Jahn in Liga 2: Überrascht Schlusslicht Regensburg ausgerechnet gegen Spitzenreiter Düsseldorf?

Regensburg. Vom Licht am Ende des Tunnels ist noch wenig zu sehen. Allenfalls ein Glühwürmchen deutet sich nach der knappen Testspiel-Niederlage des SSV Jahn beim Bundesligisten Augsburg an. Ob mit Spitzenreiter Fortuna Düsseldorf am Samstag, 13 Uhr, da der richtige Gegner zur rechten Zeit ins Jahn-Stadion kommt?

Letzte Pleite gegen Düsseldorf im März 2023: Auch gegen die Fortuna fehlt dem SSV Jahn jegliche Fortüne. Ein hauchzarter Elfmeter von Dawid Kownacki entscheidet das enge Match. Collage: jrh

Nach dem Motto, der Worte sind genug gesprochen, lasst Taten sprechen, konnte man sich eher vom Testspiel beim FC Augsburg als bei der PK mit Jahn-Trainer Joe Enochs ein realistisches Bild vom Leistungsstand der Regensburger machen. Und was soll man sagen? Trotz der tristen Ausgangslage hat sich das Team beim 0:1 trotz erneuter Torflaute ganz passabel geschlagen.

Vor allem in der ersten Hälfte zeigten sich die Oberpfälzer gegenüber dem Auswärtsspiel beim SC Paderborn 07 deutlich verbessert und erspielten sich bei den Schwaben gute Torchancen. Das Tor des Tages gelang dennoch dem FCA nach einer Ecke (30.). In der zweiten Halbzeit war der Jahn erneut die aktivere Mannschaft, verpasste aber trotz guter Chancen den Ausgleich.

In der Offensive machten vor allem Dejan Galjen und Eric Hottmann den Stammspielern vor, wie man auch einen starken Gegner durch permanentes Anlaufen unter Druck setzen kann – genau das, was die vergangenen Wochen vermisst wurde. „Die Vorgabe war, dass wir’s eng halten“, erklärt Galjen nach dem Spiel, „dass wir die Bälle festmachen, immer wieder Akzente nach vorne setzen, aber vor allem der Mannschaft helfen, die Bälle festzumachen, viel anzulaufen vor allem gegen die Dreierkette.“

Gutes Omen Bochum?

Vielleicht hat sich der 22-jährige Pforzheimer, der bisher vor allem in der zweiten Mannschaft Einsatzzeiten sammeln konnte, für das Duell Schlusslicht gegen Spitzenreiter empfohlen. „Ich finde, das ist uns sehr gut gelungen“, beschreibt er das Spiel „gegen einen echt guten Bundesligisten“ als mögliches Role-Model für die diffizile Begegnung gegen eine Fortuna, die den Aufstieg vergangene Saison denkbar knapp verpasste – gegen genau den VfL Bochum, gegen den dem Jahn im Pokal die bisher einzige positive Überraschung gelang.

„Ich finde, dass die Augsburger sehr wenig herausgespielt, wenig Lösungen gegen uns gefunden haben, und das finde ich eine gute Erkenntnis“, resümiert Galjen, der sich über einen Einsatz freuen würde. So könnte man sich auch gegen Düsseldorf positionieren, statt sich von vornherein damit abzufinden, die spielstärkere Mannschaft über sich hereinbrechen zu lassen. Folgerichtig fordert auch Jahn-Coach Enochs: „In meinen Augen müssen wir unsere Fehler abstellen, wieder mutig Fußball spielen, gegen den Ball spielen, dann sind wir schwer zu schlagen.“

Erste Pleite nach 21 Spielen ohne Niederlage

Beim Match David-gegen-Goliath am Samstag mit erwarteten 12.500 Zuschauern, darunter mindestens 1000 Fortunen, sieht Joe Enochs eine Mannschaft auf den Jahn zukommen, die gegen den HSV die erste Pleite nach 21 Spielen ohne Niederlage in der Zweiten Liga hinnehmen musste. „Es ist Wahnsinn, welchen Lauf Fortuna Düsseldorf hat“, ist der Regensburger Trainer beeindruckt.

Daniel Thioune kenne ich sehr gut aus unserer gemeinsamen Zeit in Düsseldorf“, lobt er den Kollegen, „es ist Wahnsinn, was er aus der Mannschaft gemacht hat.“ Der Tabellenführer komme trotz der Niederlage gegen den HSV mit sehr Selbstvertrauen ins Jahn-Stadion. „Deshalb müssen wir schon zusehen, dass wir eine richtig gute Leistung bringen, wenn wir was dabehalten wollen.“ Natürlich sei er in der Pflicht, die Mannschaft für dieses Spiel zu motivieren. „Aber die Jungs müssen auch genug Eigenmotivation mitbringen.“

Enochs: „Enger zusammenrücken“

Dass sich der Aufsteiger, der keine Tore schießt, dafür umso mehr kassiert, in einer schwierigen Situation befindet, will er gar nicht abstreiten. Seine Erfahrung von anderen Stationen, wo man oft um den Klassenerhalt und gegen den Abstieg kämpfen musste, sei da aber extrem wichtig. „Nicht nur ich, auch Achim, das Trainerteam führen sehr viele Gespräche – auch mit dem Mannschaftsrat.“

Gerade jetzt sei es aber besonders wichtig, zusammenhalten und sich nicht gegenseitig Vorwürfe zu machen: „Wir müssen enger zusammenrücken und versuchen, mit aller Macht Ergebnisse zu erzielen.“ Die Hoffnung stirbt zuletzt: „Ich glaube, dass wir gerade in den vergangenen zwei Wochen richtig gut gearbeitet und Lösungen gefunden haben, um gegen jeden Gegner zu bestehen.“

Wer ist besonders fehleranfällig?

Man habe sehr hart daran gearbeitet, wieder stabiler gegen den Ball zu stehen. „Die meisten Gegentore, die wir bekommen haben, sind keine Frage des Systems, sondern von individuellen Fehlern, die wir abstellen müssen.“ Deshalb werde das Trainerteam die Spieler auswählen, „von denen wir der Meinung sind, dass sie am wenigsten Fehler machen“. Er sei da sehr zuversichtlich. Man darf gespannt sein, wer bei dieser Auswahl als besonders fehleranfällig draußen bleiben muss.

Mit Sicherheit nicht auf dem Platz stehen natürlich die Langzeitverletzten Oscar Schönfelder, Christian Schmidt, Bene Saller und Max Meyer. „Bene ist auf einem guten Weg, aber noch keine Option für Samstag.“ Robin Ziegele, Alexander Bitroff und Nico Ochojski kommen nach unterschiedlich langen Einsätzen in der U23 oder im Testspiel definitiv infrage. „Gut, dass wir wieder Optionen in der Defensive haben.“

Fortuna Düsseldorfs Coach Daniel Thioune bei der PK vor dem Spiel in Regensburg. Foto: jrh

Vertragspoker um Fortunen-Trainer?

Fortunen-Routinier Matthias Zimmermann, 32-jähriger defensiver Mittelfeldspieler, hat das gemacht, was Favoriten vor möglichen Blamagen gerne tun. Er hat vor dem Tabellenschlusslicht Jahn Regensburg vorsorglich gewarnt. „Das zeigt, dass in meiner Mannschaft ein paar Jungs sind, die schon unterschiedliche Szenarien erfahren haben“, lobt Düsseldorfs Coach Daniel Thioune. „Ich glaube, es kann sich keiner davon freisprechen, dass er nicht schon mal beim Tabellenletzten gestolpert ist.“

Deshalb fände er es „ganz cool“, wenn ein erfahrener Spieler auch mal den Finger hebt und mahnt. „Ich finde, dass die Regensburger eine überragende letzte Saison gespielt haben“, fährt Thioune mit Anerkennung für den Gegner fort, „mit einem Superendergebnis, mit dem sie auch in die Zweite Liga aufgestiegen sind.“ Und so schlecht sei es doch bislang gar nicht gewesen, was die Regensburger an Leistung angeboten hätten. „Sie haben immerhin einen Erstligisten aus dem DFB-Pokal geworfen.“ Jedenfalls fahre man keinesfalls mit dem Glauben in die Oberpfalz, dort nur auf Laufkundschaft zu treffen. „Sondern auf eine Mannschaft, die sich mit allem wehren wird, was sie hat.“ Thiounes Wort in Fußballgotts Ohr!

Seine Startelf muss der Chef-Übungsleiter auf mindestens zwei Positionen neu besetzen. Neben Innenverteidiger Andre Hoffmann (Gelbsperre) fällt auch Mittelfeldspieler Giovanni Haag (Rotsperre) aus. Marcel Sobottka (nach muskulärer Verletzung) und Dzenan Pejcinovic (nach Meniskus-OP) kommen laut Thioune ebenfalls noch nicht infrage. Und Jamil Siebert, der für das Testspiel in der Länderspielpause gegen Heracles Almelo kein Thema war, darf am Wochenende nach seinem Sehnenabriss allenfalls bei der U21 erste Spielminuten seit dem 3. Mai sammeln.

Der Trainer selbst wird bei seinem 100. Pflichtspiels auf der Düsseldorfer Bank selbstverständlich die Mannschaft in Regensburg betreuen, befindet sich aber in einem kleinen Poker um seine Vertragsverlängerung. „Es wissen alle, dass mein Vertrag ausläuft, und ich mir viele Gedanken machen muss und möchte.“ Auch der Verein mache dies, glaubt Thioune. „Es würde gar nichts dagegensprechen, wenn ich die nächsten 100 auch hier einsammeln werde.“

Sein derzeitiger Kontrakt ist nur noch bis 2025 gültig. „Bild“ hatte berichtet, dass im neuen Vertrag womöglich eine Ausstiegsklausel verankert sein dürfte, die dem Trainer einen Wechsel zu einem Erstligisten ermöglicht. Den Aufstieg mit der Fortuna peilt er derweil in dieser Saison auch selbst an.

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