Hurra, doch nicht alles im Eimer: Oberpfälzer Reaktionen auf Deutschlands WM-Basketball-Sensation
Albersrieth/Weiden/Nabburg. Deutschland 2023, ein Land im sportlichen und politischen Depressionstunnel. Fußball am Boden, Leichtathletik ohne Medaillen – von der gesellschaftlichen Empörungshysterie ganz zu schweigen. Da machen ausgerechnet Außenseiter vor, wie gewinnen geht.

Samstagnacht am Rande einer Hochzeitsfeier: Ulrich sitzt wie ein Häufchen Elend mit einer fetten Trost-Zigarre in seinem Stuhl auf der Terrasse: „1:4“, sagt er mantraartig vor sich hin, wenn man ihn fragt, was er denn da treibt. „1:4 gegen Japan!“ Nicht, dass es ein wichtiges Spiel gewesen wäre, diese Neuauflage der WM-Blamage.
Aber eben doch ein wichtiger Stimmungstest vor der Heim-EM, wo doch unbedingt der Bock umgestoßen werden sollte und was deren Phrasen mehr sind, seit die „Mannschaft“ nach dem Triumph von Brasilien nur noch ein Schatten ihrer selbst ist. Und dann das: Mit dem neuen Kapitän İlkay Gündoğan, Star bei Triple-Sieger ManCity, der freilich in der Nationalmannschaft noch nie seine Stärke ausspielen konnte, wurde es noch schlimmer – ein 1:4-Debakel, das Keeper Marc-André ter Stegen mit einigen Glanztaten sogar noch im Rahmen gehalten hat.
Jetzt also ist auch Hansi Flick, Triple-Gewinner mit dem FC Bayern nach dem Rausschmiss von Nico Kovac, Geschichte. Rudi „Käthe“ Völler, der Mann, der Deutschlands gemütlichsten Moderator dünnhäutig nach einem bescheidenen Island-Spiel der Weizen-Völlerei bezichtigt hatte, übernimmt kommissarisch. Ulrich kann es immer noch nicht glauben: „1:4, gegen Japan!“
Ein wenig 1954
„Dann schauen wir eben Basketball“, sagt einer tröstend. „Genau“, lacht einer seiner Söhne. Ulrich ist pessimistisch: „Gegen Serbien … nach dem USA-Spiel sind die wahrscheinlich ausgelaugt.“ Und dann das: Die deutschen Außenseiter, die in Gänze so viel kosten wie ein US-Superstar, dominieren das Finale bis kurz vor Schluss. Dann wird es noch einmal knapp. Man ist geneigt zu denken: „Das würde passen, wenn sie’s auf die letzten Meter noch vergeigen!“ Aber das tun sie nicht, Deutschland ist erstmals Basketball-Weltmeister.
Balsam auf die geschundene Sportseele: Ulrich, die Jungs, viele Menschen, die bisher Basketball nur von dem Korb vor manchen Einfamilienhäusern kannten, sind aus dem Häuschen. Es ist ein klein wenig 1954, als die Deutschen nach dem verheerenden, selbst entfachten Krieg erstmals eine Fußball-WM gewannen. Was sagt uns das? Als Außenseiter können wir noch gewinnen! Was wir daraus lernen können? Anpacken, statt ständig anmotzen – Team-Spiele gewinnt man nur gemeinsam. Mit Dauernörglern, misanthropischen Besserwissern und Mimimi ist kein erfolgreicher Staat zu machen.
Basketball-Begeisterung in der politischen Oberpfalz
Sabine Zeidler, Weidener Stadtverbandsvorsitzende (SPD): „Ich fiebere schon die ganze Zeit mit. Ich bin regelrecht ausgeflippt. Ich bin soooo stolz auf die Jungs! Das ist Teamgeist und Wille zu gewinnen.“
Christian Doleschal, Europaabgeordneter (CSU): „Mit echtem Teamgeist und Leidenschaft kann man alles erreichen. Sensationell!“
Armin Schärtl, Altbürgermeister von Nabburg (SPD): „Ich habe schon lange nicht mehr so vor dem Fernseher gefiebert! Spannung pur bis zur letzten Minute! Gratulation an Dennis Schröder und Co.!“
Christoph Skutella, Weidener Landtagsabgeordneter (FDP): „Es war kaum für möglich zu halten oder zu erwarten. Teamleistung und Kampfgeist zahlen sich aus. Glückwunsch und größten Respekt vor dieser Leistung!“
Albert Rupprecht, Bundestagsabgeordneter aus Albersrieth (CSU): „Leidenschaft, brennen für das gemeinsame Ziel, alles geben – so gewinnt man! Gratulation an dieses Spitzenteam!“
Uli Grötsch, Weidener Bundestagsabgeordneter (SPD): „Was für eine sensationelle Mannschaftsleistung um das Team von Dennis Schröder und Franz Wagner. Wenn wir zusammenhalten, schaffen wir alles. Aus, aus, aus! Deutschland ist Weltmeister!!!“
Ludwig von Stern, Kanzler der OTH Amberg-Weiden: „Wenn du denkst, da kommt nichts mehr, kommt irgendwo ein Cup daher. Cup der Freude.“
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