Jahn in Liga 2: Leidenschaftliche Regensburger ringen Darmstadt nieder

Regensburg. Mut zahlt sich aus: Ein konsequent pressender SSV Jahn raubt dem SV Darmstadt die Luft zum Atmen. Kai Pröger und Noah Ganaus belohnen das Schlusslicht mit dem kleinen Weihnachtswunder. Der Favorit kommt erst in der chaotischen 9(!)-Minuten-Dreingabe zum Zug.

Kai Pröger besiegt den Jahn-Torfluch und den SV Darmstadt 98. Foto: dpa

Das Drama kommt ganz zuletzt: Nach Kai Prögers Führungstreffer (65.) und Noah Ganaus‘ vermeintlicher Entscheidung (90 + 1) bekommt Schiri Tom Bauer nicht genug von dem leidenschaftlichen Fight auf triefendem Boden – und Kai Klefisch macht es noch einmal spannend (90 + 3).

Es sind diese letzten, langen Minuten, nachdem Darmstadts Keeper Marcel Schuhen seinen Kasten längst geräumt hat und bei Ecken für Unruhe sorgt, in denen der Favorit aus Hessen zum ersten Mal in dieser über weite Strecken ausgeglichenen, immer heiß umkämpften Partie die Jahn-Abwehr erstmals ins Schwimmen bringt.

Drei Punkte als Transfer-Argumente

Aber die Oberpfälzer überstehen diese letzte Drangphase der Gäste und sichern sich mit dem insgesamt verdienten, dritten Heimsieg zumindest halbwegs den Anschluss an die Mitbewerber um den Abstieg – noch zwei Punkte Abstand zu Eintracht Braunschweig, drei Zähler bis zum SSV Ulm auf dem Relegationsplatz.

Das stärkt die Verhandlungsposition von Sportchef Achim Beierlorzer, notwendige Wintertransfers nach Regensburg zu lotsen: Denn trotz dieses gerade rechtzeitigen Mutmachers vor der Winterpause – man merkt, dass diese Mannschaft bei jedem Spieltag über sich hinauswachsen muss, um in Liga 2 Punkte zu sammeln. Da würden Verstärkungen auf einigen Positionen so richtig guttun.

Sportchef Achim Beierlorzer fiebert dem Schlusspfiff entgegen. Foto: jrh

Schritt nach vorne

Man hat von Beginn an den Eindruck, dass der SSV Jahn heute einen Schritt nach vorne machen kann: Die Regensburger pressen mutig, setzen die Gäste früh unter Druck. Sergio Lopez klärt eine Hereingabe gerade so vor Christian Kühlwetter (11.). Andi Geipls Ecke köpft Rasim Bulic knapp über die Latte (12.). Auf der anderen Seite verlängert Fraser Hornby einen Seitenwechsel von Lopez zu Luca Marseiler, der die Kugel von der Strafraumkante knapp neben den rechten Pfosten setzt (20).

Kai Pröger legt auf Louis Breunig ab, der aus 20 Metern draufhält – geblockt, Ecke (24.). Jetzt versuchen es die Gäste über Hornby, der halbrechts freigespielt wird, seinen Knaller faustet Jahn-Keeper Felix Gebhardt zur Ecke (34.). Immer wieder Bryan Hein: Der Linksverteidiger ist offenbar mit der Mission Dribbling unterwegs – leider fehlt beim letzten Ball die Ruhe und Präzision (38.).

Elias Huth verpasst um Zentimeter die Jahn-Führung gegen Darmstadt. Foto: jrh

Jahn will’s wissen

In der zweiten Hälfte legt Regensburg einen Zahn zu: Elias Huth zieht mittig ab, Schuhen holt die Kugel aus der unteren linken Ecke – Eric Hottmann versucht aus dem Abseits abzustauben (52.). Völlig überflüssig: Marseiler schubst Ziegele an der Seitenlinie, der Regensburger Verteidiger knallt mit der Hüfte auf den Steinboden und muss wenig später ausgewechselt werden – Comeback für Florian Ballas (55.). Wieder mogelt sich Hein links in den Strafraum, gleich zwei Regensburger Stürmer rutschen um Zentimeter an der Kugel vor dem leeren Tor vorbei (56.).

Endlich ist der Torfluch gebrochen: Huth legt an der Strafraumgrenze überlegt für Pröger zurück, der zieht ab, der Aufsetzer schussert unhaltbar für Keeper Schuhen via Innenpfosten ins Netz, 1:0 (65.). Noah Ganaus kommt für Huth und setzt sich energisch gegen den Abwehrriesen Aleksandar Vuković durch – Bulic ist mitgelaufen, versucht einen Pokal-Gedächtnisschuss, sein missglückter Abschluss am kurzen Eck rutscht Schuhen durch die Handschuhe an den rechten Pfosten (72.). Und auch Hottmann zwingt Schuhen mit einem Schuss aus 18 Metern zu einer Parade (76.).

Jahn-Trainer Andi Patz erklärt Kai Pröger, wie er gegen Darmstadt einnetzen soll. Foto: jrh

Nachspielkrimi nichts für schwache Nerven

Wann kommt die Darmstädter Schlussoffensive? Christian Viet mit Licht und Schatten: Einigen eleganten Schlenkern, folgt der unnötige Ballverlust –Applaus gibt’s dann aber für die Grätsche, mit der er dem eingewechselten Guille Bueno die Kugel ins Seitenaus weghämmert (84.). Die Hessen kommen: Hornby köpft einen Eckball in Gebhardt Arme (85.). Ganaus schnappt sich Buenos Fehlpass, marschiert in die Box, vernascht drei Darmstädter und hebt die Kugel über Schuhen ins Glück, 2:0 (90 + 1) – die Regensburger Bank explodiert. Das sollte es gewesen sein!

Von wegen. So einfach macht’s der Jahn seinen Fans dann doch nicht: Die – vom hektisch am Spielfeldrand gestikulierenden SV-Coach Florian Kohfeldt – ins Getümmel geworfene Kante Fynn Lakenmacher legt für Klefisch quer, der den Ball ins rechte Eck schlenzt, 2:1 (90 + 3). Die Nachspielzeit ist nichts für schwache Nerven: Jahn-Trainer Andi Patz rauft sich die Haare und hadert mit dem ausbleibenden Schlusspfiff, Schuhen stiftet im Jahn-Strafraum für Verwirrung, in dem sich nach jeder Ecke eine Darmstädter Elferhoffnung rumwälzt – aber Gebhardt fängt auch die letzte Ecke sicher ab (90 + 9).

Jahn-Trainer Andi Patz rauft sich die Haare und hadert mit dem ausbleibenden Schlusspfiff. Foto: dpa
Jahn-Trainer Andi Patz rauft sich die Haare und hadert mit dem ausbleibenden Schlusspfiff. Foto: dpa
Rasim Bulic und der SSV Jahn werfen sich gegen Darmstadt in jeden Zweikampf.  Foto: jrh
Rasim Bulic und der SSV Jahn werfen sich gegen Darmstadt in jeden Zweikampf. Foto: jrh
Rasim Bulic und der SSV Jahn werfen sich gegen Darmstadt in jeden Zweikampf.  Foto: jrh
Rasim Bulic und der SSV Jahn werfen sich gegen Darmstadt in jeden Zweikampf. Foto: jrh
Jahn-Keeper Felix Gebhardt muss nur einmal hinter sich greifen. Diesmal reicht es gegen Darmstadt für den Dreier. Foto: jrh
Jahn-Keeper Felix Gebhardt muss nur einmal hinter sich greifen. Diesmal reicht es gegen Darmstadt für den Dreier. Foto: jrh
Jahn-Trainer Andi Patz rauft sich die Haare und hadert mit dem ausbleibenden Schlusspfiff. Foto: dpa
Rasim Bulic und der SSV Jahn werfen sich gegen Darmstadt in jeden Zweikampf.  Foto: jrh
Rasim Bulic und der SSV Jahn werfen sich gegen Darmstadt in jeden Zweikampf.  Foto: jrh
Jahn-Keeper Felix Gebhardt muss nur einmal hinter sich greifen. Diesmal reicht es gegen Darmstadt für den Dreier. Foto: jrh

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