Lobkowitzschloss nach Renovierung eingeweiht
Waldthurn. „Zeit is worn“, brachte es Pfarrgemeinderatssprecherin Birgit Bergmann kurz und bündig auf den Punkt. Am vergangenen Sonntag war es endlich so weit, das renovierte Pfarrheim/Lobkowitzschloss wurde nach energetischer und Generalsanierung eingeweiht und wieder seiner Bestimmung übergeben.
Wie in Waldthurn üblich, passiert dies nicht, ohne einen großen Festakt gemäß „An Gottes Segen ist alles gelegen“ mit Festmesse und anschließenden Einweihung.
Kirchenzug und Festmesse
Schon am Vormittag begleiteten Vereine mit den Fahnen, Ehrengäste sowie kirchliche und weltliche Gremien mit Bürgermeister Josef Beimler, den Freunden aus der tschechischen Partnerstadt Hostau und der „Historisch Hochfürstlichen Lobkowitzischen Grenadier Garde der Gefürsteten Grafschaft Sternstein“ den Kirchenzug von der Dreifaltigkeitssäule zur Pfarrkirche. Dort zelebrierte Pfarrer Norbert Götz zusammen mit seinem Vorvorgänger, dem Waldthurner Ehrenbürger Pfarrer Andreas Renner (1970 bis 2000 Pfarrer von Waldthurn), die Festmesse.
Regierungsvizepräsident spielt an Orgel
Hans-Peter Reil, Julia Mäckl, Manuela Grünauer, Annika Pankotsch (E-Piano), Josef Pflaum sen., Hannah Reil und Sandro Reil an der Orgel begleiteten die Festmesse musikalisch. Der Regierungsvizepräsident der Oberpfalz, Florian Luderschmidt spielte bei der Festmesse einige Musikstücke an Orgel.
Luderschmidt meinte später beim Festakt im neuen Pfarrheim, dass Waldthurn auch hinsichtlich der Sanierung des Gebäudes eine Vorbildfunktion für die ganze Oberpfalz habe. „Heute sollen sich die Türen für unser Pfarrheim wieder öffnen, in dem sich die Menschen der Markt- und Pfarrgemeinde wieder treffen können“, sagte Pfarrer Götz.
Festzug zum Lobkowitzschloss
Nach der Messe zog ein imposanter Festzug, angeführt von der Trachtenkapelle Waldthurn zum „Hauptakteur“ dem Lobkowitzschloss in die Vohenstraußer Straße. Kirchenpfleger Max Kick wies auf darauf hin, dass es nicht der Norm entspreche, dass eine Maßnahme in dieser Größenordnung und Wichtigkeit gemeinsam von der kirchlichen und weltlichen Gemeinde durchgeführt und in gleichen Teilen getragen werde.
Kick blickte auf das Jahr 2006 zurück, wo bei Gesprächen mit den Architekten der Diözese sogar ein Abriss des historischen Gebäudes oder der Verkauf zur Diskussion standen. Der damalige Denkmalschützer habe sich dagegen ausgesprochen und auf den historischen Wert des Gebäudes hingewiesen. Schließlich einigten sich Kirche und Gemeinde mit einer Vereinbarung, nach entsprechenden beidseitigen Förderprogrammen die verbleibenden Kosten jeweils zu 50 Prozent zu tragen.
Im Juli 2019 hat man bereits begonnen, das Pfarrheim auszuräumen. Die „Stiftungsaufsichtliche Genehmigung“ seitens der Diözese für die Baumaßnahme sei trotz mehrerer Nachfragen erst im August 2020 eingegangen. Die Bauarbeiten haben schließlich im Jahr 2021 beginnen können. Leider haben laut Kick auch falsche Meldungen, dass die kirchliche Gemeinde sich nicht an den Kosten beteiligen wolle, für Irritationen gesorgt. Kick dankte Architekt Rudi Meißner und seiner Mitarbeiterin Petra Reil.
Architekt Rudi Meißner
Meißner übergab den symbolischen Schlüssel an Pfarrer Norbert Götz. Der Architekt meinte, dass es ein besonderer Tag in der Geschichte dieses historischen Lobkowitzschlosses sei. Lange Jahre musste es in einer Art Agonie verharren, der Zustand verschlechterte sich mehr und mehr und es sei nur mehr ein morbider Abglanz seiner ursprünglichen historischen Bedeutung aus seiner Entstehungszeit 1666.
Meißner sprach von den anfänglichen Problematiken, von der Wende ab 2015, wo sich neue Fördermöglichkeiten eröffneten (EFRE, Dorferneuerung, bischöfliche Finanzkammer) und durch die gemeinsame Nutzung fand man schließlich einen idealen Weg. Meißner referiert kurz über die besonderen Erfordernisse der Denkmalpflege, das energetische Gesamtkonzept, die Barrierefreiheit und den Brandschutz, sowie auftretende Überraschungen wie eine überpflasterte alte Klärgrube.
Besonders dankte er seiner Mitarbeiterin Petra Reil, die immer den Überblick behalten hat. Der Kostenrahmen von zirka 3,3 Mio. für das Projekt konnte eingehalten werden. Laut Kirchenpfleger Max Kick bleibt nach Abzug der geplanten und zugesagten Zuschüsse „Lobkowitzschloss“ voraussichtlich, für jeden Partner (kirchliche und weltliche Gemeinde) ein Eigenanteil von je ca. 400.000 Euro.
Ansprachen der Ehrengäste
Bürgermeister Beimler meinte mit viel Freude im Gesicht zu Pfarrer Norbert Götz: „Herzlichen Glückwunsch Herr Pfarrer zu ihrem neuen Pfarrheim“. Der Geistliche segnete das Gebäude und die einzelnen Räume.
Landrat Andreas Meier erklärte, er sei im Lobkowitzschloss in Neustadt/WN der „Herr auf Zeit“ und freute sich über die gelungene Sanierung des Waldthurner Lobkowitzschlosses. „Wer keine Geschichte hat, hat keine Zukunft. Hier hat man Mühen auf sich genommen, die sich auf unsere Kinder und Enkel noch auswirken werden“.
Beimler dankte besonders MdL Dr. Stephan Oetzinger, der während der Planungen und Bauzeit immer wieder nach Waldthurn kam, sich für die Baufortschritte interessierte und sich auftretender Problematiken annahm. „Es hat sich rentiert, dass wir hier investiert haben, es handelt sich hier um ein Musterbeispiel kirchlichen und weltlichen Zusammenwirkens“.
Laut Leitenden Baudirektor des AlE Georg Braunreuther seien die eingesetzten Fördergelder ein Glücksfall gewesen. „Erfreuen sie sich an Ihrem Schloss, dass das Dorf noch lebendiger machen wird“.
Ehrenbürger erinnert
Pfarrer Andreas Renner denkt gerne an die Zeit in Waldthurn zurück. Vor 44 Jahren stand er an gleicher Stelle, um das damals renovierte Gebäude einzuweihen. „Ich gratuliere nun zu diesem kleine Schloss, das für die Menschen ein großes Schloss an einem kleinen Ort ist“. Durch die Zusammenarbeit sei ein großes Werk entstanden. Hier werde viel getan, nicht nur für heute, auch für die Zukunft.
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