Heimatgeschichte lebendig gemacht: Projekt in Floß
Floß. Eine vierte Grundschulklasse in Floß vertieft sich unter Leitung von Lehramtsanwärterin Jana Bock in Ortsgeschichte, wobei ein digitales Buch erstellt wird. Bürgermeister a.D. Fred Lehner berichtete den Schülern ausführlich über die 1076-jährige Geschichte von Floß, inklusive christlicher Kirchen, Rathaus und jüdischer Geschichte. Der Unterricht beinhaltete auch die Bearbeitung eines umfangreichen Fragenkatalogs zu verschiedenen historischen Stätten und Ereignissen.

Orts- und Heimatgeschichte in der 4. Flosser Grundschulklasse weckt Interesse. Heimat- und Ortsgeschichte sind derzeit das zentrale Thema im Unterricht der vierten Klasse der Flosser Grundschule.
Kinder erforschen Geschichte von Floß
Lehramtsanwärterin Jana Bock nimmt sich dafür viel Zeit mit den Kindern und die zeigen reges Interesse. Erstellt soll ein digitales Buch der Ortsgeschichte von Floß werden. Floß. Schon vor einigen Wochen mussten die Kinder ihre Eindrücke in einer Hausaufgabe über Kirchen, Schule, Rathaus, Synagoge, große und kleine Bahnbrücken, Marktbrunnen und sonstige Denkmäler und Sehenswürdigkeiten niederschreiben. Schülerin Sarah Stetter wusste, dass ihr Uropa, Bürgermeister a. D. Fred Lehner, darüber viel zu erzählen weiß.
Ein prima Tipp für Lehramtsanwärterin Jana Bock, die den 92-jährigen Zeitzeugen bat, über sein Erleben, sein Wissen und seine Erfahrungen im 1076-jährigen Markt Floß in einer Unterrichtsstunde über Heimatgeschichte zu berichten. Die wesentlichen Themen waren die beiden christlichen Kirchen, das neue Rathaus, die Volksschule, der Marktbrunnen (Röhrkasten) mit Marktadler und schließlich die jüdische Geschichte mit Synagoge und Friedhofanlage.
Evangelische Kirche in Floß enthüllt ihre Geschichte
Es war nahezu ein unerschöpflicher Fragenkatalog, mit dem die Kinder und Lehrerin den Flosser Heimatpfleger konfrontierten. Der Einstieg begann mit den beiden christlichen Kirchengeschichten und den Kirchenbauten. Dass es in Floß über 250 Jahre ein Simultaneum gab, erstaunte die kleinen Geschichtsforscher.
Am Eckpfeiler der heutigen evangelischen Kirche ist die Jahreszahl 1503 eingemeißelt. Nach dem Bau der katholischen Pfarrkirche durch Geistlichen Rat, Pfarrer Jakob Raß im Jahre 1912 wurde das Simultaneum aufgelöst. Die heutige Friedhofanlage an der evangelischen Pfarrkirche St. Johannes Baptista wurde um das Jahr 1818 errichtet. Vorher fanden die Beerdigungen unmittelbar rund um die Kirche statt.
In Floß war das Rathaus früher in verschiedenen Häusern untergebracht
So im Podewilshaus an der Plößberger Straße, später im Anwesen des heutigen Gasthauses „Goldener Löwe“. Ab den 1920er Jahren des vergangenen Jahrhunderts befanden sich Verwaltungsräume und Sitzungssäle im Alten Pflegschloss, dem heutigen Heimatmuseum. Das neue Rathaus wurde nach den Plänen von Architekten Heiner Macht aus Weiden im Dezember 1975 unter Bürgermeister Fred Lehner in Anwesenheit von Regierungspräsidenten Dr. Ernst Emmerig feierlich eingeweiht.
Der Verwaltungsbau war nicht zuletzt durch die Eingliederung der sechs Flosser Landgemeinden in den Markt Floß im Jahre 1972 notwendig geworden. Standesamtliche Trauungen finden nicht im neuen Rathaus, sondern nunmehr im früheren großen Sitzungssaal des Alten Pflegschlosses statt.
Nachkriegszeit und Bildung in Floß
Nicht vorstellbar war für die Kinder die Aussage von Fred Lehner, dass es nach dem Zweiten Weltkrieg 1945 katastrophale Schulverhältnisse gab. Die Kinder mussten damals in ehemalige Holzbaracken in der Neustädter Straße unterrichtet werden. Immerhin zählte die Flosser Volksschule nach 1945 bereits über 930 Schulkinder, die in 15 Klassen und sechs verschiedenen Häusern unterrichtet werden mussten.
Der Grundstein für die heutige Schule wurde unter Bürgermeister Josef Lehner im Jahre 1954 gelegt und ab dem Schuljahr 1955/1956 begann der Schulbetrieb in der zur damaligen Zeit modernsten Volksschule im Landkreis Neustadt. Der Marktbrunnen, auch Röhrkasten genannt, mit Fratzengesicht und rotem Adler, das Wahrzeichen des Marktes, stammt aus dem 16./17. Jahrhundert und wurde 1760 von Samuel Horn renoviert.
Jüdische Geschichte in Floß
Zur Ortsgeschichte gehört auch die heute über 340-jährige jüdische Geschichte. Sie hatte 1684 ihren Anfang. Nach dem Brand der ersten hölzernen Synagoge im Jahre 1813 wurde ein neues Gotteshaus gebaut und im Jahre 1817 eingeweiht. Über 72 jüdische Familien und 420 Juden lebten in der Mitte des 19. Jahrhunderts in Floß.
Die Synagoge wurde in der Reichspogromnacht 1938 geplündert und zerstört und am 9. November 1980 unter Bürgermeister Fred Lehner eingeweiht. In Floß leben seit der Deportation der jüdischen Familien Ernst Ansbacher und Hugo Wilmersdörfer keine Juden mehr, dennoch lebt der jüdische Kultus. Den Kindern legte Fred Lehner ans Herz, das Flosser Heimatlied zu lernen. Drei der zehn Strophen gab der Erzähler zum Besten.
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