Sinkende Milchpreise: Familienbetriebe in Not

Schweißenreuth/Kemnath. „Viele Bauern stehen finanziell mit dem Rücken zur Wand“, warnte der Kreisobmann des Bayerischen Bauernverbandes (BBV), Ely Eibisch, bei einem Pressegespräch auf dem Hof von Matthias Schiml. Der seit Jahresbeginn 2014 fallende Milchpreis und der seit Jahresmitte 2014 um mehr als 15 Prozent eingebrochene Preis für Schweinefleisch gefährdeten vor allem die Familienbetriebe.
Von Benedikt Grimm
Matthias Schiml hat 70 Milchkühe. Innerhalb eines Jahres seien seine Einkünfte um ein Viertel eingebrochen. Die Ausgaben blieben dagegen gleich oder würden sogar leicht steigen und Investitionen müssten trotzdem weiterhin getätigt werden.
Es ist schwierig, dass man da weiter wirtschaften kann
beklagte der Landwirt. Unter diesen Umständen sei es zunehmend schwierig Hofnachfolger für Familienbetriebe zu finden. „Wir möchten unsere kleinbäuerlichen Betriebe erhalten“, betonte auch Eibsich. Der BBV-Kreisobmann macht die Marktmacht von vier großen Verbrauchermärkten für den Milchpreisverfall verantwortlich. Hinzukomme das Russlandembargo und die schwächelnde Nachfrage aus China. „Aus Sicht der Bauern ist es unfair, dass sie mit den enormen wirtschaftlichen Folgewirkungen außenpolitischer Entscheidungen allein gelassen werden“, sagte Eibisch.
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Forderungskatalog gegen Preisverfall
Mit einem Sechs-Punkte-Forderungskatalog will sich der Tirschenreuther Bauernverband gegen die Preismisere stemmen. Die einzelnen Forderungen:
Milch billiger als Mineralwasser
„Momentan wird Milch im Lebensmitteleinzelhandel billiger verkauft als Mineralwasser“, kritisierte Eibisch. BBV-Geschäftsführer Ulrich Härtl rechnete die Auswirkungen eines um zehn bis zwölf Cent niedrigeren Milchpreises hoch. Bei einer Jahresproduktion von 100.000 Litern Milch seien das zehn bis zwölftausend Euro. „Das sind Gelder, die man nicht einfach so wegstecken kann“, sagte Härtl. Und Landwirt Schiml meinte:
Für so ein hochwertiges Nahrungsmittel müsste es dem Erzeuger zustehen, dass er kostendeckend erzeugen und auch wieder investieren kann.
Der Kreisverband hat bereits weitere Aktionen geplant. Dabei soll auch vor einem Verbrauchermarkt auf die Situation der kleinbäuerlichen Familienbetriebe aufmerksam machen.
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