Kirchenthumbach investiert 9,8 Mio. in Kläranlagen-Sanierung
Kirchenthumbach. Die Kläranlage soll für 10 Millionen Euro in zwei Abschnitten modernisiert werden, um den Anforderungen an eine zeitgemäße Abwasserreinigung zu entsprechen. Die Planung sieht eine umfangreiche Sanierung und technische Aufrüstung vor, mit staatlichen Zuschüssen wird gerechnet.

Kläranlage Kirchenthumbach: 10 Millionen Euro für die Zukunft der Marktgemeinde. In zwei Bauabschnitten soll die veraltete Kläranlage des Hauptortes teilweise erneuert und saniert werden. Über Einzelheiten der Planung informieren in der Sitzung des Marktgemeinderates Vertreter des Planungsbüros Zwick.
Die Kirchenthumbacher Kläranlage kommt in die Jahre. Bemessung und Technik aus dem Planungsjahr 1978 entsprechen nicht mehr den Anforderungen an eine zeitgemäße Abwasserreinigung. Längst haben einzelne Teile nach über 40 Jahren solider Reinigung des Kirchenthumbacher Schmutzwassers ihre Nutzungsdauer überschritten. Zeit für eine gründliche Überholung auch der Umwelt zuliebe, sagen sich amtierender Bürgermeister Ewald Plößner und die Marktgemeinderäte. Auch die Behörden drängen auf eine zügige Modernisierung. Nach einer Vorstellung der Vorplanung im Januar 2023 legten nun die Diplom-Ingenieure Manuel Zwick, Zahra Alipour und Marco Wegmann in der jüngsten Ratssitzung den endgültigen Planungsentwurf vor.
Umfassendes Maßnahmenpaket
Ein Puzzle-Projekt mit vielen Einzelteilen, die erneuert oder aufgerüstet werden müssen. Nach einleitenden Erläuterungen von Projektingenieurin Zahra Alipour über den Ist-Zustand der Anlage machten die Ratsmitglieder Bekanntschaft mit den Anforderungen an eine zeitgemäße Abwasserreinigung. Die Fachingenieurin erläuterte die einzelnen Schritte zum Kohlenstoff-Abbau des Schmutzwassers, der Nitrifikation und Denitrifikation, der Schlammstabilisierung und der Phosphat-Elimination. Ein allumfassendes Maßnahmenpaket mit Neubauten und Sanierungen, stets mit Blick auf das künftige mechanisch-biologische Reinigungsverfahren. Ins Blickfeld rückte die Expertin zudem den Neu- und Umbau des Belebungsbeckens und der Rückhalte-, Nachklär- und Regenüberlaufbecken, der stationären Schlammentwässerung und des Schnecken-Hebewerks. Zudem thematisierte Alipour die Notwendigkeit zum Umbau des sogenannten Tropfkörpers zum Schlammstapelbehälter und beleuchtete die technische Aufrüstung im Betriebsgebäude vom Keller bis zum Dachgeschoss.
90 Prozent Fremdwasser viel zu viel
Ein Projekt für ein Abwasservolumen bei angenommenen 1.850 Einwohnern mit einer ergänzenden Dynamisierung und Prognoseschätzung für künftig bis zu 2.220 Einwohner. Eine Planung für 3.300 sogenannte Einwohnergleichwerte mit einem großen Handikap. Große Sorge bereitet der Projektingenieurin der viel zu hohe Fremdwasseranteil. Grund- und Oberflächenwasser belasten das Kanalnetz und die Kläranlage. Das Klärwerk müsse zu 90 Prozent sauberes Wasser reinigen. Bei 1.800 Kubikmeter Fremdwasser und nur 100 Kubikmeter Schmutzwasser täglich ein No-Go für das künftige Reinigungsverfahren, so die Anmerkung der Planerin. Ein künftiger Fremdwasseranteil in diesem Umfang gefährde die Genehmigungsfähigkeit des Projekts. Es müssten deshalb alle Anstrengungen unternommen, die Abwasserleitungen zu sanieren und Fremdwasserzuflüsse zu verhindern, um das Grund- und Oberflächenwasser im Kanalsystem auf unter 50 Prozent zu drücken. „Wir müssen auf diese Marke herunterkommen“, forderte auch Geschäftsführer Manuel Zwick.
Kostenberechnung liegt bei 9,8 Millionen Euro
Für die Marktgemeinde eine große Herausforderung. Herausfordernd ist auch die Finanzierung des Großprojekts. Diplom-Ingenieur Marco Wegmann überraschte die staunenden Ratsmitglieder mit einer Kostenberechnung in Höhe von 9,8 Millionen Euro brutto einschließlich Baunebenkosten. Eine Kostensteigerung von 10 Prozent im Vergleich zu einer ersten Schätzung vor zwei Jahren. Hoffnung machte Marco Wegmann auf staatliche Fördergelder. Nach den Richtlinien des Bayerischen Umweltministeriums für Zuwendungen zu wasserwirtschaftlichen Vorhaben (RZWas 2021) errechnete der Planer für den 1. Bauabschnitt eine Förderung von zirka 524.000 Euro. Für den 2. Bauabschnitt, dann unter Anwendung der RZWas 2025 kalkuliert Wegmann bei einem gleichbleibenden Fördersatz mit einem Zuschuss in gleicher Höhe.
Für Marktgemeinde und Bürger eine gewaltige Kraftanstrengung. Ein Beitrag zur vorweihnachtlichen Entspannung sieht anders aus. Aug und Ohr der Ratsmitglieder gehörten der Präsentation und nicht mehr der adventlichen Atmosphäre des Sitzungssaales mit den Weihnachtssternen zu beiden Seiten des Gemeindewappens. In der folgenden Diskussion beantworteten die Planer Fragen und Anmerkungen zur Verbesserung der Zufahrtsmöglichkeiten, zur Installierung einer PV-Anlage auf Gebäudeteilen und zur Nutzungsdauer von Betonsanierungen.
Zeitnahe Infos in einer Bürgerversammlung
Thema war zudem die Befürchtung weiterer Preissteigerungen. Die Kalkulation orientiere sich am voraussichtlichen Preisindex des Jahres 2025, klärten die Planer auf. Zur erforderlichen Transparenz des Großprojekts soll es nach dem Genehmigungsverfahren, dem Ergebnis der Ausschreibung und der genauen Höhe der Fördergelder eine Informationsveranstaltung für die Bürgerschaft geben, versicherte der Sitzungsleiter. Das Planungskonzept billigte das Gremium einstimmig. Als nächste Schritte kündigte Ewald Plößner den Antrag auf Genehmigung der Planung mit gleichzeitigem Antrag auf Fördergelder an.
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