Achtung Allergie: Eichenprozessionsspinner
Nordoberpfalz. Mittlerweile kommt er in der Oberpfalz überall vor. Die Rede ist vom Eichenprozessionsspinner. OberpfalzECHO klärt über dieses Phänomen und seine Folgen auf.

Nach Auskunft derer, die schon einmal Kontakt mit dem Eichenprozessionsspinner (Thaumetopoea processionea) hatten, ist die Bekanntschaft sehr unangenehm. Dabei muss man das Tierchen nicht einmal berühren. Die feinen, allergieauslösenden Härchen des Insekts werden auch durch den Wind verbreitet und können bei der Einatmung allergische Symptome hervorrufen.
Der Eichenprozessionsspinner ist auf dem Vormarsch
Früher gab es nur wenige Orte, an dem ein gelb-rotes Warnschild vor dem Allergie auslösenden Insekt warnte. Pendler, die über die B 299 nach Amberg fuhren, wurden kurz vor Ammersricht auf einem Parkplatz mit einem Warnschild auf die Gefahr hingewiesen. Das war vor einigen Jahren relativ exotisch.
Heute trifft man auf Radwegen und Parkplätzen in der Oberpfalz häufig auf die gelb-roten Hinweisschilder. Ob am Radweg von Weiden nach Etzenricht oder am Parkplatz an der B15 zwischen Tirschenreuth und Weiden bei Schönficht – der früher seltene Schmetterling ist mittlerweile weit verbreitet.
Warum hat der Eichenprozessionsspinner diesen Namen?
Der Schmetterling Eichenprozessionsspinner hat seinen Namen aufgrund seines Verhaltens und seines Lebensraums erhalten:
- Eichen-: Dieser Teil des Namens bezieht sich auf die bevorzugte Wirtspflanze der Raupen, nämlich die Eiche. Die Raupen des Eichenprozessionsspinners ernähren sich hauptsächlich von den Blättern verschiedener Eichenarten (Quercus spp.).
- Prozessions-: Dieser Teil des Namens stammt von dem auffälligen Verhalten der Raupen, sich in langen Reihen oder „Prozessionen“ fortzubewegen. Die Raupen bilden eine Art Kette, in der sie hintereinander herkriechen, was wie eine Prozession aussieht.
- Spinner: Dieser Teil des Namens ist eine allgemeine Bezeichnung für Motten und Schmetterlinge, die Seidenfäden spinnen. Die Raupen des Eichenprozessionsspinners spinnen seidenartige Nester in den Eichenbäumen.
Warum breitet sich der Eichenprozessionsspinner so rasant aus?
Das Insekt liebt die Wärme. Wer einen Zusammenhang mit dem Klimawandel sieht, der liegt nicht falsch. Auch in der Oberpfalz kann man die Folgen der Erderwärmung feststellen. Die letzten Sommer hatten fast alle längere Sonnen- beziehungsweise Trockenperioden zu verzeichnen. Vielleicht war das für den Durchschnittsbürger angenehm und deshalb auch willkommen.
Deutlicher wird das Phänomen im Winter. Viele können sich noch an verschneite Winter erinnern, in denen man am Wurmstein oder in Mitterhöll Skifahren konnte. Der große Weiher in Schwarzenbach bei Pressath war zugefroren, Kinder konnten dort Eishockey spielen.
Strenge Winter sorgten dafür, dass Zecken und auch Eichenprozessionsspinner schon in der Kinderstube dezimiert wurden. Das ist – wie leicht zu beobachten – nicht mehr der Fall.
Wann ist der Eichenprozessionsspinner am gefährlichsten?
Die Phase, in der der Eichenprozessionsspinner am meisten auffällt und auch am gefährlichsten ist, ist die Raupenphase im Frühjahr und Frühsommer. In dieser Zeit bilden die Raupen ihre Brennhaare, die für die beschriebenen Gesundheitsrisiken verantwortlich sind, und sie sind aktiv auf den Eichenbäumen zu finden. Im Detail sieht das so aus:
Schlupf der Raupen: Die Raupen schlüpfen im Frühling (meistens im April oder Mai), wenn die Temperaturen steigen und die Eichenblätter austreiben, die als Nahrung dienen.
Raupenentwicklung: Die Raupen durchlaufen mehrere Larvenstadien (insgesamt fünf bis sechs) und bilden während dieser Zeit ihre charakteristischen Prozessionen und Gespinstnester. Diese Phase dauert etwa bis Ende Juni.
Welche Gefahr bedeutet der Eichenprozessionsspinner für die Natur?
Zunächst einmal ist der Schmetterling im Frühstadium sehr gefräßig. Schäden verursachen die Raupen, indem sie die Blätter der Eichen fressen. Bei einer Massenvermehrung können sie ganze Eichenbestände kahlfressen.
Aber nicht nur der Kahlschlag ist für die Natur schädlich. Die Vegetation wird auch durch die teilweise Vernichtung geschwächt. In den Folgejahren treten dann Mehltau und andere Krankheiten auf.
Wie gefährlich ist der Eichenprozessionsspinner für Mensch und Tier?
Mensch und Tier sind beim Kontakt mit den Nesselhärchen des Insekts gleichermaßen betroffen. Hier sind die wichtigsten Risiken:
- Hautirritationen: Die Brennhaare der Raupen enthalten ein Nesselgift namens Thaumetopein, das bei Kontakt mit der Haut zu starkem Juckreiz, Rötungen und entzündlichen Hautausschlägen (sogenannte Raupendermatitis) führen kann.
- Atemwegsprobleme: Werden die Haare eingeatmet, können sie Atemwegsreizungen, Bronchitis und Asthma-ähnliche Symptome verursachen.
- Augenreizungen: Der Kontakt der Brennhaare mit den Augen kann zu Bindehautentzündungen und anderen Augenreizungen führen.
- Allergische Reaktionen: In schweren Fällen kann es zu allergischen Reaktionen bis hin zum anaphylaktischen Schock kommen.
Erste Hilfe bei allergischen Reaktionen
Wenn du mit den Brennhaaren des Eichenprozessionsspinners in Kontakt gekommen bist, ist es wichtig, sofortige Maßnahmen zu ergreifen, um die Symptome zu lindern und mögliche Komplikationen zu vermeiden. Hier sind die Schritte zur Ersten Hilfe:
- Hautkontakt:
- Kleidung entfernen: Entferne vorsichtig die betroffene Kleidung, um weitere Verbreitung der Brennhaare zu vermeiden. Verwende dabei, wenn möglich, Handschuhe.
- Duschen und Waschen: Dusche gründlich mit lauwarmem Wasser und Seife, um die Brennhaare von der Haut zu entfernen. Wasche auch die Haare gründlich.
- Kühlen: Kühle die betroffenen Hautstellen mit kaltem Wasser oder Kühlpacks, um den Juckreiz und die Schwellung zu lindern.
- Medikamente: Verwende bei Bedarf juckreizstillende und entzündungshemmende Cremes oder Gele (beispielsweise mit Hydrocortison). Antihistaminika können ebenfalls helfen, allergische Reaktionen zu lindern.
- Atemwege:
- Frische Luft: Begib dich an einen Ort mit frischer Luft, um die Reizung der Atemwege zu minimieren.
- Medizinische Hilfe: Bei Atembeschwerden, Husten oder anderen Anzeichen einer Reizung der Atemwege sofort einen Arzt aufsuchen.
- Augenkontakt:
- Spülen: Spüle die Augen sofort und gründlich mit klarem Wasser oder einer Augenspüllösung, um die Brennhaare zu entfernen.
- Nicht reiben: Vermeide es, die Augen zu reiben, da dies die Reizung verstärken kann.
- Medizinische Hilfe: Bei anhaltender Reizung oder Schmerzen sofort einen Augenarzt aufsuchen.
- Allgemeine Maßnahmen:
- Kontaminierte Gegenstände reinigen: Wasche kontaminierte Kleidung und Gegenstände gründlich bei hoher Temperatur, um die Brennhaare zu entfernen.
- Handschuhe tragen: Trage bei der Reinigung und beim Umgang mit möglicherweise kontaminierten Gegenständen Handschuhe.
- Wann ärztliche Hilfe nötig ist:
- Schwere Reaktionen: Bei starken allergischen Reaktionen, Atemnot, starkem Ausschlag oder Schwellungen sofort ärztliche Hilfe in Anspruch nehmen.
- Anhaltende Symptome: Wenn die Symptome trotz Erstmaßnahmen anhalten oder sich verschlimmern, einen Arzt aufsuchen.
Es ist wichtig, diese Maßnahmen schnell durchzuführen, um die Auswirkungen der Brennhaare des Eichenprozessionsspinners zu minimieren. Auch präventive Maßnahmen wie das Vermeiden betroffener Gebiete und das Tragen von Schutzkleidung können helfen, den Kontakt und Komplikationen zu vermeiden.
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