Kirchenthumbach diskutiert Zukunft ohne Bürgermeister

Kirchenthumbach. In der Bürgerversammlung fehlte der erste Bürgermeister Jürgen Kürzinger, Grund war sein Krankenstand. Schwerpunktthemen waren die Entwicklung von Bauland, Planungen für eine offene Ganztagsschule (OGTS) und teure Wasser- sowie Abwasserprojekte. Verbesserungsbeiträge für die Bürgerschaft und Investitionen erhöhen die Verschuldung der Marktgemeinde.

Gut aufgestellt zeigte sich bei der Bürgerversammlung das Bürgermeisterduo Ewald Plößner (links)
und Alexander Schatz. Foto: Robert Dotzauer
Gut aufgestellt zeigte sich bei der Bürgerversammlung das Bürgermeisterduo Ewald Plößner (links) und Alexander Schatz. Foto: Robert Dotzauer
2,6 Millionen Euro investiert die Marktgemeinde in die neue offene Ganztagsschule. In die
Warteschleife verbannt die Ratsversammlung das Thema Grund- und Mittelschule. Foto: Robert Dotzauer
2,6 Millionen Euro investiert die Marktgemeinde in die neue offene Ganztagsschule. In die Warteschleife verbannt die Ratsversammlung das Thema Grund- und Mittelschule. Foto: Robert Dotzauer

Bürgerversammlung in Kirchenthumbach ohne den ersten Bürgermeister

Schulentwicklung, Sanierung der Trinkwasser- und Abwassersysteme, Ortsumgehung: In der Marktgemeinde Kirchenthumbach sind diese Themen ein ewiges Lied. In der Bürgerversammlung bleibt allerdings eine brennende Frage unbeantwortet. Schon seit Herbst 2023 halten zweiter Bürgermeister Ewald Plößner und sein Kollege, dritter Bürgermeister Alexander Schatz, die Rathausstellung. Beruf und kommunale Bürde in Einklang zu bringen, stellt einen Kraftakt dar. Herausforderungen gibt es viele, wie sich auch in der Bürgerversammlung am Mittwochabend im SC-Sportheim zeigte. Eine Versammlung ohne den ersten Diener der Marktgemeinde. „Was ist mit unserem Bürgermeister?“, lautete deshalb eine Fragestellung aus der Runde im vollbesetzten Saal des Sportheimes. Ein heißes Thema. Die Bürgerschaft möchte Antworten, die der Versammlungsleiter Ewald Plößner nicht geben durfte. „Aktuell ist Jürgen Kürzinger im Krankenstand. Aus Sicht der Gemeinde müssen weitergehende Auskünfte unterbleiben“, kommentierte der amtierende Bürgermeister die personelle Situation an der Rathausspitze.

100 Euro Baulandpreis je Quadratmeter

So lag es am Mittwochabend an den Bürgermeister-Stellvertretern, im Duo den Ist-Zustand der Gemeinde zu beschreiben, die Entscheidungen des Marktgemeinderates zu erläutern, Zukunftspläne zu schmieden und die Bürgerschaft auch über finanzielle Belastungen zu informieren. Schwerpunktthemen waren zunächst gute Botschaften. Der Markt setzt auf weitere Baulandausweisungen. Plößner berichtete über eine ungebrochene Nachfrage nach Bauplätzen, die aktuell mit der Erschließung des Baugebietes Sandbrunnen V befriedigt werden könne. Zu rechnen sei, voll erschlossen, mit einem Baulandpreis von etwa 100 Euro je Quadratmeter.

Notwendige Projekte und Verbesserungsbeiträge

Der Präsentation im Zweierteam folgten Informationen über den Planungsstand für die offene Ganztagsschule (OGTS). Ein zwingend notwendiges Projekt, um dem gesetzlich vorgegebenen Betreuungsanspruch auf einen OGTS-Platz gerecht zu werden, wie Alexander Schatz betonte und gleichzeitig auf die in Kirchenthumbach landkreisweit höchste Nachfrage nach OGTS-Plätzen hinwies. Hoffnungen bestehen auf eine angemessene staatliche Förderung des Projekts. Eine neue Grund- und Mittelschule muss derzeit hintan stehen.

Ein weiteres Schwerpunktthema, das nicht nur der Rathausführung Kopfzerbrechen bereitet. Die Bürgerschaft wird nicht zum ersten Mal mit Verbesserungsbeiträgen konfrontierten. „Da kommt viel auf uns zu“, seufzte Plößner. Hintergrund sind die Großinvestitionen der Gemeinde in die sogenannte Daseinsvorsorge. Für die teuren Leitungssanierungen und die bevorstehende technische Aufrüstung und Erweiterung der 40 Jahre alten Kläranlage mit einer geschätzten Sanierungssumme von etwa 9 Millionen Euro werden pflichtgemäß die Nutzer und Verbraucher zur Kasse gebeten. „Die Beitragsbescheide werden deshalb bis zum Ende des Sanierungsstaus kein Ende nehmen“, prophezeite der regierende Bürgermeister. „Es bleibt uns nichts anderes übrig.“ Denkbar seien allenfalls Ratenzahlungen, um finanzklammen Beitragspflichtigen entgegenzukommen. Für den nächsten Teilbeitrag nannte Plößner eine Berechnungsformel von einem Euro pro Quadratmeter Grundstücksfläche und von vier Euro je Quadratmeter für die Geschossfläche. Mit Beispielen verwies Plößner auf die gleichen Sorgen in vielen Kommunen.

Ausblick und weitere Informationskanäle

Mit Blick auf die Ortsteile erläuterte der dritte Bürgermeister Alexander Schatz die bevorstehenden Dorferneuerungsmaßnahmen in Neuzirkendorf. Die Auftragsvergabe stehe unmittelbar bevor. Schatz verwies zudem auf das abgeschlossene Großprojekt der Wasserversorgung in Lenkenreuth mit einem Investitionsvolumen von 400.000 Euro und auf den Beginn eines neuen Planfeststellungsverfahrens für die Ortsumgehung Kirchenthumbach. „Bei der Auslegung gab es keine Einwände.“ Schmackhaft machte der dritte Bürgermeister das Publikum auf den neuen WhatsApp-Kanal der Gemeinde, der umfassende Informationen direkt aus dem Rathaus bietet.

Finanzielle Herausforderungen und Projektausblick

Nicht unerwähnt ließ das Bürgermeisterduo die angespannte Finanzlage. Doch Anmerkungen zu den größten Investitionen im Haushaltsjahr 2024 (Wasser und Abwasser 1,7 Millionen Euro, Erschließung Baugebiet Sandbrunnen V 1,5 Millionen Euro, Feuerwehrfahrzeuge für Sassenreuth und Thurndorf 500.000 Euro, Planungskosten OGTS 250.000 Euro und Teleskop-Lader für den Bauhof 150.000 Euro) mussten sein. Die hohe Kreditaufnahme und die damit verbundene höhere Verschuldung (1.869 Euro je Einwohner zum Jahresende) sei den aktuellen Investitionen geschuldet. Ein Thema, das die Marktgemeinde noch einige Jahre begleiten werde, wie Ewald Plößner anmerkte.

Bürgerengagement und zukünftige Veranstaltungen

Weitere Ausführungen galten der Müllentsorgungsaktion im Steinbruch Ernstfeld und dem künftigen Betretungsverbot des Geländes. Schließlich verwiesen die Versammlungsleiter auf die vielen Eigenleistungen durch den Bauhof der Marktgemeinde, zum Beispiel beim Bau eines Buswartehäuschens, bei Wasserrohrbrüchen, bei Wegebaumaßnahmen und beim Spielplatzbau. Weitere Bürgerversammlungen kündigte Ewald Plößner im Herbst 2024 in den Ortsteilen Sassenreuth (25. September 2024) und Thurndorf (24. September 2024) an. Am 3. Oktober lädt die Gemeinde zu einer Sportlerehrung ein. Dem Bericht der Bürgermeister folgte eine lebendige Diskussion.

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