Wallfahrt zur Geschichte: Pilgerweg zum Barbaraberg
Speinshart. Anlässlich des Denkmaltages führte eine Wanderung zum Barbaraberg in Speinshart, wo rund 50 Teilnehmer historische Orte erkundeten. Die Tour beinhaltete Stationen wie die Muttergottes-Statue und endete an der teils verfallenen Barbaraberg-Kirche.
Zum Denkmaltag geführte Wanderung auf dem alten Wallfahrtsweg hinauf zum Barbaraberg „Wahr-Zeichen – Zeitzeugen der Geschichte“ lautete das diesjährige Motto des deutschlandweiten Tages des offenen Denkmals. Auch für die Prämonstratenserabtei Anlass genug, zum Denkmaltag an markante „Wahr-Zeichen“ im Wortsinne zu erinnern, als auch an umfangreiche Zeitzeugnisse, die vom Leben und Denken vergangener Generationen berichten. Die Vielfalt in der Speinsharter Klosterlandschaft ist beeindruckend. Zu dieser Vielfalt zählt auch der alte Wallfahrtsweg hinauf zum Barbaraberg.
Denkmalstag lockt mit besonderer Wanderung
Der „heilige Berg“ der Speinsharter ist eng verbunden mit dem Kloster und bietet faszinierende Einblicke in die Geschichte. Seit Jahrhunderten zieht der Ort, der geprägt ist von der Ruine der ehemaligen Wallfahrtskirche, die Menschen in seinen Bann. Seit dem Mittelalter pilgern zudem Wallfahrer hinauf zur heiligen Barbara. Am Sonntag waren es zum Tag des offenen Denkmals zirka 50 Teilnehmer, die anstelle eines Besuches von geschichtsträchtigen und imponierenden Baudenkmälern in Begleitung von Abt em. Hermann Josef Kugler den alten, von barocken Heiligenfiguren gesäumten Wallfahrtsweg hinauf zum Berg gingen.
Schritt für Schritt zum Barbaraberg hieß auch, an markanten Stationen innezuhalten. Vor der Einfahrt zur Gereon-Motyka-Siedlung war es in Höhe der Grundschule zunächst die Muttergottesstatue, die für Aufmerksamkeit sorgte. Symbolisch begann die Wegstrecke bei der Patronin Bayerns, der Königin aller Heiligen, wie der Administrator des Klosters anmerkte. Entstanden ist die Sandsteinfigur im 18. Jahrhundert. Mit dem Blau des Himmels und dem Gold des Strahlenkranzes aus 12 Sternen sei die Mutter Gottes auch zum Erkennungszeichen für die Europafahne geworden, wusste Erzähler Hermann Josef.
Symbolische Etappen und historische Erkenntnisse
Entlang der Kreisstraße in Richtung Trabitz marschierten die „Pilger“ zu Judas Thaddäus, einem der zwölf Apostel und Patron der „Kleinmütigen“. Das lateinische Chronogramm am Sandsteinsockel verweist auf die Errichtung im Jahr 1715. Durch Wald und Flur ging es weiter zu den „drei heiligen bayerischen Madeln“, so die Formulierung des geistlichen Begleiters. Am Wegesrand grüßten nacheinander die heilige Katharina von Alexandrien, einer frühchristlichen Märtyrerin. Auf dem Sandsteinsockel von 1779 heißt es übersetzt: „Katharina – Jungfrau – komm uns zu Hilfe“.
Für die 50 „Wallfahrer“ begann nun vor dem Berg die große Prüfung. Es ging bei schwülen Temperaturen steil bergauf zur heiligen Margareta, einer Märtyrerin der letzten großen Christenverfolgung im Römischen Reich. Bedächtig, wir sind nicht auf der Flucht hieß es, und anstrengend zugleich bewältigten die Pilger schon mit einem ersten Blick auf die Barbaraberg-Kapelle das letzte Wegstück entlang der Kreuzwegstationen, 1935 errichtet und 1992 gründlich renoviert. „Steh hilfreich anderen zur Seite. Dass nicht beschäme dich der Heid“ und „Vertrau dem Heiland deine Schwächen. Erbarmend heilt er jedes Gebrechen“ hieß es da. Der Text der Stationen ermunterte auch die Teilnehmer, mit letzter Kraftanstrengung den steilen Anstieg zu bewältigen. Auf dem Bergplateau angekommen wartete die Figur der heiligen Magdalena „auf alle, die Schuld auf sich geladen hatten“. Biblisch gesehen ist Magdalena die Zeugin der Auferstehung, erklärte Pater Hermann Josef. Für die Barbaraberg-Kirche sei die Heilige die Nebenpatronin. Vor den Überresten der Rokokokirche erzählte Pater Hermann Josef von der Geschichte des Kirchenbaues um das Jahr 1000. Der Pater wusste von einer ersten „capella sancte Barbara in monte“, schon 1508 und erinnerte an das aufblühende Wallfahrtswesen.
Auch der Verfall des Juwels im Rahmen der Säkularisation fand Erwähnung. Mit dem Einsatz des Münchner Domkapitulars Prälat Michael Hartig seien die Überreste der Kirche ab 1919 in eine Kapelle umgebaut worden. „Auf diesem Berg spüren die Menschen seit jeher mehr als sonst die Nähe zu Gott“, glaubt der Kirchenmann. Für Speinshart und die Kulmregion deshalb ein „heiliger Berg“. Mit Hinweisen auf eine slawische Besiedlung nachweislich schon im 8. Jahrhundert, einem Besuch der Barbaraberg-Kapelle und der Einladung zu erfrischenden Getränken nach einer anstrengenden Wegstrecke endete die „Pilgerreise“ zum Tag des offenen Denkmals mit viel Beifall.
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