Jahn in Liga 2: Gelingt der Neustart gegen Kaiserslauterns Rote Teufel?
Regensburg. Das 0:3 gegen Mitaufsteiger Münster: ein derber Wirkungstreffer. Kein Wunder, dass erste Nachfragen nach der Sattelfestigkeit von Jahn-Trainer Joe Enochs bei Sportchef Achim Beierlorzer auflaufen. Der beendet die Diskussion vor dem Heimspiel gegen Kaiserslautern mit einem klaren Bekenntnis.

Die Enttäuschung in Regensburg ist groß. Nach unglücklichen Niederlagen in Berlin (0:2) und gegen Fürth (0:4, bei dem das Ergebnis deftiger war als der Spielverlauf), folgten zwei herbe Klatschen in Hamburg (0:5) und gegen Preußen Münster (0:3). Weniger die Niederlagen selbst als mehr das Zustandekommen lassen erste Zweifel an der Ligatauglichkeit der Oberpfälzer aufkommen:
- 1:16 Tore nach sechs Spielen, lediglich ein Sieg gegen Mitaufsteiger Ulm (1:0)
- Trotz aller Warnungen vor frühen Toren: schnelle Rückstände in Hannover (11.), gegen Fürth (4.), in Hamburg (1., 14.).
- Auflösungserscheinungen nach dem zweiten Gegentreffer gegen Fürth, HSV und Münster
- Eine Abwehr, die sich mit einem langen Ball aushebeln lässt
- inkonsequentes Pressing
- wenig klare Torchancen
- und in der Folge erst ein Treffer.
„Joe Enochs war nicht auf dem Platz“
Gegen eine Trainerentlassung sprechen dennoch zwei gute Gründe: Zum einen zeigen Statistiken, dass der Austausch der Männer an der Seitenlinie nur selten eine nachhaltige Wirkung zeigt. Zum anderen sitzen beim SSV Jahn ja faktisch gleich zwei hoch qualifizierte Übungsleiter auf der Bank. Neben Cheftrainer Joe Enochs ist auch Sportchef Achim Beierlorzer schließlich immer präsent: in der Kabine, auf der Bank und im Motivationskreis vor und nach dem Spiel. Und der hat schließlich in zwei höchst erfolgreichen Spielzeiten schon einmal bewiesen, dass er Zweite Liga kann.
Dementsprechend deutlich fällt Beierlorzers Bekenntnis zum US-Amerikaner aus: „Es geht nicht darum, dass ich jemanden an der Spitze austausche“, sagte er zum BR, „wir müssen mit der Mannschaft arbeiten.“ Soweit er das verfolgt habe, „war Joe Enochs nicht auf dem Platz“, ergänzte der Franke spitzfindig. „Wir waren uns von Anfang an bewusst, dass wir eine schwere Saison vor uns haben, in der das einzige Ziel der Klassenerhalt sein kann.“ Jetzt gehe es darum, die Mannschaft wieder aufzubauen.
Rücktritt ausgeschlossen
Ein Schicksal wie Karel Geraerts vom taumelnden Pottriesen FC Schalke 04 muss er also nicht befürchten. Und eine Kurzschlussreaktion wie vom Lilien-Kollegen Torsten Lieberknecht, der entnervt aufgab, liegt nicht im Naturell des besonnenen Kaliforniers: „Ich werde mich nicht selber entlassen“, lehnt er einen Rücktritt ab. Er sei vielmehr zuversichtlich, die richtigen Schlüsse zu ziehen. „Fakt ist, dass wir besser im Kollektiv verteidigen müssen.“ Gegen Münster habe man vor dem 0:1 zwei, drei richtig gute Chancen liegen gelassen: „Leider gehen wir nicht in Führung.“ Die Gegentore fielen dann zu einfach. „Das sind keine einzelnen Fehler, sondern sie passieren im Kollektiv.“
Klar sei eine so deutliche Niederlage gegen einen direkten Mitbewerber um den ersten Nichtabstiegsplatz, bei dem eigentlich die Devise „verlieren verboten“ galt, extrem bitter. „Dass die Jungs enttäuscht waren, am Sonntag, Montag, ist definitiv so – natürlich ist die Stimmung gedrückt.“ Aber inzwischen stehe wieder eine hoch motivierte, hart arbeitende Mannschaft auf dem Trainingsplatz: „Die wollen diese Fehler, die wir gemacht haben, abstellen“, ist sich Enochs sicher. „Wenn wir das tun, sind wir schwer zu schlagen, aber wenn wir einfache Fehler machen, wird’s schwer gegen einen so guten Gegner wie Kaiserslautern.“
Prunkstück: die Offensivabteilung
Und mit dem 1. FC Kaiserslautern kommt am Samstag, 13 Uhr, jetzt auch noch ein ganz anderes Kaliber ins Jahn-Stadion: „Wir haben viele Spiele von denen gesehen“, erklärt der Trainer, „eine wirklich sehr robuste Mannschaft.“
- Mit den zwei Innenverteidigern Jan Elvedi und Jannis Heuer – sowie Boris Tomiak, der sich immer fallen lässt. „Also drei sehr robuste Innenverteidiger, die sehr flexibel sind, mal in einer Fünferkette, mal in einer Viererkette spielen.“
- Dann Marlon Ritter und Filip Kaloč: zwei spielstarke Achter im zentralen Mittelfeld.
- „Aber das Prunkstück ist natürlich die Offensivabteilung“: Mit Aaron Opoku, Ragnar Ache, Richmond Tachie, Daniel Hanslik und Philipp Klement – „sehr unterschiedliche, aber sehr schnelle Spieler, die immer sehr torgefährlich sind und gut die 1:1-Situationen lösen können.“
„Deswegen müssen wir höllisch aufpassen“, warnt Enochs einmal mehr. „Wir treffen auf eine Mannschaft, die sehr schwer zu schlagen ist, die sehr viel Qualität mitbringt, aber wir brauchen uns nicht zu verstecken.“ Man müsse halt endlich die eigenen Stärken ins Spiel bringen: „Wenn wir das tun, wird’s ein gutes Spiel werden.“ Gelingen muss das auch noch einer ersatzgeschwächten Elf ohne Christian Schmidt, Bene Saller und Nico Ochojski. „Oscar Schönfelder hat tatsächlich einen Kreuzbandriss“, wiederholt Enochs die befürchtete Diagnose, „das ist extrem bitter, wir wünschen ihm alles Gute“. Immerhin: „Er wurde bereits erfolgreich operiert.“
Enochs: „Im Kollektiv besser verteidigen“
Wie will Enochs die zwei Leerstellen auf der linken und rechten Abwehrseite füllen? „Bryan Hein ist prädestiniert für die Position auf der linken Seite“, nimmt er nach der harschen Kritik den jungen Spieler, der am Mittwoch seinen 23. Geburtstag hatte, in Schutz. „Er bringt alles mit“, stärkt er dem Talent den Rücken, „natürlich ist Zweite Liga ein Sprung, aber wir sind so was von Bryan überzeugt, dass er nicht nur Zweite Liga spielen kann, sondern eine große Zukunft vor sich hat.“ Die ganze Mannschaft müsse Bryan jetzt unterstützen, er dürfe mit Kaiserslauterns schnellen Stürmern nicht alleine gelassen werden: „Wir müssen im Kollektiv besser verteidigen.“
Der Ausfall von Saller und Ochojski auf der rechten Seite sei da schon problematischer. „Aber wir haben mit Robin Ziegele und Alexander Bittroff zwei Spieler, die eine Position tiefer spielen können.“ Dazu komme Jonas Bauer aus der zweiten Mannschaft, „der dieses Jahr komplett zu uns gestoßen ist, und einen sehr, sehr guten Weg gemacht hat – da haben wir genügend Optionen, um das zu kompensieren“. Er sei sich sicher, die richtige Lösung zu finden.
„Lange die Null halten“
Fakt sei jedenfalls, dass man nur mit einer geschlossenen Mannschaftsleistung den Weg aus der Krise finde: „Wenn wir uns entscheiden, vorne zu attackieren und überspielt werden“, müssten „alle gemeinsam zurück zum Ball kommen, nicht die Ordnung verlieren.“ Ein typisches Beispiel dafür sei das 0:2 gegen Münster: „Ein langer Ball und wir sind ausgespielt.“ Aber: „Wir arbeiten dran jeden Tag, und da bin ich mir sicher, dass wir das anders erledigen werden.“ Schließlich müsse man auch die Standardsituationen gegen Kaiserslautern gut verteidigen – was bisher recht gut gelungen sei.
„Wichtig wird sein, nicht frühzeitig ein Gegentor zu bekommen, damit wir lange die Null halten.“ Denn die frühen Rückstände hätten die Jungs jedes Mal zurückgeworfen. Allerdings hatte Enochs auch vor den bisherigen sechs Spielen davor vergeblich gewarnt und appelliert, von der ersten Sekunde an hellwach zu sein. Das Prinzip Hoffnung stirbt eben zuletzt. Nicht schlecht wäre dann noch, dem bisher einzigen Treffer gegen Ulm den ein oder anderen hinzuzufügen, geht der fromme Wunsch an die Herren Christian Kühlwetter, Dominik Kother und Kai Pröger. „Damit wir selber, wenn wir Torchancen haben, effizienter werden.“
FCK: Markus Anfangs Genesungswünsche an Oscar Schönfelder
Exakt abgezählte 1817 Fans aus Kaiserslautern werden bisher im Gästeblock erwartet – aber mit den restlichen im Stadion verteilten Anhängern der Roten Teufeln dürften wohl gut über 2000 zusammenkommen. Die Reise nach Regensburg nicht antreten werden dagegen verletzungsbedingt voraussichtlich die Profis Kenny Prince Redondo, Almamy Touré, Afeez Aremu, Daisuke Yokota, Frank Ronstadt und Hendrick Zuck.
Schöner Zug dagegen gleich zu Beginn der PK von FCK-Trainer Markus Anfang: „Gute Besserung an Oscar Schönfelder“, ist er mit Gedanken beim ehemaligen Schützling, „ich habe ihn in Bremen trainiert, er hat sich jetzt das zweite Mal schwer verletzt.“ Jahn Regensburg wiederum sei ihm aus der vergangenen Saison bestens bekannt. „Das ist eine Mannschaft, die immer wieder zuschlägt auch bei Standardsituationen – sie haben letztes Jahr, als ich noch in Dresden war, mit 1:0 bei uns gewonnen in der Nachspielzeit durch eine Standardsituation.“
Man müsse aufpassen, Regensburg kleinzureden. Noch dazu, weil es In den vergangenen fünf Partien keinen Pfälzer Sieg gab. „Ich weiß, dass es schwer wird, dort zu spielen, aber die Wahrscheinlichkeit wird dann immer höher, wenn man schon über Statistik spricht.“ Erik Wekesser, der drei Jahre in Regensburg gespielt hat, brauche man allerdings deshalb nicht um Rat fragen. „Der kann sich aufs Spiel konzentrieren.“
Vielmehr müsse man – Statistik wie 1:16 Tore hin oder letzter Platz her – hochkonzentriert sein und das eigene Spiel durchbringen. „Da spielt es keine Rolle, was vorher war.“ Man habe selbst drei Spiele gegen richtig gute Mannschaften ganz ordentlich gestaltet, „aber am Ende in drei Spielen nur einen Punkt geholt“. Jetzt habe man die Möglichkeit, die liegengelassenen Zähler in der Oberpfalz einzusammeln. „Und das wollen wir.“
Wenn man so richtig gut spiele und 2:0 gegen den HSV führe, „dann willst du das Spiel auch gewinnen“. Da sei die Enttäuschung nach dem 2:2 anschließend verständlich. „Wir hatten jetzt drei Spiele, wo das ungefähr so gelaufen ist – mit Hertha, wo du das 3:3 machst und dann das Spiel vielleicht sogar noch gewinnen kannst.“ Stattdessen setzte es ein 3:4. Gleich am ersten Spieltag ein 2:2 gegen Fürth. Und eben gegen den HSV.
Gegen Regensburg werde es freilich ein anderes Spiel. Dass Regensburg die Mannschaft mit den meisten Fouls der Liga ist, nimmt Anfang zur Kenntnis: „Fouls sind immer wieder ein Mittel, um eine Mannschaft aus dem Rhythmus zu bringen.“ Das dürfe man nicht zulassen. „Da musst du dann halt konzentriert bleiben, darfst dich nicht aus deinem Rhythmus bringen lassen, sondern musst am Ende auch dein Spiel durchbringen.“ Ob das gewollt sei, wisse er nicht: „Ich würde nicht unterstellen, dass man das bewusst macht, aber es ist ein Mittel, um den Gegner aufzuhalten.“
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