Albanische Delegation erkundet Oberpfalz

Friedenfels/Waldthurn. Eine albanische Delegation besuchte kürzlich die nördliche Oberpfalz, um den kulturellen Austausch und Entwicklungsprojekte zu erkunden. Der Besuch fokussierte auf Themen wie Biolandwirtschaft, naturnahen Tourismus sowie Wasserversorgung und -entsorgung.

Die Firma Holzbau Riedl zeigte den Besuchern, wie Holzbau und Holzmodulbau funktionieren. Foto: Petra Reil

Vor kurzem besuchte eine Delegation aus Belsh, einer mittelalbanischen Stadt mit rund 30.000 Einwohnern, die nördliche Oberpfalz. Die zweitägige Exkursion wurde vom Amt für Ländliche Entwicklung Oberpfalz unter Behördenleiter Kurt Hillinger organisiert.

Vom Agrarstaat zum EU-Beitrittskandidaten

Albanien strebt eine EU-Mitgliedschaft bis 2030 an. Aus diesem Grund hat die Ländliche Entwicklung einen hohen Stellenwert im Land: Dazu gehört nicht nur eine entsprechende Flächen- und landwirtschaftliche Bodenreform, sondern auch eine verbesserte Infrastruktur für Wasserversorgung und -entsorgung. Um Albanien als Land und vor allem die Herausforderungen für den EU-Beitritt kennenzulernen, unternahm die Gesellschaft für Geodäsie, Geoinformation und Landmanagement (DVW) im Juni 2024 unter der Leitung von Dr. Matthias Bickert (ALE Unterfranken) und Prof. Dhimitër Doka eine Exkursion nach Albanien. Auf dem Programm stand auch der Ort Belsh – die Gemeinde versucht, durch geordnete Siedlungsverhältnisse, naturnahen Tourismus und einer verbesserten Infrastruktur die Landentwicklung voranzutreiben. Als Dank für die Gastfreundschaft lud das Amt für Ländliche Entwicklung Bürgermeister Ari Tafani in die Oberpfalz ein. Der Gegenbesuch im Oktober war nun ein voller Erfolg.

Die Delegation aus Albanien war sehr an den Projekten in der Oberpfalz interessiert. Foto: Marina Schinner, ALE Oberpfalz

Interkultureller Austausch und gemeinsame Projekte

Zu den albanischen Gästen gehörten der Bürgermeister Ari Tafani, der Naturschutzreferent von Belsh, die örtliche Schulleiterin, der Tourismusbeauftragte und der Stadtrat. Mit dabei waren auch der Behördenleiter des ALE Unterfranken, Jürgen Eisentraut, sowie als Übersetzer Dr. Matthias Bickert, Sachgebietsleiter am ALE Unterfranken, der in Tirana promoviert hat. Der Fokus des Besuches lag auf Nischen- und Biolandwirtschaft, naturnahem Tourismus sowie Wasserversorgung und -entsorgung. Hierfür wurden die Gemeinden Friedenfels und Waldthurn als Exkursionsziele ausgewählt. Die Region Unterfranken ist außerdem ein schönes Beispiel, wie dank Weinanbau Nischenlandwirtschaft betrieben werden kann und trotz kleiner Fläche Produktion möglich ist.

Sanfter Tourismus und naturnahe Konzepte

Bürgermeister Oskar Schuster stellte am ersten Tag nicht nur Friedenfels als Naturerlebnisdorf vor, sondern auch, wie naturnaher Tourismus in der Region stattfindet. Besonders die eigentlich geplante Schilfkläranlage weckte das Interesse der Besucher, denn die Gemeinde Belsh plant eine ähnliche Abwasserentsorgung. Nach einer Führung durch den Ort wurde die bestehende Kläranlage besichtigt. Auch die Friedenfelser Feuerwehr löste interessierte Nachfragen aus, da es in Albanien keine freiwillige Feuerwehr gibt. Nach dem Besuch beim Friedenfelser Freibad sorgten Picknickkörbe vom „Bioladen Schwammerl“ für die nötige Stärkung – und für ein schönes Beispiel, wie der Tourismus im Steinwald mit einfachen Mitteln attraktiv gehalten wird. Den Abschluss des Tages machte Landwirt Simon Zeitler auf seinem Bio-Hof in Thumsenreuth: Er erklärte, welche Chancen und Herausforderungen der Betrieb eines Bio-Hofes bietet und beantwortete die Fragen der Besucher rund ums Thema Biolandwirtschaft.

Bürgermeister Oskar Schuster begrüßt die albanischen Gäste in Friedenfels. Foto: Marina Schinner, ALE Oberpfalz

Gemeinschaftsprojekte und lokale Initiativen

Am zweiten Tag empfingen Bürgermeister Josef Beimler und Dritter Bürgermeister Hans-Peter Reil die Gäste in Waldthurn. Besonders beeindruckt waren die Besucher vom Konzept des Marktladens und dem Feuerschutz. Christine Griesbach von der Marktverwaltung erläuterte zudem das Wasserschutzgebiet in der Region Lennerieth/Albersrieth. Ebenfalls großes Interesse löste das Bio-Energiedorf Albersrieth aus. Dr. Johannes Weig erklärte die energetischen Maßnahmen im Ort – wie beispielsweise die Erzeugung von Strom und Wärme mittels Hackschnitzeln – und die Pflanzenkläranlage. Schließlich machten die interessierten Besucher beim Albersriether Landwirt Robert Bodensteiner Halt. Der hochmoderne Betrieb setzt unter anderem auf eine mit dem Handy bedienbare Kehrmaschine sowie eine automatisierte Säuberungsanlage, die die Gäste besonders beeindruckten. Wie Holzbau und Holzmodulbau funktionieren, lernten die albanischen Besucher schließlich bei der Firma Holzbau Riedl in Lennesrieth. Beim geselligen Tagesabschluss im Gasthaus Kühnhauser konnten oberpfälzische Spezialitäten probiert werden.

Ein Austausch mit Zukunft

„Unsere Regionen sind sich sehr ähnlich und zeichnen sich durch sanften Tourismus sowie eine sehr umfassende kulturelle und landschaftliche Vielfalt aus. Der Austausch zeigt, dass wir viel voneinander lernen können.“, betonte Hillinger.

Bürgermeister Ari Tafani lud zum Dank zum Gegenbesuch nach Belsh ein. Foto: Marina Schinner, ALE Oberpfalz

Und auch Bürgermeister Ari Tafani zeigte sich begeistert: „Es war spannend, die Gemeinsamkeiten zwischen unseren Regionen zu erfahren. Wir sind uns in vielem sehr ähnlich, der Austausch hat uns ganz neue Möglichkeiten aufgezeigt.“

Als Dank für die Gastfreundschaft überreichte Tafani ALE-Amtsleiter Kurt Hillinger sowie den Bürgermeistern von Friedenfels und Waldthurn einige Geschenke aus seiner Heimat und ließ es sich nicht nehmen, sie herzlich nach Belsh einzuladen.

* Diese Felder sind erforderlich.