US-Army enthüllt Gedenkstein: Tragisches Schießunglück 1960
Grafenwöhr. Es war das schwerste Schießunglück der amerikanischen Bodentruppen während des Kalten Krieges. 16 junge US-Soldaten verloren am 2. September 1960 durch die Detonation einer fehlgeleiteten Artilleriegranate im Camp Kasserine ihr Leben.

27 Soldaten wurden zum Teil schwer verletzt. 63 Jahre später wurde jetzt zur Erinnerung an die Toten und die Tragödie eine Gedenktafel in den Tower Barracks enthüllt. Betroffene des Unfalls berichteten. „Dieses Denkmal ist mehr als Stein und Bronze. Es ist eine bleibende Hommage an die Tapferkeit dieser Soldaten“, sagte Oberst Kevin Poole.
Es sei ein Symbol der „dauerhaften Verbindung zwischen unseren Nationen und denen, die ihr dienen“, so der Kommandeur der US-Armee Garnison Bavaria. Zwar seien 63 Jahre vergangen. Aber die Auswirkungen dieses schicksalhaften Tages seien immer noch in der Gemeinschaft der Militärgemeinde spürbar.
Enthüllung war schon für 2020 geplant
Die eigentliche Aufstellung des Denkmals hätte bereits im September 2020 erfolgen sollen, wurde aber aufgrund der Coronapandemie verschoben. Mike Abbey von der US-Garnison begrüßte zur Feier neben den Militärs auch die Bürgermeister Edgar Knobloch und Hans Martin Schertl. Chaplain Major Moshe Lans sprach das Eingangsgebet.
Der pensionierte Sergeant First Class, Mark Williams, Leiter der 3rd Squadron 12 Cavalry Association, war eigens aus Alabama angereist, um an der Zeremonie teilzunehmen. Er enthüllte als Veteran der Einheit zusammen mit Command Sergeant Major Hermes Acevedo und Oberst Poole die Gedenktafel.
Der schicksalhafte 2. September 1960
Mit Aufzeichnungen blendete Mark Williams auf die Geschehnisse des 2. Septembers 1960 zurück. Auf dem Truppenübungsplatz Grafenwöhr herrschte Hochbetrieb. Soldaten der 3. US-Panzerdivision, der damals in Büdingen in Hessen stationierten Einheit, waren eingetroffen und bezogen ihre Zelte im Camp Kasserine, dem späteren, langjährigen Volksfestplatz. Die Betriebsamkeit der Truppe an diesem regnerischen Tag fand jedoch ein jähes Ende. Gegen 9.20 Uhr war zuerst ein helles Pfeifen zu hören und unmittelbar darauf eine laute Explosion.
Mitten in der Zeltstadt hatte ein fehlgeleitetes Artilleriegeschoss eingeschlagen und innerhalb eines Augenblicks 15 Amerikaner getötet und 27 teils schwer verletzt. Ein weiterer GI erlag kurz darauf seinen Verletzungen.
Fehlschuss aus einer Feuerstellung bei Auerbach
Ursache der Tragödie war ein fehlgeleitetes 8 Inch-Artillerie Geschoss. Dieses wurde von einer anderen Teileinheit der 3. US-Panzerdivision mit einer Haubitze in einer Feuerstellung nordwestlich von Auerbach, in der Nähe des aufgelassenen Ortes Hopfenohe abgeschossen wurde. Das Sprenggeschoss schlug jedoch rund drei Kilometer hinter ihrem eigentlichen Ziel, der Impact Area A, im Camp Kasserine ein.
Grund für den Fehlschuss war eine falsche und stärkere Treibladungswahl. Diesen fatalen Fehler der Artilleristen mussten die jungen Soldaten mit dem Leben bezahlen. Drei große Mannschaftszelte wurden getroffen und vollständig zerfetzt, den Beteiligten bot sich eine Szenerie des Schreckens.
Prominenter Zeitzeuge war Colin Powell
Der spätere Generalstabschef und Außenminister der USA, Colin Powell, war damals als Oberleutnant und Zugführer in Grafenwöhr. In seiner Autobiografie berichtet er von seinem Erleben am 2. September 1960: „Ich habe bereits hunderte Kriegsfilme gesehen, aber keiner konnte mich vorbereiten auf das, was ich an diesem Tag gesehen habe.“ Eine große Rettungsaktion lief an, die Verwundeten wurden in die Armeehospitäler nach Fürth, Nürnberg und Frankfurt geflogen.
Zwei Tage später fand in der Nähe der Unglücksstelle eine emotionale Trauerfeier statt. Auf einem Altar waren die Stahlhelme der Toten aufgereiht.
Ich habe bereits hunderte Kriegsfilme gesehen, aber keiner konnte mich vorbereiten auf das, was ich an diesem Tag gesehen habe. Der spätere US-Außenminister Colin Powell über den 2. September 1960 in Grafenwöhr
Sohn eines Überlebenden ist Lehrer in Vilseck
Einer der Teilnehmer der Gedenksteinenthüllung war John Romweber, Lehrer an der High-Scholl in Vilseck. Sein Vater hatte schwer verwundet das Unglück.überlebt. Betroffen gab er die Schilderungen seines Vaters wider. Obergefreiter George Peter Romweber, geboren 1940, war Panzerfahrer bei der betroffenen Einheit und befand sich in einem der Zelte.
„Mein Vater war im Zelt und hatte einen Mann auf seinen Schultern. Weil es regnete, versuchten sie eine Lüftungsklappe im Zeltdach zu schließen, als die Explosion passierte. Der Kamerad auf seinen Schultern hat ihn vor den Splittern der Granate geschützt und sein Leben gerettet“, so John Romweber.
Gedenkstein in Weiden gefertigt
Sein Vater musste sich in den Militärhospitälern acht Operationen unterziehen, seine Genesung dauerte 18 Monate. Als er wieder gesund war, verließ er die Armee. Sein Vater war sich immer bewusst, welches großes Glück er gehabt habe. Dementsprechend dankbar zeigte sich auch John Romweber nun über die Enthüllung des Gedenksteins.
Auf der Bronzeplatte, die von einem Granitstein getragen wird, sind auch die Namen der 16 getöteten US-Soldaten zu lesen. Gefertigt wurde die Gedenkstätte von der Firma Fleischer aus Weiden. Sabine Kissler, Mitarbeiterin im Pfarrbüro der Garnison, koordinierte die Planungen für die Errichtung des Denkmals.
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