Traumstart: „Sommernachtstraum“ begeistert auf der Luisenburg
Wunsiedel. Pur, opulent, traditionell, modern: Der Shakespeare-Klassiker "Sommernachtstraum" hat bei der Premiere auf der Luisenburg von allem etwas.

Die Inszenierung zur Eröffnung der Abendspielzeit macht deutlich: In Wunsiedel gibt es echte Festspiele. Man kann sich nicht dagegen wehren. Knapp zwei Stunden lang kommt einem immer wieder der arg strapazierte, aber doch absolut berechtigte Gedanke in den Sinn: William Shakespeare muss seine große Komödie „Ein Sommernachtstraum“ für diese Bühne auf der Luisenburg geschrieben haben. Ist zwar Unsinn, aber der Meister des Wortes hätte an diesem Setting sicherlich immens Freude gehabt.
Die Breite, die Höhe und die Tiefe der natürlichen Bühne nutzen erfreulicherweise auch Regisseur Marc Krone und Co-Regisseur Sönke Schnitzer. Sie nehmen die Bühne so pur und rein wie sie ist, da braucht es keinen überflüssigen Schnickschnack. Ensemble und Bühne verschmelzen zu einer Einheit. Und so erklärt sich in jeder Minute des Abends, warum der „Sommernachtstraum“ bis heute eines der meistgespielten Theaterstücke weltweit ist und warum das Drama auch schon so oft auf der Luisenburg in Szene gesetzt wurde – letztmals übrigens 2015.
Eine ewig junge Geschichte mit Happy End
Der Inhalt des „Sommernachtstraums“ lässt sich vordergründig schnell erzählen: Vier verliebte junge Leute verirren sich im Zauberwald voller Elfen. Deren König Oberon heckt mithilfe des spitzbübischen Pucks und einer Zauberblume ein Komplott gegen seine Gattin Titania aus. Sie soll sich in das erste Wesen verlieben, das sie nach dem Aufwachen erblickt. Das ist der als Esel verzauberte Handwerker Zettel. Denn gleichzeitig proben Handwerker im Wald zu Ehren des Herzogs von Athen ein Theaterstück ein.
Als glückliches Ende gibt es nach vertrackten Beziehungskisten eine innige Versöhnung samt Hochzeiten und einer äußerst amüsanten Handwerker-Aufführung über Leben und Sterben von „Pyramus und Thisbe“. Eine „naturbelassene“ Bühne lasst die Akteure auf der Bühne noch stärker in den Fokus rücken, lenkt den Blick noch intensiver auf Sprache und Spiel.
Das Ensemble ist hervorragend aufgestellt, ihm sieht man gerne dabei zu, wie es hoch motiviert und offenbar mir riesigem Spaß agiert. Wenn soll man herausheben, ohne die anderen zurückzusetzen? Klar, an Nikola Norgauer und Paul Kaiser in den Rollen der Titania und des Oberon kommt man nicht vorbei. Grandios lassen sie die unberechenbaren Gefühle des Elfenkönigspaars zu Bildern und Handlungen werden. Ihr Zusammenspiel lässt die Luft im Wald brennen.
Dann sind da die vier Verliebten, die den nächtlichen Traumwald mit viel Komik und Melodramatik erleben: Sönke Schnitzer als Lysander, Manuel Karadeniz als Demetrius, Florentine Beyer als Hermia sowie Tanja Beutenmüller als Helena. Ihnen nimmt man die vielen Wandlungen und die gespielten Leidenschaften gerne ab. Vor allem Tanja Beutenmüllers furioses Spiel – im vergangenen Jahr wurde sie mit dem Nachwuchspreis der Festspiele ausgezeichnet – als Gehasste und Geliebte hinterlässt einen tiefen Eindruck.
Die Szenerie im Wald leitet in einer Mischung aus Ungeschicktheit und Gehorsam gegenüber Oberon der für die Menschen unsichtbare Puck, den Matthias Zeeb mit großer Bühnenpräsenz darstellt.
Das „Stück im Stück“
Für die besonderen komödiantischen Momente sorgte das „Stück im Stück“ der Handwerker-Gruppe, die die Geschichte von Pyramus und Thisbe zum Besten gaben. Vor allem der zur grenzenlosen Selbstüberschätzung neigende Meister Zettel – bravourös interpretiert von Adelheid Bräu – begeistert die Zuschauer. Der Puck’sche Zauber ergreift auch Zettel, sodass er – versehen mit Eselsohren und einem ziemlich jämmerlichen „ia“-Geschrei – sogar die Schlafstätte mit Titania teilen darf. Eine herrlich schräge Szene.
Grenzenlos gute Laune
An der durch und durch stimmigen Inszenierung haben auch Kostümbildnerin Marion Hauer sowie Akkordeonspieler und Lieder-Komponist Daniel Zacher einen großen Anteil. Und ein Wagnis gelingt auch – nämlich eine behutsame Modernisierung der Textfassung durch Marc Krone und Leonie Kappmeyer, ohne dabei den Sprachduktus und die Sprachpoesie Shakespeares zu unterminieren. Und was nehmen die Zuschauer, die mit Applaus nicht sparen, mit? Grenzenlos gute Laune über eine fulminante Festspielpremiere.
Die Luisenburg-Festspiele
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