Bockboanig [ˈbɔkbaɪ̯nɪç]: Bitte einfach mal den Kopf zumachen!

Nordoberpfalz. Das Jahr hat noch kaum begonnen und da schwadronieren sie wieder aus allen Löchern, frei nach dem Motto "Gscheidhaferl aller Länder, vereinigt euch!" Eine Glosse.

Der Rieger – so ein Gscheidhaferl, aber echt! Montage: Ann-Marie Zell/OberpfalzECHO

Was zeichnet eigentlich ein echtes Gscheidhaferl aus? Das passionierte G. hierzulande weiß natürlich immer alles besser und hat auch immer die exakten, nichtssagenden Ratschläge parat. Das ganze geschieht selbstverständlich völlig leistungsunabhängig und ohne selbst in irgendeiner Art und Weise selbst Verantwortung übernommen zu haben. Das nennt man heute auch „Coaching“ oder „Consulting“, also ein Gscheidhaferl im Maßanzug/-kostüm. Klingt zwar flotter, aber es eher schlimmer, denn das Auge isst bekanntlich mit, ergo glauben wir den smarten Bubis und Mädis noch mehr.

Wichtig ist dabei auch immer, dass es nur schwarz und weiß, links und rechts, an und aus gibt. Alles andere würde schließlich sauber die Synapsen knallen lassen und dafür hat der Deutsche keine Zeit und, wie es mir immer mehr scheint, leider auch keine geistigen Kapazitäten.

Vorsicht, die Guten haben schön langsam die Schnauze voll!

Man entkommt ihnen leider auch nicht, sie penetrieren unsere Hirnrinde auf allen Kanälen. „Den Teufel spürt das Völkchen nie und wenn er sie beim Kragen hätte“, sprach Mephisto zu Faust in Auerbachs Keller. Ähnlich geht es uns mit unseren Gscheidhaferln, denn sie wissen mitunter gar nicht, was sie anrichten.

Wo die starken Macherinnen und Macher in den Vereinen, Schulen, Institutionen und Unternehmen einst lächelnd abgewunken und dann wieder kraftvoll angepackt haben, herrscht heute zunehmend Müdigkeit. Wer mag es ihnen verdenken.

Gschaftelei mit langer Historie

In Zeiten vor Social Media gab es den Stammtisch, auch da ist immer ein Gscheidhaferl mit dabei gesessen. Wer jetzt sagt „nein, bei uns nicht“, der sollte sich mal Gedanken über die eigene Rolle an diesem immateriellen Kulturgut machen. Aber das hatte doch noch Charme – man hat sich die Köpfe heißgeredet und gut war es oder man verließ dann mitunter das Lokal kurz („Geh ma ausse, dann hau i dir dei Heipl sulzig“). Hinterher hat man sich dann aber auf jeden Fall eine Maß gekauft und fertig.

So wars, die gute alte Zeit. Das Bier war noch dunkel, die Menschen waren typisch, die Burschen schneidig, die Dirndl sittsam und die Honoratioren ein bisserl vornehm und ein bisserl leger… Apropos Josef Filser &Co. – in diesem Fall sei es den Politikerinnen und Politikern erlaubt zu „gscheidhaferln“, das trage ich ihnen nicht nach, Trommeln gehört zu ihrem Handwerk. Einem Sportler wirft man schließlich auch nicht vor, dass er schwitzt.

Wo ist der Lösungsansatz?

Aber gibt es denn überhaupt ein Mittel gegen die G.’s dieser Welt (auch ich bin ein altes Gscheiderl und weiß natürlich, dass es im Deutschen der Deppenapostroph nicht gibt)? Spontan fällt mir da eigentlich nur der Tinnitus ein.

Man mag von Dieter Nuhr halten, was man will, aber ein Zitat passt perfekt und bildet die abschließende Klammer zur Überschrift: „Wenn man nichts zu sagen hat – einfach mal die Fresse halten“. Ich habe fertig.

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