Richard Reisinger zum 60.: „Idealbild eines bürgernahen“ Landrats
Amberg. Der dienstälteste Oberpfälzer Landrat feiert am heutigen Dienstag seinen 60. Typisch Richard Reisinger: „Vormittag bin ich nur für meine Mitarbeiter da, ab 16 Uhr freue ich mich über Gratulanten im König-Ruprecht-Saal.“ Einige Kollegen gratulieren schon mal im OberpfalzECHO.

„Ich habe aus meinem Herzen keine Mördergrube gemacht“, sagt Landrat Richard Reisinger zum Echo. „Wenn ich mich weiterhin bester Gesundheit erfreue, dann trete ich noch mal an, da gibt es keinen Schlingerkurs.“ Seit 2008 residiert der „Kirwa-Landrat“ des Landkreises Amberg Sulzbach im Kurfürstlichen Schloss.
Und der ehemalige Gymnasiallehrer hat noch lange nicht fertig. „Ich habe da doch einige infrastrukturelle Projekte“, wie den Abschluss der Schulsanierungen. „Und das Krankenhaus möchte ich in eine gesicherte Zukunft führen.“ Auch ein paar kleinere Projekte habe er noch in petto. „Wenn es gewünscht wird, mach‘ ich das gern.“
Dahoam ist das Geburtstagskind in Sulzbach-Rosenberg: „Der Annaberg“ ist sein Ruhepol. Aufgewachsen und geprägt in der kirchlichen Jugend könne er aber überall in seinem Landkreis Lieblingsplatze finden: „Vor allem, wenn dort ein entsprechendes Fest ist – die jeweiligen Bergfeste, die zeichnen uns ja aus“.
Minister Herrmann: „Wertvolle Versöhnungsarbeit“
Auch Bayerns Innenminister Joachim Herrmann lässt es sich nicht nehmen, dem Landrat zum 60. Geburtstag zu gratulieren. Er dankt dem unaufgeregten Versöhner in einer aufgeregten Zeit für drei Jahrzehnte kommunalpolitische Arbeit: „Geboren und aufgewachsen in Sulzbach-Rosenberg kennst du die Region und ihre Menschen aufs Beste und weißt, die richtigen Akzente zu setzen.“
Besondere Aufmerksamkeit schenke der gelernte Pädagoge naturgemäß dem Bildungsbereich, aber auch einer leistungsstarken Gesundheitsversorgung und der Pflege des reichen kulturellen Erbes der Region. Als Vizepräsident beim Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge leiste er wertvolle Versöhnungsarbeit.
Andreas Meiers Vorbild
Neustadts Landrat Andreas Meier kommt ins Schwärmen, wenn er an den Amtskollegen im Kurfürstlichen Schloss zu Amberg denkt: „Für mich ist Richard Reisinger geradezu das Idealbild eines bürgernahen, sympathischen und auch anerkannten Kommunalpolitikers.“ Wie der frisch gebackene 60er sein Amt als Landrat ausführe, sei auch für ihn immer vorbildhaft gewesen: „Ich wünsche ihm noch viele aktive, gesunde und glückliche Jahre im Amt und auch privat alles Gute und Gottes Segen!“
Dem kann sich Tirschenreuths Landrat Roland Grillmeier nur anschließen: „Richard ist ein toller Kollege und guter Freund, da macht das Zusammenwirken für die Oberpfalz so richtig Spaß.“ Er freue sich auf viele weitere Jahre mit dem jung gebliebenen Geburtstagskind: „Er ist immer gut gelaunt und zudem wortreich eloquent – alles Gute, Richard!“🍀
Man liebt seinen Humor
Auch Ambergs Oberbürgermeister Michael Cerny schließt sich da gern an: „Richard ist ein humorvoller Typ, der wegen seiner Erfahrung und seiner bodenständigen Art ein hohes Ansehen im Kreis der Landräte und Oberbürgermeister genießt.“
Schwandorfs Landrat Thomas Ebeling schätze „Richard Reisinger nicht nur als Kollegen, sondern auch als Freund, mit dem mich viele Erlebnisse verbinden. Zum Geburtstag wünsche ich ihm alles Gute und freue mich auf die weitere Zusammenarbeit!“
Von wegen nur Feste besuchen
Aber wie sieht der Chefdiplomat im ehemaligen Schloss des Winterkönigs selbst seine Aufgabe im vielfältigen Landkreis zwischen Schnaittenbach im Osten bis zum fränkelnden nordwestlichen Zipfel bei Auerbach, vom Truppenübungsplatz Vilseck bis zur südlichsten Spitze bei Schmidmühlen? „Ich habe am Anfang gedacht, vor allem die Feste besuchen“, gibt Landrat Richard Reisinger schmunzelnd zu.
„Aber da wird man sehr schnell eines Besseren belehrt, weil im Berufsalltag ist das eine wuchtige Behörde mit 654 Beschäftigten, zuständig für 27 Gemeinden mit rund 103.000 Einwohnern.“ Die müsse man erst einmal am Laufen halten, was ein Landrat natürlich nicht alleine kann: „Aber er muss koordinieren, er muss vermitteln – es brennt immer an einer anderen Front, und man weiß nicht, was so alles passiert, wenn man am Morgen im Amt erscheint.“
„Einer der schönsten Berufe“
Zudem sei das Landratsamt in etwa 25 Zweckverbänden und Gremien organisiert. „Da können Sie nicht überall unvorbereitet hinlaufen, wenn sie gestalten und Strategien entwickeln wollen für die Region.“ Das sei mehr als ein Fulltime-Job. „Aber wenn Ihnen Multitasking gefällt und Sie nicht auf die Uhr schauen und keine Trennung zwischen Freizeit und Arbeit vornehmen, dann kommen Sie an, und dann ist es einer der schönsten Berufe, die es überhaupt gibt.“ Trotz der Erwartungshaltung der Social-Media-Ära: „Sie sind eigentlich immer erreichbar, auch für die Mitarbeiter.“
Als Chef der Landkreis-Behörde ist Reisinger auch oberster Aufseher der Bürgermeister – und umgekehrt ist der Regierungspräsident der Oberpfalz Aufsichtsbehördenchef des Landrats. Wie oft kommen Konflikte vor, bei denen er sich tatsächlich mit dem Bürgermeister auseinandersetzen muss, oder der Regierungspräsident eingreift? „Ganz selten“, sagt Reisinger, „weil die Zusammenarbeit sehr professionell organisiert ist, und wir barrierefrei miteinander umgehen.“
Wie in einer Familie
Die meisten Bürgermeister seien im Kreistag vertreten: „Also gestalten sie die Landkreispolitik mit.“ Die Festsetzung der Kreisumlage, das sei das kreispolitische Hochamt. „Da divergieren dann schon mal die Interessen.“ Mit Parteipolitik habe das nichts zu tun: „Jeder versucht, sich von diesem kommunalen Kuchen ein gutes Stück zu sichern – das ist legitim, aber hier haben wir uns noch immer geeinigt.“
Und so sei das auch mit der Regierung. „Wir sind eine sehr ökumenische Familie aus Landkreisbeschäftigen und Regierungsleuten, von daher fungieren wir auch wie in einer Familie – einmal hadern wir, einmal zerren wir aneinander, aber der familiäre Frieden ist schon gegeben.“
Tanzbär beim Kirwa-Marathon
Seit 2008 residiert Richard Reisinger als Landrat des Landkreises Amberg Sulzbach im Kurfürstlichen Schloss: „Im angrenzenden Zeughaus ist der Hauptteil unserer Landkreisverwaltung untergebracht.“ Leben und Arbeiten im Schloss mit all den Herausforderungen: „Arbeit ist trotzdem genug vorhanden, rein residieren ist nicht drin.“
Seit die Amberg-Sulzbacher Kirwa Teil des immateriellen Kulturerbes ist, nennen Kollegen den CSU-Politiker auch halb spöttisch, halb anerkennend: „Den Kirwa-Landrat.“ Wie begeistert tanzt er denn selbst beim Kirwa-Marathon mit? „Der Frage würde ich gern ausweichen“, sagt er verschmitzt. „Ja, ich gelte jetzt nicht als der große Tanzmeister.“ Schon der jährliche Landkreisball sei so ein bisschen eine Bedrohung für ihn: „Ich habe bei dem Kirwa-Tanz-Marathon, den wir ja eigens für diese Würdigung als immaterielles Kulturerbe eingeführt haben, auch mehr als eine Pflichtrunde absolviert.“ Der Landrat als Tanzbär.
Ja, man sei in der Tat der Kirwa-Landkreis: „Das war schon immer so.“ Das lebendige Brauchtum habe man gebündelt, und junge pfiffige Touristiker hätten dann gesagt: „Das müssen wir eigentlich besser vermarkten, weil dort finden wirklich die Menschen zusammen.“ Da käme die junge Generation nicht nur aus den umliegenden Dörfern: „Es kommen sogar welche eigens in die Heimat zurück – sie wohnen inzwischen in Ballungsräumen, aber die Kirwa ist immer so ein Grund zur Heimkehr.“
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