Neugestaltung Neunkirchens in den Startlöchern: Begegnungszone in der Dorfmitte
Weiden-Neunkirchen. Neunkirchen soll noch lebenswerter werden. Schon im kommenden Jahr wird die Begegnungszone zwischen Friedhof und Kriegerdenkmal realisiert. Beim Bürgergespräch der Weidener CSU ist auch der Enkel des Namensgebers der Bürgermeister-Bärnklau-Straße dabei.

Mit dem Straßennamen würdigte Neunkirchen eine Heldentat von Bürgermeister Bärnklau in den letzten Kriegstagen 1945: „Als die Amerikaner schon dort unten standen und das Dorf beschießen wollten, haben Frauen zwei weiße Tücher gehisst“, erzählt Enkel Karl Bärnklau, Fraktionssprecher der Grünen im Stadtrat. „Weil mein Großvater die Tücher nicht abgenommen hat, wurde er verhaftet und umgehend zum Tode verurteilt.“
Zur Überraschung des Neunkirchener Bürgermeisters schlossen die Wachen aber die Zelle nicht ab: „Erst dachte er, ,das ist eine Falle, wenn ich rausgehe, erschießen die mich hinterrücks’“, erzählt Bärnklau. „Doch nachdem keiner zu sehen war, hat der Großvater noch am selben Tag erfolgreich die Flucht gewagt.“
Die Straße seines Opas und die Entwicklung Neunkirchens liegen dem Energietechnik-Ingenieur am Herzen. „Die Initiative für die Neugestaltung der Dorfmitte ging von mir aus“, sagt Bärnklau, „ich habe alle Fraktionen angeschrieben und nach vielen Diskussionen im Stadtrat wurde der Vorschlag einstimmig beschlossen.“
Städtebauförderung des Freistaats
Ursprünglich habe man auch darüber nachgedacht, das Projekt mit Dorferneuerungsmitteln des Amts für Ländliche Entwicklung (ALE) zu fördern. „Es wurde aber schnell klar, dass das nach der Eingemeindung Neunkirchens nicht mehr möglich ist“, erklärt Benjamin Zeitler, CSU-Fraktionschef im Weidener Stadtrat am Rande der Veranstaltung. „Es ist uns dann gelungen, Neunkirchen in die Städtebauförderung des Freistaats aufzunehmen.“
Der Veranstaltungsstopp während der Pandemie habe zunächst auch die Bürgerbeteiligung etwas ausgebremst. Aber inzwischen laufen die Planungen wieder auf Hochtouren. Das Stadtplanungsamt Weiden hatte im Juli zur Planungswerkstatt in den katholischen Pfarrgemeindesaal St. Dionysius in Neunkirchen eingeladen. Rund 40 Teilnehmer hatten gemeinsam mit dem Amt sowie den Planungsbüros Derori Entwickelung GmbH und Dömges Architekten AG Ideen für eine Begegnungszone in der Bürgermeister-Bärnklau-Straße konkretisiert.
Umbrüche und Generationenwechsel
Die Dorfmitte Neunkirchens stamme im Kern aus dem 13. Jahrhundert. Daneben gebe es eine Siedlung aus den 80er und eine aus den 90er Jahren. „Es gab Umbrüche, einen Generationenwechsel“, beschreibt Zeitler die Situation, „Wirtshäuser und Kirche drohten verloren zu gehen – inzwischen gibt es wieder eine Gastronomie, es rührt sich was, das führt aber auch zu mehr Verkehr.“ Miteinander wolle man die neue Lage möglichst lebenswert gestalten, mit Spielplätzen und einem Dorfcafé. „Es freut mich, dass sich beide Kirchen, die katholische und die evangelische, an diesem Prozess beteiligen.“
Bürgermeister Lothar Höher ordnet die Möglichkeiten der Stadt bei der Umgestaltung ein: „Weiden ist mit seinen begrenzten finanziellen Mitteln oft überfordert, überregionale Aufgaben zu erfüllen, wir brauchen die Hilfe vom Freistaat.“ Und da kommt der Weidener Landtagsabgeordnete Stephan Oetzinger ins Spiel, der als Manteler eine besondere Beziehung zum Nachbarort habe: „Ich hatte beim Bauministerium angefragt, welche Förderung infrage kommt.“ Mit der früheren Bauministerin Kerstin Schreyer sei es gelungen, Neunkirchen in die Städtebauförderung zu bekommen.
Die nächsten Schritte
Was soll nun konkret passieren? CSU-Fraktionschef Benjamin Zeitler beschreibt bei der Ortsbegehung die nächsten Schritte: „Im städtebaulichen Entwicklungskonzept werden alle Ideen, sogar in der Reihenfolge, wie sie von den Bürgern besprochen wurden, nach und nach umgesetzt.“ Als Erstes würde die Begegnungszone Bürgermeister-Bärnklau-Straße realisiert. „750.000 Euro stehen dafür zur Verfügung“, sagt Zeitler, „noch dieses Jahr gehen wir in die Planung, nächstes Jahr in die Umsetzung.“ Andere, bis zu zwei Millionen Euro teure Projekte folgten sukzessive.
Auch nach dem bedauerlichen Ausscheiden des Baudezernenten Oliver Seidl werde man das Projekt weiter anschieben. „Es geht darum, die Interessen der Anwohner, Vereine, der beiden Kirchen, aber auch der durchfahrenden Landwirte in Einklang zu bringen.“ Man stehe hier, zwischen Friedhof und dem, hinter großen Bäumen etwas versteckten, Kriegerdenkmal an einem zentralen Punkt. „Eine Idee ist, das Denkmal sichtbarer zu machen – es einzurahmen.“ Durch eine entsprechende Pflasterung soll ein Aufenthaltsort sichtbar gemacht werden, eine Begegnungsfläche mit Sitzbänken. „Eine Bepflanzung soll den Verkehr verlangsamen, die Bushaltestelle soll verlegt werden.“
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