarescheune 1.0, die IGZ, mit dem Ziel, innovative und anspruchsvolle Logistik mit SAP Standardsoftware zu realisieren.

2000: IGZ realisiert für Schenker ein SAP-Logistikprojekt für die deutschlandweite Verteilung von Spirituosen des französischen LVMH-Konzerns am Standort Schweinfurt. Als erstes Unternehmen gelingt es, die SAP-Software auf kleinen mobilen Stapler- und Handterminals ablaufen zu lassen.

2007: Ein wichtiger Meilenstein für die gesamte SAP-Logistikbranche ist der erste Piloteinsatz der neuen SAP EWM Materialflusssteuerung für vollautomatische Hochregallager und Kleinteilelager. Mit der SAP-Extended Warehouse Management (EWM) können Unternehmen Lagerbewegungen steuern und ihre betrieblichen Abläufe mit erweiterten Funktionen verbessern. Mit der esco – european salt company GmbH & Co.KG gewinnt IGZ den ersten Kunden für dieses Modul.

2008: Mit der SAP MES 2008, ein Manufacturing Execution System (MES) zum Optimieren des Fertigungsprozesses durch Überwachung, Verfolgung, Dokumentation und Steuerung des gesamten Produktionslebenszyklus, steigt SAP #in den Markt für Produktionssteuerung ein – IGZ nutzt die Software und findet mit Werner & Mertz (Erdal) aus Mainz den ersten Kunden für dieses Projekt.

2011: Um in der Steuerungstechnik Fuß zu fassen, gründet das Falkenberger Unternehmen die IGZ Automation mit der Übernahme und Integration der Firma Walberer Steuerungstechnik. Der erste Grundstein als SAP EWM-Generalunternehmer ist gelegt.

2017: IGZ erschließt weitere SAP-Module erschlossen und nimmt den Bereich Transport Management mit SAP TM in das Portfolio auf. Damit wird die SAP- „Digital Supply Chain“ weiter abgerundet. 

2020: Mit dem Bau des neuen Headquarters, der Softwarescheune 5.0, beginnt ein neues Kapitel. Das moderne und nachhaltig konstruierte Gebäude bietet Platz für weitere Ausbaustufen.

2021-2024: In vier aufeinanderfolgenden Jahren gewinnt IGZ den German Innovation Award für Innovative Produktentwicklungen. 2021 Pick by Robot mit LUKE2, 2022 Assembly by Motion mit IDA2, 2023 Packing Assistant mit HAWK2 und 2024 Move-by-Robots für die Steuerung Autonomer Transportroboter. Das Unternehmen nimmt ein neues Innovation-Center in Betrieb, in dem die Kunden die Möglichkeit haben, auf über 300 Quadratmetern Ausstellungsfläche Innovationen zu erleben und auszuprobieren.

* Diese Felder sind erforderlich.