Herrscht Goldgräberstimmung bei den Windpark-Investoren?
Pfreimd/Neustadt/WN. Die Windkraft boomt. Die Rahmenbedingungen für den Bau der Anlagen haben sich spürbar verbessert. Investoren sind in der Region bereits unterwegs, um sich geeignete Flächen zu sichern.

Die Berliner Ampelregierung, aber auch die Bayerische Staatsregierung haben den Weg frei gemacht. Es ist jetzt viel einfacher, Windkraftanlagen in die Landschaft zu setzen. Und der Run auf passende Flächen hat eingesetzt. Alleine bei Pfreimds Bürgermeister Richard Tischler haben jetzt schon die Projektentwickler von drei Unternehmen angeklopft. Sie interessieren sich für ein Gebiet nur ein paar Kilometer von der Stadt entfernt. „Es herrscht Goldgräberstimmung“, hat der Rathauschef festgestellt. Investoren wollen sich scheinbar rechtzeitig geeignete Areale sichern.
Windkraft kommt zum Erliegen
Dass jetzt die bis zu 300 Meter hohen Mega-„Spargel“ einfacher auch aus der Oberpfälzer Erde spitzen können, ist zum einen der Berliner Ampelregierung mitzuverdanken. Mit dem Wind-an-Land-Gesetz, das am 1. Juli des vergangenen Jahres verabschiedet worden ist, werden alle Bundesländer verpflichtet, entsprechende Flächen dafür auszuweisen. Im weiß-blauen Freistaat wären das rund 1,8 Prozent der Landesfläche.
Zum anderen hat auch München den Windpark-Investoren den Weg geebnet. Mit der 10H-Regel, die noch in der Amtszeit von Ministerpräsident Horst Seehofer erlassen worden war, kam in Bayern die Windkraft förmlich zum Erliegen. Jede Anlage hätte einen Mindestabstand vom zehn-fachen seiner Höhe zu Wohngebäuden in Gebieten mit Bebauungsplänen einhalten müssen. 2022 wurden freistaatweit gerade einmal 14 Windräder gebaut.
10H-Regel deutlich gelockert
Im Oktober 2022 wurde diese Regel gelockert, der geforderte Abstand beispielsweise in Wäldern, nahe Gewerbegebieten, an Autobahnen, Bahntrassen und Wind-Vorranggebieten zur Wohnbebauung wird auf 1000 Meter reduziert. Seit Juni 2023 muss in Wind-Vorranggebieten nur mehr ein Abstand von rund 800 Metern eingehalten werden.
Hatte früher die berühmte Haselmaus noch ein Windradprojekt stoppen können, ist das fast auch vom Tisch. „Naturschutzrechtliche Aspekte fallen nicht mehr so stark ins Gewicht“, weiß Tischler. Pfreimd hatte termingerecht seine Vorranggebiete für Windkraftanlagen an den Regionalen Planungsverband Oberpfalz Nord gemeldet. Sie machen 1,1 Prozent des Stadtgebiets aus.
Flächenmeldungen werden bewertet
„Diese von allen Mitgliedskommunen des Planungsverbands übersendeten Flächenmeldungen werden nun zunächst in Abstimmung mit einigen zentralen Fachstellen intern bewertet“, betont der Pressesprecher des Neustädter Landratsamts, Marcel Weidner. Der Neustädter Kreischef Andreas Meier ist Vorsitzender des Planungsverbands. „Auf dieser Grundlage werden im Anschluss mögliche Flächen für Windenergiegebiete definiert“, erläutert der Pressesprecher. Danach findet eine strategische Umweltprüfung statt, ehe dann im Rahmen des Beteiligungsverfahrens die Ergebnisse der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden.
Kaum Chancen für ein Veto
Doch eine Kommune hat mittlerweile kaum mehr eine Chance, ein Veto gegen den Bau solcher Anlagen einzulegen, wenn sich Grundstückseigentümer und Investor einig sind. Es sei denn, es wäre Gemeindegrund betroffen. Als sogenannte mögliche Potenzialfläche gilt das Gebiet zwischen Pfreimd, Oberpfreimd und Weihern. 67 Hektar würden dort zur Verfügung stehen, etwa 50 Grundstückseigentümer wären tangiert.
Bis zu sieben Windräder könnten nach Ansicht von Bürgermeister Tischler dort einmal stehen. Fünf drehen sich schon seit Oktober 2016 im Pfreimder Ortsteil Pamsendorf. „Damals hatte der Stadtrat grünes Licht für den Bau gegeben“, erzählt Tischler. Noch ist kein neues Projekt geplant, betont der Bürgermeister. Er rät den Grundstückeigentümern aber, alle Angebote genau abzuklopfen.
Bundesverband bestätigt Boom
Beim Bundesverband WindEnergie (BWE) kann man den Wind-Boom nur bestätigen. „Im Jahr 2023 wurde ein absolutes Spitzenvolumen von mehr als 7500 Megawatt neu genehmigt“, betont dessen Sprecher. Der Trend setzt sich heuer weiter fort. „Mit rund 2600 Megawatt neuen genehmigten Anlagen ist das erste Quartal des Jahres 2024 das bislang genehmigungsstärkste überhaupt“, heißt es beim BWE.
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