Sanierung der Creußen: Baubeginn vielleicht erst 2027
Tremmersdorf. Die Sanierung der Creußen verzögert sich, erste Verbesserungsmaßnahmen sind frühestens für 2027 geplant, während Unklarheiten bei der Zuständigkeit bestehen. Die Gemeinde und Anlieger zeigen sich ungeduldig, effektive Zwischenlösungen und regelmäßige Pflege sind gefordert.

Creußen-Sanierung in Tremmersdorf: Genehmigungsverfahren im Schneckentempo
Natürlich, frisch und lebendig – Die Planung für eine erlebbare Gewässerlandschaft der Creußen im Bereich Tremmersdorf schien schon in trockenen Tüchern. Doch „Gottes Mühlen mahlen langsam“, müssen nun die Speinsharter Gemeinderäte und mit ihnen die Tremmersdorfer erkennen.
Die Verlandung der Creußen ist in der Klostergemeinde schon seit vielen Jahren ein Dauerthema. Niedrigwasser in den Sommermonaten, geringe Strömungsgeschwindigkeit und Hochwasserphasen: der kleine Fluss ist oft unberechenbar. Längst wünschen sich die Anrainer Eingriffe in den Wasserlauf. Aber wie? Diese Frage schien längst beantwortet. Seit 2019 bemüht sich das Wasserwirtschaftsamt Weiden zusammen mit einem Planungsbüro um nachhaltige Verbesserungen.
Gemeinsame Anstrengungen für ein nachhaltiges Projekt
Darunter verstehen die „Wasserbauer“ besonders hochwertige gewässerökologische Maßnahmen. Eine Herausforderung für das Planungsbüro Schlegel aus München, für Gemeinde und Anlieger, die nach vielen Anhörungen, einem Bürgerworkshop, Versammlungen und Ortsterminen in ein für alle Seiten akzeptables Projektpaket mündete, das Hochwasserschutz, Ökologie und mit der Erlebbarkeit des Gewässers die Sozialfunktion in Einklang bringt. Einer Strategie in Anlehnung an das Bayerische Gewässer-Aktionsprogramm 2030 unter dem Motto „Vor dem Wasser schützen, das Wasser schützen, das Wasser schätzen“.
Wachsende Ungeduld bei den Anliegern
Mit der Genehmigung der von allen Seiten akzeptierten Projektpläne rechnete die Gemeinde Speinshart im Sommer 2023. Die bauliche Umsetzung sollte nach Einschätzung von Bürgermeister Albert Nickl ab 2024 beginnen. Doch seit Vorstellung des endgültigen Planungskonzeptes im März 2022 herrscht zum Thema Funkstille. In Tremmersdorf wächst deshalb die Ungeduld, berichteten 2. Bürgermeister Roland Hörl und seine Ratskollegen Martin Rodler und Josef Rupprecht. Wie geht es nach 5 Jahren Planung weiter? Die Tremmersdorfer Räte forderten eine Aussprache. Rede und Antwort standen deshalb in der jüngsten Gemeinderatssitzung in Anwesenheit interessierter Tremmersdorfer im Zuhörerbereich des Sitzungssaales Christian Motz und Charlotte Lenert als Vertreter des Wasserwirtschaftsamtes Weiden.
Baubeginn frühestens 2027?
Ein Abend mit ernüchternden Zwischeninformationen über den Stand des Verfahrens. Beide Sachbearbeiter des Amtes, zuständig für die Gewässerentwicklung, räumten Verzögerungen wegen der Klärung von Zuständigkeitsfragen zur Unterhaltslast der Tremmersdorfer Wehranlage ein. Die gute Nachricht: Nun sei die Zuständigkeit zu Lasten des Freistaates geklärt. Mit Blick auf die weiteren Verfahrensschritte verwies Motz auf die Prüfung der Wirtschaftlichkeit durch die Regierung der Oberpfalz und an die Beteiligung der Fachstellen. Mit dem Beginn des Wasserrechtsverfahrens rechnet der Wasserbauexperte Mitte 2025. Deshalb sei frühestens im Jahr 2027 mit ersten Verbesserungsmaßnahmen zu rechnen.
Schlechte Nachrichten aus dem Ministerium
Christian Motz berichtete zudem über die ablehnende Haltung des Ministeriums zu den Wünschen der Gemeinde, anstelle der bisherigen Wasserentnahmen aus dem Mühlbach-Wehr einen separaten unterirdischen Löschwassertank für die Tremmersdorfer Wehr zu bauen. Ein besonderes Anliegen der Feuerwehr als Notquelle für Übungs- und Ernstfälle, da nach der ökologischen Aufwertung des Flussbettes Löschwasser nicht mehr im bisherigen Umfang zur Verfügung steht. Nach Einschätzung des Ministeriums eine Pflichtaufgabe der Gemeinde und des Wasserzweckverbandes, für ausreichenden Brandschutz zu sorgen, so die Anmerkungen. Für Albert Nickl eine enttäuschende Entwicklung, die der Bürgermeister mit Hinweisen zur Prüfung alternativer Löschwasserspeicher zum Beispiel in umliegenden Weihern und ehemaligen Güllegruben verband.
Ein schlechter Scherz
Für Schmunzeln sorgte der Alternativvorschlag zur Übernahme der Unterhaltspflicht durch die Gemeinde. „Ein Vorschlag zur Aufheiterung“, befand Martin Rodler und Bürgermeister Albert Nickl merkte an: „Die Zuständigkeit des Freistaates für den Gewässerunterhalt der Creußen wird wohl niemand in Zweifel ziehen“. Auf Anliegerwünsche zur laufenden Gewässerpflege bis zum Start des Großprojekts eingehend argumentierte Charlotte Lenert: „Der Unterhalt muss nach wirtschaftlichen Gesichtspunkten erfolgen“. Haushaltsrechtlich sei eine ständige „Sauberhaltung“ nicht tragbar. „Zudem sind Mahd-Einsätze keine nachhaltigen Maßnahmen und bedeuten somit eine Verschwendung von Steuergeldern“, argumentierte Lenert. Bei einer Gesamtbetrachtung müsse alles begründbar und vertretbar sein. Darauf schaue auch der Bayerische Oberste Rechnungshof. Deshalb werde es regelmäßige Mahd- und Räumungseinsätze nicht geben.
Regelmäßige Pflege
Eine resolute Anmerkung, die Widersprüche des Bürgermeisters und der Ratsmitglieder aus dem Tremmersdorfer Bereich auslöste. „Wir müssen damit rechnen, dass sich das Projekt bis 2030 verzögert und damit Zwischenlösungen zur regelmäßigen Entsorgung der Sedimente unabdingbar sind“, urteilte 2. Bürgermeister Roland Hörl. „Ein zügiger Gewässerdurchfluss muss gewährleistet bleiben“, forderte Martin Rodler. Das Ratsmitglied kritisierte zu beobachtende „halbe Sachen“ etwa oberhalb der Tremmersdorfer Creußenbrücke und empfahl Kompromisslösungen. „Wo ein Wille, da ein Weg“!
Diesen Willen bekräftigte der Bürgermeister mit dem Angebot der Gemeinde an die Vertreter des Amtes zur Kostenbeteiligung beim Kampf gegen die Verlandung des Flussbettes in Höhe Tremmersdorf. „Die paar Baggerstunden können wir uns auch noch leisten“! Einfache und wirkungsvolle Maßnahmen, für die Albert Nickl die Zustimmung der Gewässerentwickler einforderte. „Wir müssen Wege finden, die für beide Seiten begehbar sind“. Die Hauptstraße in Richtung der geplanten ökologischen Umgestaltung der Creußen in Tremmersdorf erscheint allerdings noch weit entfernt.
* Diese Felder sind erforderlich.