Jahn in Liga 2: Vorletzte Chance vor dem Vorrunden-Desaster beim KSC
Karlsruhe. Mit jedem Spiel wird die Hoffnung kleiner, dass der SSV Jahn eine Chance hat, das Ruder in der Zweiten Liga herumzureißen. Im Wildpark vor 23.000 Zuschauern hat der Jahn dem Karlsruher SC vor 12 Jahren einen Relegationsschock verpasst – ist aber auch schon gnadenlos untergegangen.

Die Geschichte spektakulärer Begegnungen zwischen dem Karlsruher SC und dem SSV Jahn ist lang. Vor 70 Jahren etwa ging das Match mit dem legendären Pfostenbruch in die Fußballgeschichte ein, als bei 1:3-Führung der Regensburger der Holzpfosten dem Quadratschädel von Jahn-Stürmer Josef Hubeny nicht gewachsen war.
Eine noch schönere Erinnerung für SSV-Fans war das Jahrhundert-Tor des frisch gekürten Jahn-Präsidenten Oli Hein, der im Relegationsspiel die Oberpfälzer mit einem seiner sehr seltenen Tore in Führung schoss – Grundstein für das 2:2 in Karlsruhe, das zum Aufstieg in die Zweite Bundesliga reichte und damals leider Fan-Randale im Wildpark auslöste.
Nicht ganz so schmeichelhaft aus Regensburger Sicht ist freilich die jüngere Historie gegen den KSC: Wie etwa das 0:6-Debakel am 20. August vor zwei Jahren, als Fabian Schleusner & Co, den Jahn in eine nachhaltige Depression schossen.
Beide Trainer brauchen die Trendwende
Vor dem Freitagabendspiel um 18.30 Uhr hoffen beide Trainer auf eine Trendwende: Während KSC-Coach Christian Eichner drei Niederlagen zu verdauen hat, kennt Jahn-Cheftrainer Andi Patz fast nichts anderes als das Murmeltier-artige Bekenntnis, es dieses Mal aber wirklich besser machen zu wollen. „Die Jungs haben sich gut regeneriert“, erzählt er in der Pressekonferenz, „haben den Montag dafür genutzt und starten dann wieder rein.“ Natürlich sei man enttäuscht. „Aber wir haben das abgeschüttelt, aufgearbeitet.“
Aus Sicht des Trainers habe man sich wenig vorzuwerfen. Die vergangenen drei Spiele nahm er als „sehr ordentliche Auftritte“ wahr. „Zu Hause gegen Magdeburg konnten wir uns hinten raus nicht belohnen.“ Auch in Braunschweig habe man einen „sehr guten Auftritt auswärts“ hingelegt, sich leider ebenfalls nicht belohnt: „Wo die Möglichkeit da war, vielleicht auch mehr mitzunehmen als einen Punkt.“
Gutes Gefühl für die Winterpause?
Und im Heimspiel gegen die Spitzenmannschaft aus Köln habe man es letztlich wieder nicht geschafft, „irgendwie ein Tor zu erzwingen“. Das sei aber verarbeitet. „Wir wollen unbedingt bei den letzten beiden Auftritten alle Kräfte bündeln – erfolgreich sein, Punkte sammeln, dass wir dann mit einem richtig guten Gefühl in die Winterpause gehen können.“ Gegen einen Karlsruher SC, der mit 23 Punkten eine ordentliche Hinrunde hingelegt habe – „nur drei Punkte von oben entfernt“. Das ausgeglichene Torverhältnis der Badener von 28:28 „kann man so oder so interpretieren“.
Der ehemalige UEFA-Cup-Halbfinalist in der Ära Winni Schäfer bringe viel Erfahrung und individuelle Klasse mit. „Es kommt viel über außen, viele Flanken, sie haben eine hohe Box-Präsenz, und vorne mit Budu Zivzivadze und Fabian Schleusner Qualität in der Box.“ Links außen müsse man auf Marvin Wanitzek aufpassen. „Da müssen wir gut vorbereitet sein“, sagt Patz, „wir haben die Mannschaft analysiert.“ Der Fokus liege auf den eigenen Stärken. „Dann bin ich mir sicher, dass wir dort auch was mitnehmen.“
Eichner lobt Kother
Das Unternehmen „Aufholjagd“ muss Patz freilich mit verschärfter Personalsituation angehen: „Zu unseren Langzeitverletzten ist Nico Ochojski dazugekommen“, erklärt der Trainer, „der mit einer Außenbandverletzung für dieses Jahr ausfällt.“ Dasselbe gelte für Sebastian Ernst und seine zwei gebrochenen Mittelhandknochen: „Wir haben von den Chirurgen die Empfehlung bekommen, dass es operiert werden muss.“ Auch er werde voraussichtlich bis Jahresende ausfallen. Umgekehrt fehlt beim KSC ein alter Bekannter: Lasse Günther fällt wegen Leisten- und Adduktorenproblemen aus.
In der Jahn-Elf gesetzt sein dürfte Dominik Kother, den man in Karlsruhe bestens kennt: „Wir haben Dome in einem der wichtigsten Spiele der Rückrunde aufgestellt“, erinnert KSC-Chefcoach Christian Eichner. „Er hat einen großen Anteil gehabt am Klassenerhalt, wenn ich an das letzte Spiel in Fürth denke.“ Dome sei ein sehr guter 1:1-Spieler mit gutem Abschluss, „der auch in der Box immer wieder auftaucht und in Situationen, in denen du jeden erwartest, nur nicht Dominik Kother“. Dass er beim KSC nicht durchstarten konnte, lag zum einen am damals noch fehlenden „Bewusstsein, auch defensiv ständig online zu sein“ und am „ständigen Konkurrenzkampf bei uns zu der Zeit“.
KSC-Trainer Christian Eichner: „Nicht wie geschnitten Brot“ durch „geile Liga“
KSC-Trainer Christian Eichner wünscht sich für das letzte Heimspiel, „nach dieser Woche, die sehr bescheiden abgelaufen ist von den Ergebnissen her, dass wir noch mal in die Punkte kommen, um einfach eine Position zu festigen, in diesem 12er-, 13er-Feld, das momentan – ich guck‘ nicht jede Woche drauf, vor allem wenn wir verloren haben.“
Ein Heimsieg wäre also für alle Belange gut. Schließlich hätten die vergangenen Spiele – „mit Ausnahme der ersten halben Stunde gegen den HSV, wo ich uns schon unterlegen gesehen habe“ –auch „zu uns kippen“ können. Er werde aber „einen Teufel tun, mit diesen Erfahrungswerten irgendeine Erwartungshaltung an den morgigen Abend zu formulieren“.
„Der Jahn nicht unter ferner liefen“
„Wir haben den gleichen Respekt wie jede Woche“, sagt Eichner. „Es ist auch nicht so, dass der Jahn jede Woche unter ferner liefen einläuft.“ Vergangene Woche stand es im Jahn-Stadion gegen Köln die ganze Zeit 1:0: „Und wir haben das Spiel gegen Münster auch erlebt, da hatte ich auch nicht mehr den Eindruck, dass jetzt zwingend das 1:1 fällt – und in der letzten Sekunde haben wir uns dann alle doof angeguckt, weil wir zwei Punkte verloren haben.“ Das hätte dem FC auch passieren können.
Der SSV Jahn sei eine Mannschaft, die wie alle, die um den Klassenerhalt spielten, versuche, eine gute Organisation auf dem Spielfeld zu haben, die nach vorne Spieler habe, „die dir weh tun können, über Geschwindigkeit, über 1 gegen 1, über einfach auch die Qualität“. Trotzdem erhoffe man sich mit Blick auf die Regensburger Gegentore, „dass wir gerade in einem Heimspiel den Gegner an eine zweite, dritte Welle bekommen, mit Bällen, die wir ins Zentrum bekommen. Ich glaube, da müssen wir den Gegner beschäftigen, unsere Stärken einzubringen.“
„Extrem auf der Hut“
Trotzdem müsse man extrem auf der Hut sein. „Wir können diese Liga nicht alle so geil finden und wundern uns dann, dass du nicht wie geschnitten Brot durch die Spiele durchgehst.“ Deswegen tue man sehr gut daran, mit einer ähnlichen Haltung reinzugehen wie gegen Augsburg: „Dann erhoffe ich mir schon, dass wir eine fußballerische Qualität auf den Platz bekommen, um Chancen im eigenen Stadion zu kreieren.“ Und die müsse man dann einfach besser nutzen als in den vergangenen Wochen. „Diese Effektivität, die uns vor allem in den ersten neun Spielen ausgezeichnet hat, ist halt auch nicht jede Woche da.“
Und weil man selbst die Flut der Gegentore bis zum heutigen Tag als Gruppe nicht haben stoppen können, müsse man sich individuell defensiv steigern. „Mit zwei ordentlichen Ergebnissen haben wir die Chance, unter den ersten 9 der Tabelle zu landen, was dem ganzen Kalenderjahr einen guten Haken dahinter geben würde.“
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