Jahn in Liga 2: Regensburg stets bemüht, Düsseldorf trifft dreifach

Regensburg. Der SSV Jahn hat sich stets bemüht: Klingt nach Schulzeugnis, ist so gemeint. Weil Fortuna Düsseldorf kurz vor der Halbzeit sowie gegen Ende des Spiels doppelt trifft und Regensburg nicht, ist das Klassenziel stark gefährdet. Dazu kommen zwei Platzverweise für die Ersatz-Außenverteidiger.

Jetzt kann es auch Jahn-Trainer Joe Enochs nicht mehr mit anschauen. Trotz aller Mühe lassen sich die Regensburger gegen Ende des Spiels ausknocken. Foto: jrh

In den fast 100 Minuten, die das ungleiche Duell zwischen dem Zweitliga-Schlusslicht und dem Spitzenreiter Dank Video-Beweises und Verletzungspausen dauert, steht der SSV Jahn über rund 90 Minuten kompakt, lässt wenig zu, bemüht sich redlich um Offensivaktionen, kommt auch zu einigen Abschlüssen.

Aber wenn kein Regensburger trifft, reicht der Fortuna aus Düsseldorf eben eine Ecke, eine starke Einzelaktion von Myron van Brederode und ein Elfmeter für ein standesgemäßes 3:0. Hört sich deutlich an, ist es am Ende auch, selbst wenn lange ein Remis greifbar scheint. Und so stehen am Ende des 9. Spieltags für Regensburg Platz 18, 4 mickrige Punkte und negativ-rekordverdächtige 1:22 Tore im Zwischenzeugnis.

Rot-Desaster für Jahn-Abwehr

Dass gegen Ende des Spiels mit Leopold Wurm (Gelbrot) und Bryan Hein (Rot) die zwei Ersatzaußenverteidiger vom Platz müssen, welche die verletzten Bene Saller und Oscar Schönfelder bislang recht ordentlich vertraten, macht das Desaster komplett. Die Karten kann man geben, ob man sie geben muss, ob sie auch verhältnismäßig sind?

Auf einen Mitleidsbonus kann der Jahn nicht setzen. Am etwas kleinlichen, aber völlig korrekt pfeifenden Unparteiischen Lukas Benen hat es nicht gelegen, dass die Oberpfälzer einmal mehre leer ausgehen. Der Schiri nimmt nach rund zehn Minuten und einem Video-Studium sogar einen vermeintlichen Strafstoß zurück – nicht die einzige glückliche Fügung für den Jahn.

Schiri Lukas Benen nimmt den Elfmeterpfiff für Fortuna Düsseldorf nach Videobeweis zurück. Foto: jrh

Fortuna reicht Geduld

Ansonsten kann man an der Leistung, der Einstellung, dem Engagement der angeschlagenen Hausherren wenig aussetzen: Das Spiel gegen den Ball ist über weite Strecken deutlich aggressiver und zielführender als zuletzt – was zumindest zu Torannäherungen führt. Allerdings fehlen im letzten Drittel meist die genauen Pässe, sodass Chancen eher durch Zufälle oder Querschläger resultieren.

Ein weiteres Manko: Wenn die Düsseldorfer die Regensburger dann doch einmal überspielen, bricht im Jahn-Strafraum die große Hektik aus: Mehrfach landen die nervösen Klärungsversuche wieder beim Gegner, oft schafft es der Befreiungsschlag nicht einmal aus dem 16er raus. Und so kommt es, wie es kommen muss: Der Spitzenreiter muss nur lange genug geduldig warten, bis sich die Jahn-Abwehr in der wilden Schlussphase selbst um den einen möglichen Punkt bringt.

Schiri Lukas Benen nimmt den Elfmeterpfiff für Fortuna Düsseldorf nach Videobeweis zurück. Foto: jrh

Einmal Jahn-Glück reicht nicht

Mit Eric Hottmann als Sturmpartner von Christian Kühlwetter und Rasim Bulic statt Kapitän Andi Geipl knüpft der Jahn zu Beginn mit beherztem Pressing an das solide Testspiel beim FC Augsburg an. Nach kaum einer Minute sucht Kühlwetter aus gut 20 Metern den schnellen Abschluss, keine Gefahr für Florian Kastenmeier, dem Regensburger im Tor der Düsseldorfer (1.). Brisant wird es aber viel zu früh im 16er der Regensburger.

Strafstoß für die Fortuna? Florian Ballas verhindert mit einer Grätsche die Direktabnahme am Fünfer, dann entschärft Jahn-Keeper Felix Gebhardt den Kopfball von Felix Klaus aus kürzester Entfernung, schließlich rutscht Luis Breunig von hinten in Ball und Dawid Kownacki, Schiri Benen zeigt sofort auf den Punkt (7.). Während sich Kownacki und Breunig noch am Boden wälzen, lauscht der Unparteiische den Worten aus dem Knopf in seinem Ohr, begibt sich schließlich selbst zum Bildschirm – und nimmt die Entscheidung zurück: Breunig trifft zuerst den Ball (11.).

Luis Breunig bleibt nach dem Klärungsversuch gegen Dawid Kownacki erst einmal verletzt liegen. Den Elfer für Düsseldorf gibt es zum Glück wenigstens nicht. Foto: jrh

Wenig los in der Box

Anschließend passiert in beiden Strafräumen eher wenig. Hottmann tankt sich mal über rechts durch, flankt in die Mitte, Hein leitet per Kopf weiter auf Sebastian Ernst, dessen Drehschuss in der Nähe des Elfmeterpunkts wird von Tim Oberdorf zur Ecke geblockt (18.). Auf der anderen Seite ist Breunig hellwach, als Matthias Zimmermann in den Lauf von Kownacki passen will, und mit langer Rutschpartie in letzter Sekunde ins Seitenaus klärt (27.).

Der fleißige Kai Pröger versucht sein Bestes, um auf der rechten Seite Räume aufzureißen – steht sich aber mit manchem Stockfehler oft selbst im Weg. Dieses Mal kommt er zur Flanke in die Mitte, Hottmann streift die Kugel nur noch mit dem Resthaar, und Kühlwetter kommt am zweiten Pfosten ohnehin zu spät – und aus dem Abseits (32.).

Jahn Trainer Joe Enochs versucht seine Jungs gegen Fortuna zu dirigieren. Foto: jrh

Fortuna reicht ein Standard

Das ist dann wohl symptomatisch für ein Duell zwischen Letztem und Ersten. Den Gästen reicht ein Standard, um kurz vor der Pause in Führung zu gehen. Den ersten Versuch unterläuft Hein, weshalb Ballas zur zweiten Ecke klären muss. Isak Johanesson, der zuvor Gelb sah, weil er nach Prögers angelegtem Ellbogen aufgeregt Hand fordert, bringt den Pass mit Effet, Oberdorf springt höher als Breunig, die Kugel segelt unhaltbar ins rechte Eck. 0:1 (44.).

Die Regensburger würden das Missgeschick gerne noch vor der Pause korrigieren. Hein flankt von links in die Mitte, Hottmann fehlen ein paar Zentimeter, Kastenmeier schnappt sich den Flankenball (48.). Was fällt jetzt Jahn-Trainer Joe Enochs in der Kabine ein, um seine Jungs nach diesem Nasenstüber zum denkbar schlechtesten Zeitpunkt wieder aufzurichten?

Die Jahn-Fans geben alles, auch wenn die Ergebnisse ausbleiben. Foto: jrh

Mehr vom Spiel, nicht an Toren

Nach der Pause gelingt es den Regensburgern mehr und mehr, das Spiel an sich zu reißen. Begünstigt durch die Passivität des Tabellenführers, der die Führung jetzt nur verwaltet. Oder soll man vielmehr die Cleverness von Düsseldorfs Coach Daniel Thioune loben, der um die Harmlosigkeit der Oberpfälzer weiß und sie bewusst rauslocken möchte? Noch einmal probiert es der kämpferische Hotte, kann die Kugel aber volley nicht kontrollieren, die Flanke landet hinter dem Tor (52.).

Nach einer Freistoßflanke von links klärt zunächst Oberdorf per Kopf, Wurm pflückt sich die Kugel geschickt herunter, übersieht aber Pröger, der hinter ihm zur Volleyabnahme angesetzt hatte – ihr müsst mehr reden, Burschen (57.). Unermüdlich rackert Pröger auf rechts gegen Joshua Quarshie an, seine Hereingabe blockt Jordy de Wijs zur Ecke (60.).

Jahn-Sportchef Achim Beierlorzer will’s vom vierten Offiziellen genau wissen. Foto: jrh

Noahs vergebliches Solo

Höchste Zeit für Wechsel. Noah Ganaus kommt für Kühlwetter, der wieder völlig wirkungslos bleibt. Elias Huth bekommt seine Chance und ersetzt Hottmann, der viel gearbeitet hat (63.). Und der lange Noah ist gleich nach einem Pass von der Mittellinie auf und davon, steuert auf den herausgeeilten Kastenmeier zu – und bringt die Kugel nicht am Keeper vorbei. Da die Fahne anschließend zu Recht hochgeht, muss man sich nicht allzu sehr ärgern (64.). Pröger hebt einen Freistoß Richtung Fünfer, Kastenmeier kann die Kugel nicht festhalten, Ganaus stochert sie neben den Pfosten (67.).

Nach 20 Minuten Sendepause hat auch Düsseldorf mal wieder eine Chance. Johannessons Schuss von der Strafraumkante nach Ballas‘ zu kurzem Klärungsversuch streift die Oberkante des Lattenkreuzes (71.). Kurz darauf leistet sich Wurm in der Rückwärtsbewegung einen folgenschweren Aussetzer: Zu spät merkt er, dass beim Düsseldorfer Konter keine Absicherung nach hinten steht und   zerrt an Rossmann, ohne dessen Steilvorlage auf Johannesson verhindern zu können – der Isländer wäre einsam auf Gebhardt zugesteuert, hätte Schiri Benen den Vorteil nicht abgepfiffen. Glück für Regensburg, aber Gelb für Wurm (72.).

Joe Enochs Tipps für Eric Hottmann führen auch nicht zum Torerfolg. Foto: jrh

Van Brederode killt den Jahn

Huth macht das an der rechten Strafraumkante geschickt, lehnt sich in Quarshie und bekommt den Freistoß. Prögers Chip ist zu lasch, Quarshie klärt per Kopf (74.). Bei den Fortunen macht sich der technisch versierte Myron van Brederode bereit, für offensive Impulse in der Schlussviertelstunde zu sorgen (76.). Zunächst aber nochmal die Gelegenheit zum Ausgleich: Hein flankt von links, Huth bringt bei seinem Kopfball aus acht Metern keinen Wumms hinter die Kugel, Kastenmeier fängt sicher (77.).

Wie man’s besser macht, macht van Brederode vor. Von links zieht er in die Mitte, tanzt zwei Verteidiger aus, chippt die Kugel auf Kownacki, der sie sich mit der Brust herunterholt und vom Fünfer einnetzt, 0:2 (81.). Erst bereitet er die Vorentscheidung vor, dann dezimiert er die Gastgeber: Van Brederode legt die Kugel an Wurm vorbei und stolpert übers lange Bein. Schiri Benen reicht das für Gelbrot, Wurm ist draußen (83.).

Dreimal dürfen die Düsseldorfer beim SSV Jahn jubeln. Foto: jrh

Höchststrafe für Hein

Und wenn du kein Glück hast, kommt auch noch das Pech dazu. Langer Ball auf Jona Niemic, Hein zerrt an ihm, weshalb der nicht richtig zum Zug kommt – auch in diesem Fall entscheidet der Schiri im Zweifel für den Gefoulten, zeigt auf den Punkt.

Und Benen belegt Hein mit der Höchststrafe – glatt Rot, vermutlich in der Auslegung als letzter Mann – keine Kunst am Fünfer, wo sich aber auch noch zwei andere Spieler tummelten (88.). Vincent Vermeij lässt Gebhardt keine Chance und knallt die Kugel in den linken oberen Winkel, 0:3 (89.).

Die Fans von Fortuna Düsseldorf sind zufrieden: Geduld und Ergebnisverwaltung reichen beim SSV Jahn. Foto: jrh zum Dreier

Es fehlt die Fantasie für den Turnaround

Armes Schlusslicht: Jahn-Trainer Joe Enochs schlägt die Hände vors Gesicht, das Ergebnis fällt jetzt auf alle Fälle zwei Tore zu hoch aus. Aber ja, wenn man den Ball in neun Spielen nur ein einziges Mal selbst im gegnerischen Tor unterbringt, fehlt es an mehr als nur am nötigen Glück.

Momentan fehlt vor allem die Fantasie, wie diese Mannschaft den Turnaround noch schaffen soll. In der Abwehr fehlt die Ruhe, wenn es im Strafraum hektisch wird. Im Mittelfeld die Übersicht und Präzision, um die Stürmer in Szene zu setzen. Apropos: Welche Stürmer? Nächste Gelegenheit am kommenden Freitag, 18.30 Uhr beim 1. FC Nürnberg.

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