Abschied vom letzten Zeitzeugen in Kaltenbrunn
Kaltenbrunn. Nahezu 94 Jahre hat Georg Tafelmeyer durchlebt und auch schwere Schicksalsschläge überlebt. Viele Trauergäste geleiteten mit ihm am Donnerstag ein Stück Alt-Kaltenbrunn und den wohl letzten gefragten Zeitzeugen zum Grab.

Pfarrer Varghese Putenchira, der mit Vikar Prince Kalarimuryil das von Tenorsolist Hans Liedl und Dieter Ludwig (Orgel) musikalisch begleitete Requiem konzelebrierte, skizzierte den Weg des Heimgegangenen. Als zweites von sieben Kindern am 26.3.1931 geboren, verlor Tafelmeyer im Krieg seinen Vater, weshalb er sich bereits früh um die Familie und die jüngeren Geschwister kümmern musste. Mit Leidenschaft übte er den Maurerberuf aus. Aus der Ehe mit seiner Anna gingen vier Kinder hervor, für die er Häuser baute. Seine helfende Hand kam auch vielen Hausbesitzern in Kaltenbrunn und Umgebung zugute.
Unzählige Male ist der versierte Stukkateur zwischen 1960 und 2000 auch dem Ruf des jeweiligen Geistlichen gefolgt. Dafür sagte Puthenchira im Namen der Pfarrgemeinde „Vergelt`s Gott!“ Von 2014 bis zu ihrem Tod 2017 pflegte er seine Frau aufopfernd. 2019 wurde sein Sohn Leo, zwei Jahre später Sohn Georg aus dem Leben gerissen. Diese Ereignisse trafen ihn hart. Und dennoch war der „Tafelmeyer Schorsch“ stets ein lebenslustiger und positiver Mensch, der auf seine sieben Enkel und fünf Urenkel stolz war. Bis zuletzt führte er seinen Haushalt bewundernswert allein.
„Georg Tafelmeyer war ein gläubiger, adventlicher Mensch und praktizierender Christ. Nun darf er dem Herrn begegnen und in seinem Frieden ruhen“ schloss Puthenchira.
Ein begeisterter Imker
„Mit der Heirat seiner Frau Anne in das Posthalter-Haus des Schwiegervaters Johann Bayer hat Georg die hier vorhandenen Bienen kennen und lieben gelernt. Diese Liebe hat den Bienenvater, der sein Wissen an die aktiven Enkel weitergegeben hat, ihn bis ins hohe Alter nie verlassen“ betonte Imkerchef Rudi Prölß. Er hob besonders den Einsatz des 13 Jahre amtierenden Zweiten Vorsitzenden beim Bau des Lehr- und Vereinsbienenhauses hervor. Ein weiteres Anliegen war ihm die Mitarbeit bei der Biotoppflege.
Georg Tafelmeyer sei einen Tag nach der Wiederbelebung der Schützengesellschaft Hubertus 1953 beigetreten, sagte Sebastian Ludwig. Der älteste Sohn des Schützenkönigs von 1960 fungierte beim großen Fest 1970 bereits als Fahnenjunker und dessen Kinder sind ebenfalls aktiv. Thomas Gmeiner dankte dem Ältesten und Ehrenmitglied der Feuerwehr für die fast 75-jährige Treue. Einen ehrenden Nachruf hielt auch Erwin Schönl für die Siedlergemeinschaft. Die Stadtkapelle Grafenwöhr führte den Trauerzug an und intonierte am Grab das Lied vom guten Kameraden und das Feierabendlied.
* Diese Felder sind erforderlich.