Frieden beginnt mit „Abrüsten bei uns“
Burkhardsreuth. Einst waren sie als Horte von Nationalismus und Militarismus verrufen: die „Kriegervereine“. Doch der an Opfern und Verbrechen überreiche Zweite Weltkrieg brachte ein neues Verständnis von „Soldatentum“ hervor.
Aus den „Kriegervereinen“ wurden Soldatenkameradschaften, die nicht nur die Dienstleistenden und Reservisten einer demokratischen Bundeswehr betreuen, sondern sich nachdrücklich für Frieden und Völkerverständigung einsetzen. Auf die 145 wechselvollen Jahre der Krieger- und Soldatenkameradschaft Burkhardsreuth (KSK) blickte der Kreisvorsitzende des Bayerischen Soldatenbunds (BSB) Peter Lehr beim Jubiläumsfest in der voll besetzten Festhalle des Kirchdorfs zurück.
Mit seiner Gründung 1879 habe sich der damalige „Kriegerverein“ in eine bis 1786 zurückreichende Tradition bayerischer „Interessenvereinigungen ehemaliger Soldaten“ gestellt, die unter der Diktatur der Nationalsozialisten ihr zeitweiliges Ende gefunden habe. Ein eigenständiges, nicht „gleichgeschaltetes“ Vereinsleben sei fortan nicht mehr möglich gewesen: Am 22. Januar 1933, mit der Niederschrift der letzten Generalversammlung vor Adolf Hitlers Machtübernahme, breche die Überlieferung der Vereinsaktivitäten für zwei Jahrzehnte ab.
Kameradschaft, Treue, Ehre
1953 habe die nunmehrige KSK ihre Arbeit wieder aufgenommen, 1958 eine Salutkanone angeschafft und 1959 das Gefallenenmahnmal um Gedenksteine für die Opfer des Zweiten Weltkrieges erweitern lassen. Nach wie vor präge der Verein das gesellschaftliche Leben in der Gemeinde Trabitz, insbesondere durch die Mitgestaltung der Volkstrauertags-Gedenkakte, die Kriegsgräberspenden-Sammlungen an Allerheiligen und die jährlichen Zoiglabende mit.
Mit 91 Mitgliedern, darunter vier Frauen, sei die Burkhardsreuther Kameradschaft die zweitgrößte im BSB-Kreisverband Eschenbach. Für den 150. Gründungstag kündigte Lehr bereits den Besuch des BSB-Präsidenten an, der dann ein Fahnenband stiften werde. Die in dieser „beständigen Gemeinschaft tief verwurzelten Werte von Kameradschaft, Treue, Ehre“ hob Bürgermeisterin Carmen Pepiuk in ihrem Grußwort hervor. Seit der Vereinsgründung „in einer Zeit, als die Welt noch ganz anders aussah“, habe sich das Verständnis dieser Werte aber auch gewandelt, und in einem Geist von „Zusammenhalt, Unterstützung und Freundschaft“ hätten die Mitglieder der Soldatenkameradschaften ihren Teil zu „Frieden und Freiheit“ beigetragen.
Friedliches Miteinander
Nachdrücklich rief Pepiuk auf, weder die Kriegstoten noch „unsere Wurzeln und Werte“ zu vergessen, dabei aber stets „offen für neue Entwicklungen“ zu sein. Morgendlicher Auftakt des Festprogramms war ein Gedenkakt am Gefallenendenkmal, bei dem KSK-Vorsitzender Markus Reiß als wichtigste Vereinsaufgabe das unaufhörliche Eintreten für Frieden und Versöhnung nannte: „Seid mutig und wachsam – wir dürfen nicht wegsehen, wenn Unrecht geschieht und Gewalt zunimmt, friedliches Miteinander in Gefahr ist und immer mehr Werte der Erziehung verloren gehen.“
In seiner Predigt zum anschließenden Gottesdienst in der Pfarrkirche, der wie der Frühschoppen von der Stadtkapelle Eschenbach begleitet wurde, mahnte Pfarrer Edmund Prechtl, „gegen Hass und Durcheinander in einer verrückt erscheinenden Welt Gedanken des Friedens zu setzen“. Ohne ein „Abrüsten bei uns, in unserem Herzen und unseren vier Wänden“ und ohne das Bewusstsein der Verantwortlichkeit vor Gott blieben allerdings auch effektvolle „Friedensdemonstrationen“ ohne nachhaltige Wirkung: „Wo jemand sich nur um sich selber dreht, nicht zum Verzeihen bereit ist, den anderen nicht ernst nimmt und als Spielzeug missbraucht, da fängt der Krieg an. Wo Menschen einander nicht vertrauen, wo sie bestimmen wollen, wer lebenswert ist und wer nicht, wann Leben beginnt und wann es aufhört, da ist Krieg.“
Gewinner des Kreisvergleichsschießens
Der Nachmittag des Jubiläumsfestes zum 145. Gründungstag der Burkhardsreuther Soldatenkameradschaft stand im Zeichen der Siegerehrung des Kreisvergleichsschießens, zu dem der Kreisverband Eschenbach des Bayerischen Soldatenbunds (BSB) im März nach Tanzfleck, Michelfeld, Oberbibrach und Preißach eingeladen hatte. 72 Teilnehmer, davon zehn Frauen und 62 Männer, 69 Luftgewehr- und drei Luftpistolenschützen seien dieser Einladung gefolgt, berichtete BSB-Kreisvorsitzender Peter Lehr.
Mit den besten sportlichen Einzelleistungen stachen am Luftgewehr Reinhold Schlicht von der Krieger- und Soldatenkameradschaft Vorbach (300 Ringe, höchstmögliche Punktzahl) sowie Gabriele Herteis vom Schützenverein Gemütlichkeit Tanzfleck und die Grafenwöhrer Werner Schusser und Horst Zinn (Soldaten-, Reservisten- und Kameradschaftsbund, jeweils 299 Ringe) hervor. An der Luftpistole erzielten Michaela Fischer 228, Klaus Strobl 200 und Michael von der Grün 192 Ringe; alle gehören zur Soldaten- und Reservistenkameradschaft Michelfeld.
In den Mannschaftswertungen schnitten der Soldaten-, Reservisten- und Kameradschaftsbund Grafenwöhr mit 895 (Team 1) und 888 (Team 2) und der Schützenverein Gemütlichkeit Tanzfleck/Damenklasse II mit 878 Ringen am besten ab.
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