Am 24. Dezember wird bei uns Weihnachten gefeiert. Warum eigentlich?

Nordoberpfalz. Nun ist also der 24. Dezember angebrochen. Nicht nur Christen feiern auf der ganzen Welt die Geburt von Jesus Christus. Aber ist die Geburt Jesu tatsächlich Ende Dezember um das Jahr "Null" gewesen? OberpfalzECHO begibt sich auf Spurensuche.

20241224 Weihnachten Foto: Martin Stangl
Heute ist also der große Tag, auf den viele Menschen, allen voran viele Kinder hingefiebert haben. Am 24. Dezember wird traditionell in vielen Ländern auf der ganzen Welt Weihnachten gefeiert. Foto: Martin Stangl

Die meisten christlichen Festtage richten sich nach dem Mond. Das wichtigste Fest nach dem Geburtstag von Jesus Christus findet beispielsweise jährlich an einem anderen Kalendertag statt. Das Datum für Ostern wird nämlich jedes Jahr nach einer speziellen Formel berechnet, die sich nach dem ersten Vollmond nach dem Frühlingsanfang richtet. Ostern kann somit zwischen dem 22. März und dem 25. April liegen.

Aber Weihnachten, die Geburt Jesu Christi, fällt – außer in manchen osteuropäischen Kirchen – jedes Jahr auf den 24. Dezember. Warum eigentlich genau auf diesen Tag?
OberpfalzECHO hat sich auf Spurensuche begeben.

Herbergssuche in Palästina in der Zeit von Herrn Rodes

Wir schreiben das Jahr „Null“. Josef und seine Verlobte müssen wegen der doofen Volkszählung nach Bethlehem wandern. Digitalisierung und Online-Registrierung gab es laut übereinstimmenden Berichten von vier unabhängigen Journalisten – offiziell Evangelisten genannt – nicht. Da auch die Hotelreservierung per Internet noch nicht möglich war, mussten die zweieinhalb Leute samt Esel lange suchen, bis sie eine Bleibe für die alles entscheidende Nacht der Christenheit fanden.

Um die Story richtig herzzerreißend aufzubereiten, verlegten geschickte Drehbuchschreiber die Location kurzerhand in eine saukalte Umgebung. Hollywood hätte es nicht besser machen können! Nachdem Schnee und Eis immer für heimelige Stimmung und Bedürfnis nach Wärme gut ist, muss die Geburt Jesu also aus Gründen der Dramaturgie im Winter stattgefunden haben. Eine laue Sommernacht für die schwere Geburt des Erlösers scheidet aus marketingtechnischen Gründen also definitiv aus.

Rom fackelte deshalb nicht lange und legte den 24. Dezember als nicht verhandelbares Datum für die Niederkunft des Herrn fest. Widerrede duldete man – wie immer – nicht.
OberpfalzECHO macht nun den Geburtstags-Faktencheck.

Augustus und Herrn Rodes gab es wirklich

Es gab sich aber zu der Zeit, dass ein Gebot vom Kaiser Augustus aus ging, dass alle Welt geschätzt wurde“, so beginnt die im Evangelium des Lukas, Kapitel 2, Vers 1-20, überlieferte Darstellung von Christi Geburt. Diese Stelle im Lukasevangelium weist auf einen Zeitraum zwischen 63 v. Chr. und 14 n. Chr. hin. Entsprechende Inschriften auf Marmorbüsten belegen, dass Kaiser „Gustl“ – wie ihn seine Freunde nannten – zweifelsfrei zu dieser Zeit in Rom lebte.

Auch ist nachgewiesen, dass König Herodes in Palästina als jüdischer König von Roms Gnaden herrschte. Sein Leben begann 73 v. Chr. und endete im März vier Jahre vor Christi Geburt mit dem unvermeidlichen Tod. Das ist aber auch schon alles, was wir verlässlich wissen.

Aufmerksame Leser haben es aber längst bemerkt, dass hier etwas nicht stimmt: Wenn Herr Rodes vier Jahre vor Christi Geburt das Zeitliche gesegnet haben soll, wie kann er dann diese unrühmliche Rolle im Leben Jesu (Kindermord, Karfreitag und so) gespielt haben? Entweder haben die Evangelisten nicht sauber recherchiert oder sie haben uns einen Bären aufgebunden! Das ist bis heute nicht einwandfrei geklärt.

Der 25. Dezember gilt seit dem vierten Jahrhundert als willkürlich gesetzt

Sehr wahrscheinlich war man sich bei den frühen Christen sofort bewusst, dass eine Lösung für die ominöse zeitliche „Unschärfe“ hinsichtlich Herrn Rodes hermusste. Schon damals überließen die Kirchenoberen nämlich nichts dem Zufall und handelten pragmatisch:
Der 25. Dezember wurde im 4. Jahrhundert als offizielles Datum für die Feier von Jesu Geburt festgelegt, obwohl das genaue Geburtsdatum Jesu unbekannt ist.

Nachdem auch der christliche Mensch beim Feiern ungeduldig ist, hat man sich geeinigt, dass schon am Abend des 24. Dezembers die Sause steigen darf. Aber erst nach der Christmette! Bis dahin war der Tag ein strenger Fasttag und erst nach mitternächtlichen Kirchgang durften die Gläubigen sich den Freuden des Lebens und der Völlerei hingeben. Dafür dann aber um so heftiger.

Um es klar auszudrücken: Tatsächlich feiert die katholische und die meisten protestantischen Kirchen nicht am 24. Dezember, sondern erst am 25. Dezember den Geburtstag von Jesus offiziell als ‚Hochfest der Geburt des Herrn.‘

Weihnachten in anderen christlichen Kirchen

Die verschiedenen christlichen Kirchen feiern Weihnachten an unterschiedlichen Terminen:

Am 25. Dezember:

  • Römisch-katholische Kirche
  • Die meisten protestantischen Kirchen
  • Einige orthodoxe Kirchen:
    • Ökumenisches Patriarchat (außer Athosklöster)
    • Orthodoxe Kirchen von Alexandria, Antiochien, Rumänien, Bulgarien, Zypern, Griechenland
    • Orthodoxe Kirche der Ukraine (seit kürzlich)
    • Orthodoxe Kirche Finnlands
  • Syrisch-Orthodoxe Kirche

Am 6./7. Januar

  • Russisch-orthodoxe Kirche
  • Serbisch-orthodoxe Kirche
  • Orthodoxe Kirchen von Jerusalem, Polen, Tschechien und Slowakei
  • Georgisch-orthodoxe Kirche
  • Athosklöster in Griechenland
  • Koptische, Äthiopische und Eritreische Kirche
  • Armenische Apostolische Kirche: 6. Januar

Der Unterschied in den Festdaten ergibt sich aus der Verwendung verschiedener Kalender. Die westlichen Kirchen nutzen den gregorianischen Kalender, während viele östliche Kirchen am julianischen Kalender festhalten. Trotz der unterschiedlichen Termine feiern alle Kirchen die Geburt Jesu Christi im Winter. Warum? Weil es schon immer so war und einfach schöner ist.

OberpfalzECHO wünscht „Gesegnete Weihnachten“

Wir von OberpfalzECHO wünschen unseren Lesern „Gesegnete Weihnachten!“. Nachdem wir für Vielfalt, Frieden und Toleranz eintreten, machen wir das selbstverständlich in verschiedenen Sprachen:

  • Deutsch: Frohe Weihnachten!
  • Englisch: Merry Christmas!
  • Französisch: Joyeux Noël!
  • Spanisch: ¡Feliz Navidad!
  • Italienisch: Buon Natale!
  • Portugiesisch: Feliz Natal!
  • Russisch: С Рождеством Христовым! (S Rozhdestvom Khristovym!)
  • Schwedisch: God Jul!
  • Norwegisch: God Jul!
  • Dänisch: Glædelig Jul!
  • Finnisch: Hyvää Joulua!
  • Polnisch: Wesołych Świąt!
  • Tschechisch: Veselé Vánoce!
  • Rumänisch: Crăciun Fericit!
  • Koreanisch: 메리 크리스마스! (Meli Keuliseumaseu!)
  • Chinesisch: 圣诞节快乐! (Shèngdàn jié kuàilè!)
  • Japanisch: メリークリスマス! (Merīkurisumasu!)
  • Arabisch: عيد ميلاد سعيد (Eid Milad Sa’id)
  • Bulgarisch: Весела Коледа! (Vesela Koleda!)


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