Von Zeiten als Glockenläuten noch Michaels Aufgabe war

Döllnitz. Die Geschichten um die Kirchglocken in Döllnitz haben lange Tradition. Vor allem ein Name wird den Döllnitzern in diesem Zusammenhang ein Begriff bleiben.
Von Sieglinde Schärtl
Seit einem halben Jahrhundert erklingen die Glocken der St. Jakobuskirche in Döllnitz elektronisch. Aber das war nicht immer so: Bevor ihn der Strom „abgelöst“ hat, hat noch Michael Hierold (*1897,†1970) diesen Job erledigt. Tagtäglich hat er die Glocken per Hand erklingen lassen: Um 6 Uhr, 11 Uhr, 12 Uhr, abends je nach Jahreszeit zwischen 18 und 20 Uhr.
Läut-Zeiten haben verschiede Zwecke
Morgens, mittags und abends hat das Läuten zum Gebet „Der Engel des Herren“ aufgerufen. Das 11-Uhr-Läuten war dazu bestimmt, die Bäuerin auf dem Feld daran zu erinnern, nach Hause zu gehen und das Mittagessen vorzubereiten. Jeden Freitag haben die Glocken um 15 Uhr an die Sterbestunde Jesu erinnert – Samstag um 14 Uhr erklang das Feierabendläuten. Mit einer Ausnahme: Ab Gründonnerstag bis zum Auferstehungsgottesdienst am Karsamstag „fliegen die Glocken nach Rom“. Ministranten haben das Glockenläuten mit Ratschen ersetzt.
Mindestens vier Mal täglich war Michael Hierold also damals zur Kirche unterwegs, um diese Aufgabe zu übernehmen – und zwar ehrenamtlich. Zusätzlich hat er das Geläut auch bei Erst- und Zusammenläuten für die Messfeiern, Andachten sowie bei traurigen Anlässen (in dem Fall die Sterbeglocke) bedient.
Laut Überlieferungen von Michael Hierold, Mesner Anton Gieler (Tanzmühle) und Michael Bodensteiner (Kleßberg) zu ihrer Zeit haben die Döllnitzer am Läuten der Sterbeglocke auch erkannt, ob eine Frau oder ein Mann verstorben ist. Denn bei einer Frau wurde zweimal mit dem Läuten abgesetzt – bei einem Mann nur einmal.
Das Glockenspiel mit der Zeit
Beim Kirchenbau 1928 hatte das Gotteshaus drei Glocken erhalten. Von den drei Glocken mussten zwei für den zweiten Weltkrieg abgetreten werden. Somit hat viele Jahre lang nur eine Glocke, die heutige Sterbeglocke, die Döllnitzer an Gebet und Messfeiern erinnert. 1949 hat Karl Krapf aus Kleßberg in Döllnitz seine Primiz gefeiert: Für dieses große Ereignis wurden zwei neue Glocken angeschafft.
1689 hat das damalige Gotteshaus die erste Glocke erhalten, die ihren Dienst bis zum Jahre 1886 gemacht hat. In diesem Jahr starb König Ludwig II. Die Döllnitzer haben dieses traurige Ereignis mit der Glocke angekündigt. Dabei soll sie zersprungen sein, wie aus Aufzeichnungen von Pfarrer Johann Schmid (Expositus von 1908-1910 in Döllnitz) hervorgeht.
1969 kamen dann drei neue Glocken von der Glockengießerei Perner aus Passau und das Geläut wurde an den Strom angeschlossen. Der damalige Pfarrer Richard Heimerl aus Glaubendorf hat die Glocken geweiht. Sie sind eingestellt, um zu den jeweiligen Zeiten – ganz genau wie früher – zu läuten. Außerdem zu erfreulichen und traurigen Anlässen.
Bereits 1909 wurde eine Kirchen-Uhr für Döllnitz bestellt: „Die Kirchenuhr wurde von Johann Frischmann von Eisenhammer bei Laaber eingebaut, mit drei Zifferblättern, Viertel- und Stundenschlag, Preis 860 Mark. Da schon 30 Jahre keine Uhr mehr geschlagen hatte, erweckte das bei der Bevölkerung lebhafte Freude. Nun ist es nicht mehr so kurzweilig im Ort“, hieß in der Niederschrift von Joh. Schmid Expositus von Döllnitz -1908-1910.
Hauptwohltäter waren Austragsbauer Michael Nagler (Fischerhammer), der Bauer Vitus Uschold (Woppenrieth), der Tanzmühlner Josef Gieler, Jungfrau Elise Kiener (Pfarrhaushälterin in Walkershof-geborene Döllnitzerin) und Bäcker Georg Betz (Furth im Wald – geborener Döllnitzer).
Alle Jahre erklingen zu Silvester alle Glocken des Kirchturms, um an Mitternacht das neue Jahr einzuläuten. Aus Sicht der Döllnitzer war es daher sicher nicht so schlimm, dass heuer keine Böller erlaubt waren – die Glocken sind ja immer da, vor allem verursachen sie keine Schadstoffe.
Bilder: Sieglinde Schärtl
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