Speinsharts interaktive Oper verzaubert mit Nachdenklichkeit

Speinshart. Eine interaktive Oper mit dem Titel "Song Of The Turtle" wurde durch das Ensemble Lonelinoise präsentiert, dabei stand eine Schildkröte zentral. Die Aufführung, reich an musikalischen und interaktiven Elementen, lud das Publikum zur Reflexion über Kunst und KI ein.

Von einer imaginären Natur handelte in Speinshart die Aufführung einer interaktiven Oper komponiert von Luke-Lisa Deane und gespielt vom Ensemble Lonelinoise (Amsterdam). Foto: Robert Dotzauer

Speinshart staunt über eine neue interaktive Oper. Es geht am Sonntagabend im Innenhof der Prämonstratenserabtei in der einsetzenden Dämmerung um ein langsames Tier. Das Publikum sinniert über eine Schildkröte in einer imaginären Natur. Ein interaktives Musik- und Spielerlebnis, komponiert von Luke-Lisa Deane in Zusammenarbeit mit Eric Giraudet de Boudemoge und dem Ensemble Lonelinoise. In einer der Hauptrollen: die Schildkröte. „Song Of The Turtle“ heißt die Spielarchitektur des Abends. Entwickelt als Videospiel mit einem Labyrinth musikalisch gesteuerter Action.

Publikumsinteraktion im Fokus

Die Performance beginnt im Innenhof, die Besucherinnen und Besucher verteilt in Stuhlreihen, deren Mitte die Bühne darstellt. Die Handlung kann beginnen. Auf der imaginären Leinwand ist zu lesen: „Heute ist ein Tag zum Feiern. Heute ist ein Tag des Dankes. Heute ist ein Tag der Reflexion“. Reflexion ist auch das Stichwort von Moritz Kellner. Der Speinsharter Konzertmanager appelliert an die Besucher, das in Speinshart allgegenwärtige Thema der Künstlichen Intelligenz um eine menschliche und ethische Dimension zu erweitern. Eine Bitte, die auch die niederländischen Künstler äußern.

Performance und Poesie unter freiem Himmel

In der Speinsharter Abendkühle wird das Publikum schon nach wenigen Minuten in den Kreuzgang gebeten. Ein Teil der Handlung. Interaktion ist gefragt. Publikum frei statt Bühne frei ermuntern die Protagonisten die Besucher. Ein ungewöhnliches Event. Drinnen im Kreuzgang geht es nach einigen Minuten Wohlklang um die Schildkröte. Eine fließende Performance in gespannter Stille, pointillistisch begleitet. Das Telefon klingelt, ein langer Ton, ein musikalisches Ostinato, ein intelligentes Wesen spricht: „Es gab eine Zeit zu retten, was zu retten war“, ergänzt um die Feststellung: „Menschen auf der ganzen Welt sind gefesselt von schlechten Nachrichten“.

Es geht um Poesie, Politik und Gesellschaft. Was gesagt, gespielt und zu lesen ist, sind Stimmungen, die dadurch entstehen. Die Besucher müssen viel hineininterpretieren. Eine Reise der Sinne und der Verwandlungen. Die Besucher entdecken Videos und fühlen mit. Im Innenhof heißt es anschließend „It was so clear“, es geht um „All his time“ während die Glockenschläge vom Turm der Klosterkirche die Zeit verkünden. Schließlich geht die Reise in weitere Räumlichkeiten des Klosters weiter. Die Abtei als Labyrinth für eine neue interaktive Oper mit Arien und neuartigen hybriden, instrumentalen und musikalischen Formen. Ein Event, gewöhnungsbedürftig, aber höchst amüsant.

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