Das Aus der Tafel droht: Neuer Vorsitzender gesucht

Weiden. Noch ist das Aus der Tafel nicht beschlossen, obwohl kein neuer Vorsitzender gefunden werden konnte. Josef Gebhardt macht noch bis zur drohenden Liquidation weiter.

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Je nach Betrachtungsweise ist das Brotregal bei der Tafel halb leer oder halb voll. Genauso ist es beim Tableau der Vereinsführung: Ein neuer Vorsitzender konnte bei der Wahl nicht gefunden werden. Foto: Martin Stangl

Man merkt es Josef Gebhardt (78) an: Er sieht sein Lebenswerk „Die Tafel Weiden-Neustadt/WN e. V.“ in großer Gefahr. „Ich kann das nicht ewig machen und habe schon einmal ungeplant verlängert.“ Nach 10 Jahren ist nun endgültig Schluss. Auch wegen der Gesundheit.

Ordentliche Mitgliederversammlung in den Räumen der Tafel

Zunächst begrüßte der Vorsitzende die Besucher der Mitgliederversammlung in den Räumen der Tafel. In Vertretung von Oberbürgermeister Jens Meyer kam Stadtrat Roland Richter. Außerdem waren Gerald Bolleininger (SPD), Hans Forster (CSU), Ali Zant (Grüne) und Karl Meier (Freie Wähler) vor Ort. Landrat Andreas Meier und Oberbürgermeister Jens Meyer ließen sich entschuldigen. Die Beschlussfähigkeit war jedoch gegeben, weil die erforderliche Anzahl der Mitglieder anwesend war.

Gebhardt kündigte an, den Jahresabschluss 2023 mit Kassenbericht und Entlastung noch zu machen, ebenso die Mitgliederversammlung mit Neuwahl des Vorsitzenden im Februar/März 2024. Sollte sich bei dieser Wahl kein Vorsitzender finden, komme die Zwangsverwaltung. „Das Aus kommt dann spätestens Ende 2024.“

Wohlfahrtsverbände von Kirchen und anderen Trägerschaften sowie das Rathaus in Weiden und das Landratsamt sollten sich dieses Datum dick unterstrichen notieren und endlich bei der Lösung dieses drängenden Problems tätig werden. Die Rumpfvorstandschaft habe die konstruktive Mitarbeit zugesichert.

Sollte bei sich bei dieser Wahl kein Vorsitzender finden, kommt die Zwangsverwaltung. Das Aus kommt dann spätestens Ende 2024. Josef Gebhard, kommissarischer Vorsitzender der Tafel

Zufriedener Rückblick – banger Ausblick

Vor 10 Jahren hatte der ehemalige Geschäftsführer der Diakonie in Weiden den Vorsitz der Tafel angetreten. In dieser Zeit ergaben sich erhebliche Veränderungen. Zunächst brach ab 2015 eine Flüchtlingswelle aus den Krisengebieten im Nahen Osten herein. 2021 musste die Tafel eine neue Herausforderung wegen des Ukrainekrieges annehmen.

„Unser Umzug in die Fichtestraße war trotz des immensen Kraftaktes ein Segen.“ Nur so konnten beide Flüchtlingswellen zusätzlich zu den laufenden Aktivitäten bewältigt werden. 2Natürlich standen uns treue ehrenamtliche Mitarbeiter zur Seite, die diese Herausforderungen mit viel Engagement meisterten.“

Trotz aller Zufriedenheit über das bisher Geleistete richtete der Vorsitzende den Blick auf die unübersehbaren Probleme der Tafel. Die Corona-Zeit konnte mit einer nie dagewesenen Solidarität der Bevölkerung in Form von Geldspenden gemeistert werden: „Als eine der wenigen Tafeln in Deutschland hatten wir keinen einzigen Tag geschlossen.“ Die Geldmittel wurden nur extrem sparsam für den Erwerb von Lebensmitteln eingesetzt.

Der Rest floss in die laufenden Unterhaltskosten wie Treibstoff oder Instandhaltung der Gebäude. Doch die Spendenbereitschaft sowohl von privat als auch von Firmen sei dramatisch zurückgegangen. „Unsere Spender sind massiv von der Politik enttäuscht.“ Statt die ungelösten Probleme der Migration anzugehen, herrsche Sprachlosigkeit. Gebhardt: „Natürlich bin ich immer für eine menschliche Flüchtlingspolitik: lieber großzügig als kleinlich. Doch alles hat seine Grenzen.“

Sozialer Frieden bedroht

Mit Beunruhigung beobachte das Tafel-Team „geradezu eine Feindseligkeit von deutschstämmigen und russischen Tafelkunden gegenüber ukrainischen Flüchtlingen“. Es sei immer wieder von der Bevorzugung der Ukrainer die Rede. „Um des Friedens willen, haben wir den Mittwoch nur für diese Kriegsflüchtlinge reserviert.“ Allerdings mache auch ihm Sorge, „dass immer mehr junge Ukrainer im wehrfähigen Alter vermutlich zu Unrecht unser Angebot ausnützen“. „Wir verweisen diese Personen an das Arbeitsamt, damit sie ihren Beitrag zum eigenständigen Leben leisten.“

Leider schicken immer mehr öffentliche Stellen Hilfesuchende zur Tafel, was zu einer manchmal unglaublichen Anspruchshaltung dieser Personengruppe führt. „Das hat schon zu heftigen Streitereien geführt.“ Auch den Erfindungsreichtum zum Mehrfachbezug von Tafelleistungen im Landkreis und in der Stadt habe man „schmerzlich feststellen und rigoros bis zum Entzug der Berechtigungsausweise unterbinden“ müssen.

Maßnahmen, um Vertrauen der Spender zurückzugewinnen

Nachdem die Politik ihrerseits die Zeichen der Zeit nicht erkannt hat, sieht sich die Tafel gezwungen, verstärkt den wirklich Bedürftigen Aufmerksamkeit zu geben: „Leistungen sollen ausschließlich Arbeitsunfähigen, Kranken, bedürftigen Senioren, Kindern und Familien zugutekommen.“ Deshalb werden folgende Sofort-Maßnahmen ergriffen:

  • Alleinstehende, gesunde Männer aller Nationalitäten im Alter zwischen 20 und 60 können nicht mehr bei der Tafel einkaufen.
  • Ausreisepflichtige Asylbewerber erhalten keine Tafelausweise mehr.
  • Die Einkommensobergrenzen werden exakt überprüft.
  • Notfälle werden wohlwollend gehandhabt.
  • Geflüchtete Frauen werden aufgrund der oftmals gegen sie ausgeübten sexualisierten Gewalt unter Umständen weiterhin bei der Tafel versorgt.
  • Familien mit Kindern haben bei der Tafel Vorrang.

Gebhardt: „Mit diesen Maßnahmen wollen wir die unentschuldbaren Versäumnisse der Politik korrigieren und gerade in Weiden und Neustadt die Spendenbereitschaft der Mitmenschen ankurbeln.“

Vorstandschaft der Tafel Weiden-Neustadt/WN

Erster Vorsitzender: Vorsitzender: Josef Gebhardt (kommissarisch bis Februar 2024)
Stellvertretender Vorsitzender: Ernst Cornel

Schatzmeister: Gerhard Landgraf
Schriftführerin: Petra Suttner
Beisitzer: Hermann Rothballer
Kassenprüfung: Stephanie Sperrer, Elmar Grosser

Beirat: Heidemarie Baumann, Dr. Horst Fabritz, Norbert Griesbacher, Irmgard Karl

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