Düstere Konjunkturaussichten: Oberpfälzer Metall- und Elektro-Industrie hofft auf nächste Regierung

Regensburg. „Die Lage in der Oberpfälzer Metall- und Elektro-Industrie hat sich im zweiten Halbjahr 2024 weiter verschlechtert“, fasst Alexandra Bornemann, Vorsitzende des bayme-vbm-Vorstands der Region Oberpfalz, die Ergebnisse der Umfrage unter ihren Mitgliedsunternehmen zusammen.

„Hoffnung stirbt zuletzt“, sagt die Oberpfälzer vbm-Chefin Alexandra Bornemann. Foto: Continental

Jeder fünfte Betrieb verzeichnet Verluste, die Oberpfälzer Unternehmen rechnen mit einem weiteren Rückgang von Produktion, Investitionen und Beschäftigung im Inland. „Drei Viertel der Unternehmen sehen schlechtere Standortbedingungen“, fasst Alexandra Bornemann, Vorsitzende des bayme-vbm-Vorstands Regensburg der Region Oberpfalz, die Ergebnisse der aktuellen Umfrage unter ihren Mitgliedsunternehmen zusammen, die heute in Regensburg vorgestellt wurde. 

„Die De-Industrialisierung nimmt immer weiter an Fahrt auf und die Oberpfälzer M+E Industrie verharrt wegen der sich ausweitenden Konjunktur- und Strukturkrise in der Rezession“, sagt Bornemann. Lösungen seien von der zerbrochenen Ampel-Regierung nicht mehr zu erwarten. „Die Neuwahlen im Februar müssen daher die dringend benötigte Wirtschaftswende einläuten und dem Abwärtstrend ein Ende setzen.“

Der Abwärtstrend in Zahlen

Eine zuverlässige Standortpolitik sei längst überfällig: „Wir dürfen nicht zusehen, wie immer mehr Wertschöpfung unseren Standort verlässt“, erklärt die Regionalvorsitzende. Laut Umfrage habe sich die aktuelle Geschäftslage im Vergleich zum Sommer weiter verschlechtert.

  • Nur 22,5 Prozent der Unternehmen bewerten diese als gut. Der Saldo aus positiven und negativen Antworten liegt im Inlandsgeschäft bei -19,6 Punkten und im Auslandsgeschäft bei -8,7 Punkten.
  • Die Erwartungen für das Inlandsgeschäft im kommenden Jahr liegen mit 26,6 Punkten im positiven Bereich. „Die Erwartungen an das Auslandsgeschäft liegen mit einem Saldo von +33,3 ebenfalls im positiven Bereich“, erläutert Bornemann. 
  • Die Produktionspläne im Inland sind im Vergleich zum Sommer weiterhin verhalten. „Weniger als 20 Prozent der befragten Firmen möchte die Produktion im Inland in den kommenden Monaten ausweiten, 27,2 Prozent sind hingegen gezwungen, sie zu drosseln“, sagt Bornemann. 
  • Die Investitionspläne der Oberpfälzer M+E Unternehmen sind per Saldo von -32,2 auf -18 Prozent angestiegen. Das Niveau bleibe damit jedoch weiterhin sehr niedrig und deutet für die kommenden Monate weiter zurückgehende Investitionen an.

Gefahr der De-Industrialisierung

„Hier sieht man die Gefahr der De-Industrialisierung: Erst wird nicht mehr am Standort investiert und neue Produkte werden anderswo produziert. Darauf folgt unweigerlich der Abbau der Kapazitäten an unserem Standort. Das müssen wir stoppen, bevor es zu spät ist“, fordert Bornemann. Mit Sorge betrachten die Verbände, dass weiterhin nur noch knapp zehn Prozent der Investitionen auf Erweiterungen entfallen. 

Die Beschäftigungspläne der Oberpfälzer M+E Unternehmen bleiben auf niedrigem Niveau, über 30 Prozent der Unternehmen befürchten, Stellen abbauen zu müssen. „2024 haben die Oberpfälzer M+E-Unternehmen knapp 1300 Stellen auf knapp 99.000 abgebaut. Und für das kommende Jahr prognostizieren wir einen weiteren Rückgang um 2.500 Beschäftigte“, berichtet Bornemann und fügt hinzu: „Die Beschäftigten sind die Leidtragenden einer verfehlten Industrie- und Standortpolitik. Da gibt es nichts schönzureden.“ 

Donald Trump auf dem Weg zur Wahlabgabe in Maro Lago. Screenshot: ARD

Fragezeichen hinter größtem Exportmarkt USA

Bornemann fordert ein nachhaltiges Umsteuern: „Die Neuwahlen zum Bundestag bieten eine Chance für eine echte Wirtschaftswende.“ Da sei gerade nach dem Amtsantritt von US-Präsident Donald Trump wegen des zu erwartenden schwierigeren außenwirtschaftlichen Umfelds umso dringender. „Die USA sind unser größter Exportmarkt“, sagt Bornemann, „rund 15 Prozent der bayerischen Ausfuhren gehen in die USA.

Zu teuer, zu langsam, zu bürokratisch, sei Deutschland. „Die Kosten laufen aus dem Ruder.“ Mittelständler und auch größere Unternehmen klagten beim regelmäßigen Austausch über Kostendruck und mangelnde Fachkräfte. „Einige kündigen an, in Indien oder Mexiko zu investieren.“ Die Vorsitzende des bayme vbm fordert unter Wahrung der Schuldenbremse notwendige Investitionen in die Infrastruktur. Wie das ohne Neuverschuldung gehen soll? „Alle staatlichen Ausgaben müssen auf den Prüfstand.“

Zugriff auf Söders Transformationsfonds

Klagen über Bürokratie und den Investitionsstau sind nicht neu. Was hat die Lage der Oberpfälzer Unternehmen verschärft? „Die Energiekosten sind unter dem Einfluss des Ukrainekriegs gestiegen“, erklärt Bornemann, „da hatte die Politik eine Möglichkeit einzugreifen.“ Etwa dadurch, die Unternehmen mit Anreizen stärker zu motivieren, selbst in grüne Energie zu investieren. „Die Kommunen sind hier bereits Vorreiter“, sagt die Regensburger vbm-Vorsitzende, „die Stimulation ging hier bereits in die richtige Richtung.“

Der einfachste Weg zur Senkung von Energiekosten seien Subventionen in den Strompreis. „Nachhaltiger wäre es aber, die Ursachen zu lösen, um unabhängiger von Russland oder auch von teurem Flüssiggas aus den USA zu werden“, sagt Bornemann. Außerdem würde sie sich für den von Ministerpräsident Markus Söder in Aussicht gestellte Transformationsfonds gesprochen, ein klareres Vorgehen wünschen: „Jedes Unternehmen ist daran interessiert, wie es Zugriff auf diese Gelder bekommt.“

„Hoffnung stirbt zuletzt“

Mit Blick auf die Neuwahlen im Februar 2025 erwarten die Arbeitgeberverbände bayme vbm eine schnelle, echte und drastische wirtschaftspolitische Wende. Dies sei umso dringender als auch das außenwirtschaftliche Umfeld zunehmend schwieriger wird. „Kosten und Belastungen am Standort Deutschland laufen aus dem Ruder. Wir brauchen daher dringend Entlastungen bei Arbeitskosten, Energiekosten, Unternehmenssteuern und bürokratischen Vorgaben. Alle staatlichen Ausgaben müssen auf den Prüfstand“, sagt Bornemann.

Dass auch die nächste Regierungsbildung nicht einfacher werden dürfte, weiß die Oberpfälzer vbm-Chefin. Dennoch: „Hoffnung stirbt zuletzt.“ Die Frage, inwieweit die neue Regierung in der Lage ist, neue Schritte zu unternehmen, sei offen. „Aber die Wirtschaft braucht eine Politik, die den Standort fördert.“

Die Konjunkturkurve zeigt bei der Oberpfälzer Metall- und Elektroindustrie nach unten. Symbolbild: Pixabay/Geralt

Verband der bayerischen Metall- und Elektroindustrie (vbm)

Der vbm, Verband der bayerischen Metall- und Elektroindustrie e. V., ist ein Zusammenschluss von 691 Unternehmen der Metall- und Elektroindustrie in Bayern. Im Gegensatz zu seiner Schwesterorganisation, dem Bayerischen Unternehmensverband Metall und Elektro, sind im vbm ausschließlich tarifgebundene Unternehmen organisiert. Alle Mitgliedsbetriebe des vbm sind automatisch auch Mitglied im bayme und können alle dort angebotenen Services nutzen.

Der zentrale Zweck ist die Gestaltung und Verhandlung von Tarifverträgen mit den Gewerkschaften für zukunftsfähige und betriebswirtschaftlich sinnvolle Arbeitsbedingungen. In der Fläche ist der vbm mit bayernweit sieben Geschäftsstellen in Augsburg, Coburg, München, Nürnberg, Regensburg, Passau und Würzburg vertreten. Aktuell sind 483.378 Beschäftigte und 17.093 Azubis in Mitgliedsunternehmen des vbm beschäftigt. Der Verband ist Mitglied der Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft.

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