Licht am Ende des Tunnels?

IHK-Konjunkturumfrage zeigt verhaltenen Optimismus in Ostbayerns Wirtschaft

Nordoberpfalz. Es hätte schlimmer kommen können für die ostbayerische Wirtschaft. Trotz Corona mit all seinen Einschränkungen, Lieferproblemen und steigenden Energiepreisen zeichnet der IHK-Konjunkturbericht ein zwar angespanntes, insgesamt aber gar nicht so schlechtes Bild.

Die Wirtschaft ist auf eine lückenlose und bezahlbare Energieversorgung angewiesen. Im aktuellen Konjunkturbericht bewerten die regionalen Unternehmen dieses Thema aber als Top-Risiko, berichten IHK-Hauptgeschäftsführer Dr. Jürgen Helmes (links) und IHK-Präsident Michael Matt. Foto: IHK/Archiv

Zum Jahresbeginn meldet der Konjunkturbericht der IHK Regensburg für Oberpfalz / Kelheim eine leichte Abkühlung der Geschäftslage in Ostbayerns Wirtschaft mit vorsichtig optimistischem Ausblick für 2022. „Corona bedingte Mitarbeiterausfälle sowie hohe Energie- und Rohstoffpreise machen unseren Unternehmen zu schaffen“, berichtet IHK-Präsident Michael Matt von den Ergebnissen der Umfrage unter 340 Betrieben aller Größen in Industrie, Handel und Dienstleistungen.

„Gleichzeitig hoffen die Firmen auf Licht am Ende des Pandemie-Tunnels und wollen für 2022 in Innovationen beim Umweltschutz und der Energieeffizienz investieren – sofern sie angesichts ausbleibender Umsätze und steigender Kosten hierfür Spielräume haben.“ Auch wenn die Geschäftslage zum Jahreswechsel rückläufig war, so hält sich der IHK-Klimaindikator über alle Branchen hinweg bei 126,4 Punkten. „Die Unternehmen im IHK-Bezirk stemmen sich gegen die Auswirkungen der Pandemie“, stellt IHK-Hauptgeschäftsführer Dr. Jürgen Helmes fest.

Großhandel deutlich erholt

Im regionalen Handel gibt es Gewinner und Verlierer, und das nicht nur zwischen Onlinehandel und den Ladengeschäften vor Ort. Es kommt auch auf die angebotenen Sortimente an. „Eine deutliche Erholung meldet der Großhandel und auch 42 Prozent der stationären Einzelhändler melden einen Umsatzanstieg, nachdem das Weihnachtsgeschäft insgesamt enttäuschend verlief“, beobachtet IHK-Präsident Matt.

Bau boomt nach wie vor

Unbeeindruckt gibt sich weiterhin die Baubranche – solange die Zinspolitik keine Wende vollführt bleibt Betongold begehrt. Indes bereiten die steigenden Materialkosten sowie die jüngste politische Entscheidung zum Stopp der KfW55-Förderung der Branche Sorgen. Ein guter Indikator für Investitionen der Industrie ist der Bau von Gewerbehallen.

„Im vergangenen Jahr haben wir bei unseren Kunden aufgrund der Pandemie Zurückhaltung bei den Neubauten festgestellt. Einige haben ihre Investitionen in neue Gewerbehallen verschoben. Jetzt zeigt sich zum Frühjahr wieder eine leichte Verbesserung, sogar trotz der hohen Materialpreise“, berichtet Generalunternehmer Richard Zirzlmeier, Geschäftsführer der ecopor GmbH in Mühlhausen.

Industrie hält sich wacker

In der Industrie zeigt sich eine Seitwärtsbewegung der Geschäftslage auf hohem Niveau. Quarantänebedingte Mitarbeiterausfälle und weiterhin bestehende Lieferengpässe führen zu Auftragsverzögerungen und eingeschränktem Betrieb über alle Branchen hinweg. „Der Industrie wird gegenwärtig eine hohe Flexibilität abverlangt. Hinzu kommen überdurchschnittlich starke Steigerungen bei Rohstoff- und Energiekosten“, erklärt IHK-Hauptgeschäftsführer Dr. Jürgen Helmes.

Im Auslandsgeschäft des Verarbeitenden Gewerbes stiegen die Auftragsvolumen zum dritten Mal in Folge. Dennoch bleibt die Abschottung wichtiger Märkte ein Thema. „Das China-Geschäft wird durch die dortige Non-Covid-Strategie und strenge Vorgaben für ausländische Unternehmen erschwert“, setzt Helmes fort. „Gleichzeitig erholen sich die Märkte in Süd- und Nordamerika und sorgen für vollere Auftragsbücher.“ Nicht zuletzt die politischen Entwicklungen in der Ukraine und Russland lassen die Exporterwartungen in Osteuropa zurückgehen.

Verbesserung im zweiten Halbjahr

Mit einer Verbesserung bei der Versorgung mit relevanten Rohstoffen, Vorprodukten und Waren ist nach Auskunft der Mehrheit der Unternehmen erst im zweiten Halbjahr zu rechnen. Ein Viertel geht erst 2023 von einer Normalisierung aus. „Erfreulicherweise wird das Risiko einer schwächeren Nachfrage verhältnismäßig gering eingestuft, das Vertrauen der heimischen Wirtschaft in das Konsumverhalten bleibt trotz niedrigem GfK-Konsumklimaindex bestehen“, sagt IHK-Präsident Michael Matt.

Unternehmen insgesamt optimistischer

Die Impffortschritte und die Aussicht auf politische Lockerungen stimmen die Wirtschaft wieder optimistischer: Nur elf Prozent der Betriebe rechnen mit einer Verschlechterung der Geschäftslage, 26 Prozent erwarten eine verbesserte Entwicklung in den nächsten Monaten. Für den regionalen Arbeitsmarkt zeichnet sich bei alledem keine Gefahr ab, mit Ausnahme des Einzelhandels und der Gastronomie sind die Beschäftigungsabsichten auf dem höchsten Wert seit Jahresbeginn 2019 – allerdings sehen 42 Prozent der Unternehmen ein Besetzungsrisiko aufgrund des Fachkräftemangels.

Risiko Energie- und Rohstoffpreise

Neben der Unsicherheit weiterer Corona-Maßnahmen sehen sich die Unternehmen perspektivischen Herausforderungen gegenüber. Das größte Risiko stellen die Energie- und Rohstoffpreise dar. Hier haben sich die Antworten, die hierin eine Gefahr für die weitere Geschäftsentwicklung sehen, seit der Vorjahresumfrage verdoppelt. Die Zusatzkosten vermindern den Spielraum für wichtige Projekte. Hinzu kommen unwägbare EU-Vorgaben etwa zum Green Deal oder zu Sustainable Finance. „Die Investitionspläne bleiben dennoch im positiven Bereich. Zum einen wollen die Unternehmen wettbewerbsfähig bleiben, zum anderen erfordern Auflagen und Preissteigerungen Anpassungsmaßnahmen“, schließt Matt.

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