Zeitreise durch Waldthurn

Waldthurn. Dass Geschichte so richtig Spaß machen kann und nebenbei noch informativ ist, hat am vergangenen Mittwochabend LandKULTUR Waldthurn mit der angesagten einstündigen „LANDkulTour“ durch geschichtsträchtige Orte von Waldthurn bewiesen.

Bild rechts : Fürstin Augusta Sophie von Lobkowitz (Manuela Grünauer). Foto: Franz Völkl
Bild rechts : Fürstin Augusta Sophie von Lobkowitz (Manuela Grünauer). Foto: Franz Völkl
LANDkulTour durch Waldthurn. Foto: Franz Völkl
LANDkulTour durch Waldthurn. Foto: Franz Völkl
Zwei hartgesottene Landsknechte (Hans-Peter Reil und Josef Pflaum sen. -rechts-). Foto: Franz Völkl
Zwei hartgesottene Landsknechte (Hans-Peter Reil und Josef Pflaum sen. -rechts-). Foto: Franz Völkl
IM bild links: Magd Andrea (Andrea Götz) erklärt im Schlossgraben den ehemaligen Gänseweiher und den Hopfengarten sowie das erste Schloss.  Foto: Franz Völkl
IM bild links: Magd Andrea (Andrea Götz) erklärt im Schlossgraben den ehemaligen Gänseweiher und den Hopfengarten sowie das erste Schloss. Foto: Franz Völkl
Zwei Kellnerinnen (Annika Pankotsch und Hannah Reil) stellen am Marktplatz mit kühlem Bier im Krug das Brauwesen, das schon seit 1390 in Waldthurn vertreten war, vor. Foto. Franz Völkl
Zwei Kellnerinnen (Annika Pankotsch und Hannah Reil) stellen am Marktplatz mit kühlem Bier im Krug das Brauwesen, das schon seit 1390 in Waldthurn vertreten war, vor. Foto. Franz Völkl
Der Türmer (Felix Griesbach) ist schon von weitem mit seiner Trompete zu hören. Foto: Franz Völkl
Der Türmer (Felix Griesbach) ist schon von weitem mit seiner Trompete zu hören. Foto: Franz Völkl
Ein Straffälliger (Thomas Bergmann mit Hut), der nach großem Zechgelage Beleidigungen hinsichtlich des Heiligen Josef ausgesprochen und „furchtbar sakramentiert“ hat, wird vom Amtsrichter (Georg Schmidbauer, rechts) verurteilt. Die beiden Landsknechte (Hans-Peter Reil und Josef Pflaum) führen ihn ab. Im Hintergrund die Moderatorin der
Ein Straffälliger (Thomas Bergmann mit Hut), der nach großem Zechgelage Beleidigungen hinsichtlich des Heiligen Josef ausgesprochen und „furchtbar sakramentiert“ hat, wird vom Amtsrichter (Georg Schmidbauer, rechts) verurteilt. Die beiden Landsknechte (Hans-Peter Reil und Josef Pflaum) führen ihn ab. Im Hintergrund die Moderatorin der „LANDkulTour“, die Magd Andrea (Andrea Götz). Foto: Franz Völkl
Foto: Franz Völkl
Foto: Franz Völkl
Foto: Franz Völkl
Foto: Franz Völkl
Foto: Franz Völkl
Foto: Franz Völkl
Foto: Franz Völkl

Die Magd Andrea (Andrea Götz) und das LANDKULTUR – Team machten bei den einzelnen Stationen für die über 50 Interessierten Momente der reichen Geschichte von Waldthurn erlebbar. Die Magd sprach am Startpunkt der Tour, am Lobkowitzschloss von der ersten urkundlichen Erwähnung des Marktes vor 807 Jahren und der Markterhebung vor knapp 500 Jahren. „Wir wollen euch heute in eine andere Zeit entführen, spazieren markante Punkte der Marktgeschichte ab und lassen uns überraschen, wer uns begegnet“.

Augusta Sophie

So tauchte an der Rückseite des Lobkowitzschlosses schließlich die großherzige und wohltätige Fürstin Augusta Sophie von Lobkowitz (Manuela Grünauer) auf. Nach der Hochzeit mit Wenzel Eusebius von Lobkowitz war ihr Lieblingsaufenthaltsort das Schloss in Waldthurn, hierfür wurde 1666 der Grundstein gelegt. „Ich wünsche Ihnen noch viel Freude in meinem Herrschaftsgebiet“, meinte die Fürstin und verschwand wieder im Schloss.

Untere Mautstelle

Die Magd Andrea führte die Waldthurner weiter zur damaligen unteren Mautstelle, an der Straße zirka 100 Meter unterhalb der Dreifaltigkeitssäule. Dort warteten zwei hartgesottene Landsknechte (Hans-Peter Reil und Josef Pflaum sen.). Sie erzählten sehr unterhaltsam, wie sie damals sicherstellten, dass Maut und Zoll und die Herrschaft bezahlt und abgeführt wurden und sie als Sicherheitspersonal (Markterhebung 1527) Gebühren für den Handel erhoben haben.

Durch Waldthurn führte eine wichtige Handelsstraße, so konnte man für Waren Zoll erheben. „An der Stelle beim „Drachsler“ war die untere Mautstelle, die obere Mautstelle ist auf Höhe des heutigen Gesundheitszentrums“. Knecht Hans-Peter erzählte vom Ablauf eines damaligen Markttages, den man auch im 21. Jahrhundert durchführen könnte. Die damalige Marktordnung zeigte auf, wie man mit Zechprellern und Raufern umzugehen hatte.

Magd Andrea erzählt:

Weiter ging die „LANDkulTour“ ein Stück auf dem ältesten Teil von Waldthurn, dem Schlossgraben, der Blick ging auf den ehemaligen Gänseweiher, von dem die Waldthurner ihren Gänsbürgernamen haben, zum Hopfengarten, wo der Hopfen für die hiesigen Brauereien angebaut wurde. „Hier stand 1536 das erste Waldthurner Schloss, erbaut von Friedrich von Waldau – 1647 wurde es abgebrochen“, erzählte die Magd Andrea.

Amtsrichter verurteilt vor Ort

Da in Waldthurn auch das Richteramt ansässig war, trafen die Geschichtsspaziergänger schließlich auf Amtsrichter Georg (Georg Schmidbauer) einen gestrengen Gesetzesmann, Stellvertreter der Fürstin Augusta Sophia. Da die Reichsherrschaft sowohl die hohe als auch die niedrige Gerichtsbarkeit innehatte, hatte er damals sogar das Recht, die Todesstrafe zu verhängen – der Galgen stand oberhalb der herrschaftlichen Schäferei. Er sprach schaurig über die Strafen für Vergewaltiger, Brandstifter, Mörder, Diebe, Ehebrecher, wobei als Verschärfen der Todesstrafe noch das Schleifen zur Richtstätte als zusätzliche Strafe im Raume stand.

Live wurde eine kurze Szene einer Gerichtsverhandlung dargestellt. Ein Straffälliger (Thomas Bergmann), der nach großem Zechgelage Beleidigungen hinsichtlich des Heiligen Josef ausgesprochen und „furchtbar sakramentiert“ habe, wurde verhandelt. Schließlich führten ihn die beiden Landsknechte ab, der Amtsrichter hatte den einsichtigen Straftäter zu acht Tagen bei Wasser und Brot in Ketten im Waldthurner Fronfeststüberl verurteilt.

Brauwesen in Waldthurn

Zwei Kellnerinnen (Annika Pankotsch und Hannah Reil) stellten anschließend am Marktplatz mit kühlem Bier im Krug das Brauwesen, das schon seit 1390 in Waldthurn vertreten war, vor. „Da das Bier neben Brot zu den wichtigsten Nahrungsmitteln zählte, wurde es in größeren Mengen gebraut, die Biersuppe wurde im 19. Jahrhundert häufig als Frühstück verwendet“. Wer während des Gottesdienstes im Wirtshaus angetroffen wurde, wurde bestraft.

Türmer spielt Trompete

Den Schlusspunkt setzte am Eingang zur Pfarrkirche der Türmer (Felix Griesbach), der schon von weitem mit seiner Trompete zu hören war. Er berichtete, dass schon 1582 das erste Mal sein Berufsstand erwähnt wurde. Seine Hauptaufgabe war der Wach- und Musizierdienst. Nach diesem von Andrea Götz und Georg Schmidbauer kreierten Geschichtsspaziergang bot die Kolpinggruppe entsprechende Stärkung in Form von Würstln und Getränken.

LANDKULTUR Waldthurn mit „TANZkultur“

Die nächste LANDKULTUR – Veranstaltung steigt am Samstag, 6. Juli, in der Zeit von 13 Uhr bis 17 Uhr unter dem Motto „TANZkultur“ auf der Wiese am Lobkowitzschloss.

* Diese Felder sind erforderlich.