Hilfe von Kindern für Kinder – wo sie dringend gebraucht wird

Kirchenthumbach/Oberbibrach. Lehrerin Ingrid Schmidt besucht eine Schule im Kosovo – und kommt nicht mit leeren Händen. Die Grundschullehrerin hatte zum Glück große Hilfe.
Von Doris Mayer-Englhart
Wo Hilfe dringend benötigt wird
Frau Schmidt, Sie besuchten eine Schule im Kosovo. Wie kam der Besuch zustande?
Ingrid Schmidt: Der Verein „Für das Leben und die Hoffnung“ mit Sitz in Kirchenthumbach organisiert seit über 30 Jahren Lieferungen von Hilfsgütern und Unterstützung von Projekten in den ärmsten Regionen Ex-Jugoslawiens. Ich war mit einer Reisegruppe aus der Region im Kosovo, in der Provinz Gjilan um zu ermitteln, wo die Spendengelder möglichst sinnvoll eingesetzt werden können. In der Vergangenheit hat die besagte Schule von dem Verein die Installation einer Wasserleitung gespendet bekommen. Wir wollten sehen, wo noch Unterstützung gebraucht wird.
Dazu kommt, dass ich im vergangenem Schuljahr mit meinen Grundschülern aus Oberbiberach auf das „BallHeldenprojekt“ des Bayerischen Fußballverbands aufmerksam wurde. Und wir dadurch Spenden generiert haben.
Was darf man unter dem „BallHeldenprojekt“ verstehen?
Ingrid Schmidt: Die Kinder mussten sich um Sponsoren bemühen, die für gewisse Leistungen eine Spende in einem gewissen Betrag geben mussten. Dann absolvierten die Kinder einen Geschicklichkeitsparcour rund um den Ball und „erwirtschafteten“ so eine gewisse Summe. Von diesem Geld fließen 2/3 direkt vom BFV in Hilfsprojekte, für die Verwendung des letzten Drittels darf man selbst ein soziales Projekt benennen. Das Ganze läuft unter der Schirmherrschaft des Kultusministeriums. Wir entschieden uns für diese Schule im Kosovo. Als ich das beim BLV bekannt gab, schickten sie uns noch T-Shirts, Turnbeutel, Bälle und noch etliche Kleinigkeiten für die Schule.
Wie kamen Sie auf die Idee, genau diese Schule zu unterstützen?
Ingrid Schmidt: Herr Karl, der Initiator dieser Projekte, besuchte uns in der Schule und berichtete von seinem Verein sowie von der Schule und den Schwierigkeiten dort. Da fiel die Entscheidung der Kinder leicht. Ein Mädchen unserer Klasse war so berührt, dass sie im privaten Umkreis mit Einwilligung der Eltern Spenden für diese Kinder sammelte. Von dem sehr beachtlichen Betrag kauften wir Süßigkeiten für die Kinder im Kosovo, füllten sie in die Turnsäckchen und ich durfte sie übergeben. Dazu erwirtschafteten wir bei einer Aktion zu Weihnachten weitere Spenden, die ich auch noch mitnahm.
Wie war Ihr erster Eindruck von der Schule im Kosovo?
Ingrid Schmidt: Die Armut in dem Land allgemein und die Auswirkung auf die Schule hat mich schon sehr berührt. Zum Beispiel: Neben dem Schulgebäude befindet sich der Sportplatz. Dieser besteht aus einem alten, verrosteten Basketballkorb auf einer planierten Fläche. Das war’s. Sporthalle gibt es keine. Als Heizung für die kalten Monate dient ein alter Holzofen. Die Toilette ist ein kleiner gemauerter Raum mit einem Loch im Boden – für uns völlig unvorstellbar. Als Tafeln stehen fest installierte, schwarz gestrichene Bretterwände zur Verfügung. Lehrmittel, wie Bücher, Tafeln, Unterrichtsmaterial gibt es kaum. Der ganze Stolz der Schule ist ein Globus. Ich finde es bemerkenswert, wie die Lehrer mit viel Engagement aus diesem Wenigen das Maximale rausholen. Sei es bei der Wissensvermittlung mit selbst gebauten Geobrettern aus Styropor oder auch im kreativen Bereich beim Bastelmaterial.
Warum liegt Ihnen diese Schule so am Herzen?
Die Schule liegt abgelegen, in der Bergregion Tugjec. Sie ist sehr klein, sie hat derzeit für die Jahrgangsstufen 1 – 9 lediglich 25 Schüler. Diese werden klassenübergreifend in kleinen Gruppen oder sogar manchmal einzeln unterrichtet. Sie arbeiten überwiegend mit Arbeitsheften. Die Lehrer sind sehr bemüht und die Schüler scheinen zu begreifen, dass gute Bildung der beste Weg ist, um aus der Armut herauszukommen. Diese Kinder sind mit Engagement und Freude dabei, sie erschienen mir richtig hungrig nach Wissen zu sein und zeigten sich lernbegierig. Und, um bei diesen Worten zu bleiben: Demgegenüber scheinen unsere Kinder in manchen Bereichen lustlos und übersättigt zu sein.
Der oben genannte Verein bezahlt für diese Schule ein Schulfrühstück. Jeden Morgen liefert eine Bäckerei für jedes Kind ein landestypisches Gebäckstück und ein Joghurtgetränk. Die Lehrer und Schüler zeigten sich dankbar, wir suchen jetzt nach weiteren Möglichkeiten, sie zu unterstützen.
Daneben wird in Zukunft eine Jugendliche aus sehr armen Verhältnissen mit einer Art Stipendium unterstützt, so dass diese die weiterführende Schule in der entfernten Stadt besuchen kann. Das Mädchen möchte Ärztin werden.
Für die Schule wären so grundlegende Dinge wie gute Tafeln, evtl. ein Tageslichtprojektor, einfache Lehrmittel, hygienische Toiletten, eine ausreichende Heizmöglichkeit, einfache Turngeräte und weitere finanzielle Unterstützung eine große Hilfe.
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Seit 1981 ist die Kirchenthumbacher Organisation „Für das Leben und die Hoffnung“ unter ehrenamtlicher Leitung von Hans Karl unermüdlich für die Menschen auf dem Balkan und Osteuropa tätig. Mit Lieferungen von Hilfsgütern und zweckgebundenen Geldspenden versuchen die Organisatoren dort Hilfe und Entlastung zu schaffen, wo die Not am Größten ist.
Weitere Auskünfte bei Hans Karl unter Telefon 09647/492. Spendenkonto: „Für das Leben und die Hoffnung“, IBAN: DE47 7539 0000 0107 5202 04 Spendenquittung bei genauer Adressangabe möglich. [/box]
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