Auch im Landkreis Neustadt/WN wird Inklusion perfekt vorgelebt

Schwarzenbach/Weiden/Irchenrieth. Vorsichtig drückt Franz Kohlenberger den Hebel nach unten. Die Metallsäge senkt sich langsam und schneidet das Rohr punktgenau ab. Nur zwei Tische weiter, überprüft Roland Hartwig die entgrateten und gebogenen Eisenstifte nach dem Abschleifen auf Rückstände. Beide sind konzentriert und lächeln ein wenig. Sie sind zufrieden.

Gelungene Inklusion wird bei der Schwarzenbacher Rohrbiegerei Senger GmbH mit ihrer Geschäftsführerin Jenny Senger (Zweite von rechts), ihrem Assistenten der Geschäftsführung, Andreas Kiener (Mitte), ihrem Technischen Leiter Markus Amann (Dritter von rechts) und ihrer Bereichsleiterin Elisabeth Amann (rechts) vorgelebt. Denn mit den von INTEGRA- Standortleiter Stefan Böhm (Zweiter von links) betreuten Franz Kohlenberger (links) und Roland Hartwig (Dritter von rechts) haben zwei weitere Mitarbeiter der Werkstätten GmbH den Sprung in den ersten Arbeitsmarkt geschafft. Foto: Stephan Landgraf

Nicht nur über die Tatsache, dass sie soeben ihre nächste Aufgabe bewältigt haben, sondern auch über die Chance, die sie von der Schwarzenbacher Firma Senger GmbH bekamen. Denn Franz und Roland sind, nach Andreas Rentsch im letzten Jahr, die nächsten beiden Mitarbeiter der INTEGRA Weiden, der Werkstätten GmbH des Heilpädagogischen Zentrums (HPZ) Irchenrieth, die einen Außenarbeitsplatz erhalten haben.

Keine Selbstverständlichkeit

Es ist die perfekte Inklusion, die seit März 2023 als Premiere im Landkreis Neustadt/WN vorgelebt wird. „Wir sind unglaublich stolz und glücklich, dass auch Franz und Roland den Sprung in den sogenannten ersten Arbeitsmarkt geschafft haben“, freut sich INTEGRA-Standortleiter Stefan Böhm über die beiden Außenarbeitsplätze bei der Rohrbiegerei Senger GmbH mit ihren 95 Angestellten. Denn es sei keine Selbstverständlichkeit, dass ein mittelständisches Unternehmen, Menschen mit Beeinträchtigung anstellt.

Dabei sind ausgelagerte Arbeitsplätze außerhalb des HPZ ein wichtiger Beitrag zur Inklusion im Arbeitsleben. Sie vereinen die Sicherheit, die Unterstützung und den Rückhalt der Werkstätte für gehandicapte Menschen mit einem Arbeitsplatz in Betrieben des allgemeinen Arbeitsmarktes. „Dazu braucht es verlässliche und interessierte Partner, nur mit ihnen gemeinsam kann Inklusion gelingen“, so Böhm weiter.

Unterstützung und Förderung

Für den größten Teil der im HPZ und seinen Betriebsstellen Beschäftigten und Betreuten sind die besonderen Rahmenbedingungen der Werkstätte auf Dauer erforderlich. Um eine Teilhabe am Arbeitsleben zu ermöglichen, verliere man, erklärt Böhm, den Übergang in den allgemeinen Arbeitsmarkt nicht aus dem Auge. „Wir unterstützen und fördern geeignete und motivierte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter auf diesem Weg.“ Für die Werkstätten GmbH des HPZ und für die INTEGRA ist es das zweite Mal, dass Werkstatt-Mitarbeiter eben diesen Weg gewagt und eingeschlagen haben.

Und mit Bravour bewältigen – wie Markus Amann, technischer Leiter bei der Senger GmbH, und Bereichsleiterin Elisabeth Amann übereinstimmend erklären. „Roland und Franz, die bei uns flexen und schleifen, sowie entgraten, Rohre umformen und zuschneiden, gehören inzwischen zu unserem Team fest dazu. Sie sind zuverlässig, arbeiten sehr selbstständig und genau. Sie haben den Quantensprung von der HPZ-Werkstatt zu uns geschafft“, freut sich Markus Amann.

Genaue Prüfung: Roland Hartwig überprüft mit Präzision, ob die Kanten seiner Werkstücke richtig entgratet worden sind. Foto: Stephan Landgraf

Weiterhin würden das Blickfeld und der Bekanntenkreis durch die Zusammenarbeit von Behinderten und Nicht-Behinderten gegenseitig erweitert. „Nicht zu vergessen ist der Umstand, dass das Selbstwertgefühl, die Präsenz in der Gesellschaft und ein veränderter Blick auf die Arbeit den Menschen mit Beeinträchtigungen in ihrem täglichen, sowie für ihr künftiges Leben ungemein weiterhelfen und förderlich sind“, berichtet Elisabeth Amann. Faktoren, die Böhm bejaht.

Er ergänzt: „Beide wurden nicht nur durch uns die letzten eineinhalb Jahre auf ihren neuen Job gezielt vorbereitet und geschult. Sie besitzen ebenso die nötige Qualifikation für so ein Projekt und sie wollten es unbedingt machen.“ Mit positiven Folgen für Roland und Franz: Nicht nur ihr Selbstbewusstsein sei gestiegen. Beide würden sich im Kreise ihrer neuen „Arbeitskollegen“ bestens aufgehoben und akzeptiert fühlen.

Mit Sorgfalt erledigt Franz Kohlenberger in seinem jetzigen Vollzeit-Job seine Aufgaben im Rohrzuschnitt. Foto: Stephan Landgraf

„Wir sind mit ihnen vollkommen zufrieden. Sie erledigen die ihnen gestellten Aufgaben bestens. Sie sind für uns vollwertige Arbeitskräfte, die in unserem Betriebsablauf voll integriert sind. Und sie identifizieren sich mit unserer Firma voll und ganz“, lobt Markus Amann. Die Firma Senger, die Roland und Franz zudem jeweils einen Paten zur Seite gestellt hat, kam über einen HPZ-Auftrag mit Böhm in Kontakt und ins Gespräch. Sehr schnell schlossen sich die ersten Treffen an, in denen die Rahmenbedingungen für die Außenarbeitsplätze bei der Senger GmbH und schließlich die Anstellungen festgezurrt wurden.

Alles richtig gemacht

Die Aussagen der Senger-Verantwortlichen machen den INTEGRA-Standortleiter stolz. „Wir haben alles richtig gemacht“, sagt Böhm. Dazu gehört auch die weitere Betreuung von Roland und Franz durch das HPZ. So finden wöchentlich mit ihnen Gespräche zu aktuellen Themen statt. Außerdem werde regelmäßig in der INTEGRA Zwischenbilanz gezogen. Für Böhm wichtige Termine, damit „die beiden auch den Anschluss und Bezug zum HPZ nicht verlieren“.

Davor haben Roland und Franz aktuell keine Angst. Im Gegenteil: Denn ihr Einstieg in den freien Arbeitsmarkt empfinden sie als „durchweg positiv“. „Wir hoffen, dass das der nächste Baustein zur Steigerung der Bereitschaft vieler Unternehmen in unserer Region ist, gehandicapte Menschen anzustellen“, unterstreichen Jenny Senger, Elisabeth und Markus Amann, sowie Böhm, als sie Franz und Roland bei ihrer Arbeit freudig über die Schulter schauen.

* Diese Felder sind erforderlich.