Wölfe in der Region und die Angst in den Köpfen der Menschen
Nitzlbuch/Auerbach. Nachgewiesen sind die Wölfe im Veldensteiner Forst, im Manteler Forst, auf dem Truppenübungsplatz und jetzt auch im Pressather Wald.

Über zweieinhalb Stunden dauerte der Vortrag und die nachfolgende Diskussion im Gasthaus Pickel in Nitzlbuch durch Ronja Schlosser vom Naturschutz der Regierung der Oberpfalz, die auf Einladung der Jagdgenossenschaft Nitzlbuch gekommen war. Unter den Zuhörern und auch am Ende aktiven Diskussionspartnern waren neben einigen Stadträten auch Auerbachs Bürgermeister Joachim Neuss sowie Forstamtmann Ulrich Schomann.
Thema brennt unter den Nägeln
Bei der Vorstellung von Vorsitzenden Gerhard Lindner war schon herauszuhören, wie das Thema Wolf den Beteiligten „unter den Nägeln brennt“. Bürgermeister Neuss sprach ebenfalls kurz die aktuelle Situation an und meinte dazu: „Auf allen Jagdgenossenschaftssitzungen bei uns gibt es dieses Thema, aber es gibt auch viele Fehlinformationen, die unterwegs sind.“ Neuss hatte bereits mit den Wolfstierberatern aus Mittelfranken und Oberfranken gesprochen, die gerne an kleineren Sitzungen ihre Informationen bereitgestellt hätten. „So etwas halten wir für besser als große und aufgeheizte, emotionsgeladene Veranstaltungen, wo nicht mehr sachlich diskutiert wird.“
Seit 2015/2016 in Bayern
Dass an diesem Tag die Bayerische Staatsregierung die neue Wolfstierverordnung bekannt gegeben hatte, war natürlich noch ein weiterer Aspekt dieser Veranstaltung, worauf aber erst einmal Frau Schlosser nicht einging. Die Wildtiermanagerin an der Regierung der Oberpfalz sprach die ersten Wolfsrudel an, die seit 1996 wieder in Deutschland auftauchten. „Täglich legen Wölfe etwa 75 Kilometer in ihrem Revier zurück (Revier rund 150-300 qkm)“, so die Wolfstiermanagerin. Größtenteils fressen die Wölfe Huftiere in ihrem Streifgebiet, also Rehe, Kaninchen oder Wildschweine. Einen geringen Anteil, etwa 1,6 Prozent von den Beuten sind dabei auch Nutztiere, dabei fallen sie Schafe und Ziegen am häufigsten an. 2015/2016 wurde dann im Bayerischen Wald das erste standorttreue Einzeltier nachgewiesen.
Seit 2024 auch im Pressather Wald
2021/2022 wurden dann in der Nordoberpfälzer Region die ersten Rudel nachgewiesen. Vor allem im Veldensteiner Forst, Manteler Forst und auf dem Truppenübungsplatz Grafenwöhr wurden die ersten Wölfe gesichtet. Die genauen Daten liegen nun 2022/2023 vor und hier zeigt sich, dass auch der Pressather Wald seit 2024 betroffen ist. Dagegen sind seit einiger Zeit keine Sichtungen mehr im Veldensteiner Forst gewesen, so Ronja Schlosser. „Sie haben sich in den Truppenübungsplatz verschoben, wo angenommen wird, dass dort zwei Rudel sind.“ Wichtig sei deswegen, dass alle Sichtungen auch sofort gemeldet werden sollen. Nutztierhalter sollen sich gegenüber den Wölfen mit einem Schutzzaun, der unter Strom steht, absichern, der in etwa 1,40 hoch sein sollte.
Dieser würde gefördert und soll die Tiere abhalten, die Nutztiere anzugreifen. Dass dies für manch einen Wolf kein Hindernis mehr ist, zeigt ein Video vom 08.10.2024, bei dem ein Wolf einen Zaun von 1,40 Metern übersprungen hat. Der betroffene Besitzer hat die Aufnahmen dem Landesumweltamt (Lanuv) zu Dokumentationszwecken zur Verfügung gestellt.
Viele ungeklärte Fragen bei der Diskussion
In der folgenden Diskussion waren immer wieder die Sorgen der Nutztierhalter, aber auch der Jagdgenossen herauszuhören. „Wir haben aktuell drei Rudel bei uns, wo führt das in fünf bis sechs Jahren hin, haben wir dann 15 Rudel“, so war eine der brennenden Fragen. Aktuell gibt Deutschland die Fläche für mindestens 1400 Rudel/Einzeltiere her, so Schlosser. Dass es da in der Nordoberpfalz noch mehr geben wird, ist jedem klar. „Der Wolf ist willkommen, so wollen es unsere Politiker“, sieht es Uli Schomann. „Und dass diese Probleme mit sich bringen wird, ist auch vollkommen klar. Aber man wird in irgendeiner Form mit dem auskommen müssen. Dennoch wächst der Wolf der bayerischen Behörden über den Kopf.“
Weitere Diskussionspunkte wurden von Ronja Schlosser so gut wie möglich beantwortet. Dennoch blieb die Tatsache stehen: „Wir können den Wolf nicht wegdiskutieren, doch wir verlieren das Gleichgewicht“. Bürgermeister Joachim Neuss stellte jedoch fest, dass es rund um Auerbach nicht mehr Rudel geben wird, da es aktuell zwei gebe und nicht mehr ansiedeln werden. „Es geht mir nicht darum, wie viele Wölfe wir wo haben“, gab Ronja Schlosser als wichtige Botschaft aus. „Der Wolf ist da, er wird dableiben und deswegen sehe ich den Herdenschutz als A und O. Natürlich mit Aufwand und Kosten verbunden, ich will dies nicht kleinreden“.
Doch durch den Vortrag konnte die Wildtierschutzmanagerin aber die Angst der Nutztierhalter im Kopf nicht nehmen. „Wir hätten den Wolf alle nicht gebraucht, denn er bereitet allen viel Sorgen, bis hin zur betriebswirtschaftlichen Kalkulation“, so das Abschlusswort vom Auerbacher Stadtoberhaupt. „Nur dies Ganze muss auf politischer Ebene geregelt werden“.
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