50 Jahre grenzenlose Aussicht vom Stückbergturm
Eslarn. Der Eslarner Aussichtsturm feiert sein 50-jähriges Bestehen mit einer Rundumsicht, die bei gutem Wetter bis zum Fichtelgebirge und Böhmerwald reicht. Der Oberpfälzer Waldverein organisierte dazu eine Jubiläums-Wanderung, bei der über die Geschichte des Turms und die damit verbundene Aufforstung aufgeklärt wurde.
Der Eslarner Aussichtsturm ragt seit 1974 auf dem 808,6 Meter hohen Stückberg insgesamt 32 Meter empor und bietet über den Wipfeln bei herrlichem Wetter eine einzigartige Weitsicht in Richtung Fichtelgebirge, Oberpfälzer, Bayerischen und Böhmerwald. Das beliebte Ausflugsziel liegt im Oberpfälzer Wald des Landkreises Neustadt im Gemeindegebiet Eslarn und grenzt direkt an die Verwaltungsgemeinschaft Schönsee im Landkreis Schwandorf an.
144 Stufen in die Geschichte des Oberpfälzer Waldes
Im Rahmen einer angebotenen Jubiläums-Wanderung vom Wildpark zum Stückberg erinnerte Wanderwart und Forstbeamter Michael Forster an den Bau des Stückberg-Turms und sprach von einer unberührten Natur. Nach vielen Info-Tafeln auf dem gut beschilderten Weg zum Turm erwartete die Wanderfreunde vor Ort insgesamt 144 Treppen. Im Turm beschrieben Bilder und Texte die Geschichte des Oberpfälzer Waldes vom undurchdringlichen Urwald bis zur ersten Besiedelung, erinnerten an Rodungen, Holzbedarf durch die Eisenindustrie, die Wiederaufforstung im 16. Jahrhundert und die Wald-Feld-Verteilung im 19. Jahrhundert.
Auf den Spuren des Großvaters
Im Mittelpunkt stand vor allem die Geschichte des jederzeit frei zugänglichen Turms. Auf Initiative des von 1970 bis 1986 damaligen OWV-Vorsitzenden Karl Bauriedl, Brauereibesitzer, nahm sich der Oberpfälzer Waldverein ab 1973 um das Großprojekt an. Der Wanderführer Michael Forster erzählte als Enkel 50 Jahre später von der Baumaßnahme und begab sich damit auf die Spuren seines Opas Karl Bauriedl.
Eingebunden in die Maßnahme waren der Markt Eslarn mit dem Bauhof, der Kooperationspartner OWV-Zweigverein durch zahlreiche Eigenleistungen, weitere Beteiligte waren das Amt für Ernährung, Europäische Landesentwicklung für die Entwicklung des ländlichen Raums (ELER), Landwirtschaft und Forsten, Lokale Aktionsgruppe Forum Neustadt Plus, Forstbetrieb Flossenbürg, Naturparkverwaltung, örtliche und überörtliche Handwerker und Unternehmer und Privatpersonen.
Wie Eslarn seinen Aussichtsturm erbaute
In der Jubiläumsbroschüre anlässlich der Einweihung des OWV-Wanderheims 1990 schrieb der damalige OWV-Vorsitzende Eduard Reil: „Zur Feststellung der erforderlichen Turmhöhe ließ das Forstamt an der Baustelle einige Bäume fällen. Nachdem man sich mit der Höhe verschätzt hatte, wurde der Turm von 24 auf 32 Meter aufgestockt.“ Das Baumaterial musste mühsam zur Baustelle transportiert werden, und ein massives Fundament bot dem hohen Turm einen sicheren Stand. Trotz schlechten Wetters zimmerten die Arbeiter das Holzgerüst für den Turm, mauerten mit Liapor-Steinen und stellten die 144 Stufen aus Stahlbeton mit Zwischenpodesten bis zur Aussichtskanzel fertig.
Turm feierlich eingeweiht
Die Einweihung mit Pfarrer Hugo Wagner und die Freigabe für die Öffentlichkeit war an Mariä Himmelfahrt, am 15. August 1974. Zahlreiche Politiker, Behördenvertreter, Geschäftsleute, Architekten und Gäste waren zu der Feierlichkeit gekommen. Die Ehrengäste sprachen von einem gelungenen Mammut-Bauwerk, an dem noch viele nachfolgende Generationen Gefallen finden werden. Zwei Jahre später verglaste der OWV wegen starker Feuchte im Mauerwerk die Plattform und verhinderte erneut eindringende Nässe ins Turminnere. Nach Anbringung einer Holzverkleidung an die Fassade wurden 1980 die Arbeiten abgeschlossen.
Finanzierungskampf beim OWV Eslarn trotz Zuschüssen
Trotz staatlicher Fördergelder und Hilfen durch die Kommune musste die Vereinskasse des OWV durch ein Bankdarlehen belastet werden. Die Gesamtkosten für den Aussichtsturm plus Baunebenkosten für Planer und Nebenkosten und der Gestaltung der Wanderwege betrugen brutto 256.754,40 Mark, wobei die 60-prozentige Förderung insgesamt 154.052,64 Mark ausmachte.
Die Gesamtkosten konnten mit Zuschüssen vom Bayerischen Staatsministerium für Landesentwicklung und Umweltfragen mit 98.295, Bezirk Oberpfalz 19.000, Landkreis Neustadt 10.000, Markt Eslarn 5000, Gemeinde Langau 1000, Jagdgenossenschaft Eslarn 2705 und Spenden von 20.000 Mark finanziert werden. Durch die Mitgliedschaft des Marktes Eslarn mit weiteren 37 Gemeinden in der Lokalen Aktionsgruppe (LAG) Forum Neustadt Plus e.V. gab es auch eine Förderung aus dem LEADER-Förderprogramm. Am Ende musste der OWV Eslarn noch 50.000 Mark an Eigenmitteln aufbringen.
Herzensprojekt vollendet
Nach den vielen Zahlen und Informationen freuten sich die Wanderfreunde nach der Turmbesteigung auf der offenen Balkonterrasse auf eine tolle Rundumaussicht, auch auf Eslarn. Mit dem Bau ging für den Oberpfälzer Waldverein ein Herzenswunsch in Erfüllung. Ab 1977 kehrten rund um den Turm in einem herrlichen Naturwaldreservat der „Urwald“ und in einem unbeeinflussten Waldökosystem seltene Pflanzen- und Tierbiotope zurück. „Am Stückberg haben wir einen naturnahen, typischen Mischwald“, ergänzte Forstbeamter Forster.
Einzigartiger Wanderweg durch Eslarns Naturwaldreservat
Der Forst verzichtet auf jegliche Nutzung, sodass sämtliche Veränderungen und die Aufarbeitung beschädigter, abgestorbener oder umgestürzter Bäume untersagt sind. Der Markt Eslarn als Bauträger wertete in den Jahren den Aussichtsturm durch gezielte bauliche Maßnahmen grundlegend auf. Der Wanderweg vom Parkplatz am Wildpark zum Turm wurde durch erlebnisorientierte, interaktive und naturpädagogische Inhalte bereichert und wird generationsübergreifend, sowohl für Einheimische, Naherholungssuchende und Gäste aus fernen Ländern eine Attraktion, dessen Alleinstellungsmerkmal gerade darin besteht, dass ein wesentlicher Teil des Wanderweges durch das Naturwaldreservat führt.
Aussichtsturm wird zum Magnet in der Region
Seit dem Turmbau übernimmt der OWV Eslarn um Turmwart Josef Bösl die Betreuung und Wartung, und der Markt Eslarn die laufenden Kosten. Seit dem Bau besuchen laut dem aufliegenden Gästebuch Schulen, Familien mit Kindern und Wanderfreunde aus nah und fern den Aussichtsturm.
Nach der Fertigstellung beschrieb Bürgermeister Reiner Gäbl den Aussichtsturm auf dem Stückberg wie ein wirkender Leuchtturm, der die Landschaft verstärkt in Szene setzt, die Waldlandschaft erlebbarer macht und einen Einblick in die abwechslungsreiche Landschaft der Region ermöglicht. Außerdem hat das Projekt eine interkommunale und internationale sowie gemeindeübergreifende Ausstrahlung und durch die unmittelbare Lage zum Landkreis Schwandorf und zum Nachbarland Tschechien sowie der mittelbaren Lage zum Landkreis Cham eine landkreisübergreifende Bedeutung.
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