Deutsch-tschechische Verständigung durch den Historischen Böttgerweg
Bärnau. Sie ist ein Beitrag zur Völkerverständigung und eine praktische Anleitung für Wanderer und Radfahrer: Die zweisprachige Broschüre "Historischer Böttgerweg", herausgegeben von der AG Paulusbrunn.
Darauf war Rainer Christoph von der Arbeitsgemeinschaft (AG) Paulusbrunn und Hauptinitiator der Broschüre besonders stolz: Sie enthält ein Grußwort von Ludwig Anton Fürst zu Windisch-Graetz, dem Nachfahren der 200 Jahre lang in der Region in der Region Tachau-Kladrau-Inselthal ansässigen Adelsfamilie. Monatelang hatte der Historiker versucht, Kontakt mit dem Fürsten aufzunehmen – und er hat es auch dank seiner Hartnäckigkeit schließlich geschafft.
Dank an Bürgermeister
Der in München lebende Fürst zu Windisch-Graetz dankt in seinem Vorwort auch den Bürgermeistern der tschechischen Orte Obora (Thiergarten) und Halze (Hals), Frantisek Curca und Dana Lesak-Müller, für die Unterstützung des Projekts, „das einen Beitrag zur tschechisch-deutschen Verständigung leistet“.
Ferner schreibt er: „Das Ziel des historischen Pfades Paulusbrunn ist es, ein Stück deutsch-tschechischer Geschichte greifbar und erlebbar zu machen. Das Dorf Paulusbrunn ist untergegangen. So etwas darf sich nicht wiederholen.“
Weiterer Meilenstein
Rainer Christoph sieht in der Broschüre einen Meilenstein auf dem Weg zum Gesamtprojekt Paulusbrunn. „Neben dem Knopfmuseum und dem Geschichtspark ist der Historische Böttgerweg ein weiteres internationales Aushängeschild für die Stadt Bärnau.“ Bereits jetzt seien auf dem Wanderweg viele Menschen unterwegs, wussten Ingrid Leser und Rudolf Ehstand. Letzterer hatte die Schilder besorgt und zusammen mit seiner Frau Elisabeth aufgestellt.
Ungefähr 250 weiß-grüne Hinweisschilder verschiedener Größen weisen jetzt Wanderern und Radfahrern den Weg ins Böhmische und zurück. „Gewandert wird da ja schon viel dort. Das Manko war die fehlende Beschilderung.“ Auf dem Weg kann man viele lukrative Ziele entdecken. Dazu gehören unter anderem die Steinbergkirche bei Bärnau, Europas zweitgrößte Reitschule in Svetce bei Tachov oder Inselthal mit dem Jagdschloss der Familie Windisch-Graetz.
Leise Kritik
Während Christoph, Ehstand, Bürgermeister Alfred Stier und der Vorsitzende des Vereins Via Carolina, Alfred Wolf, das Werk als sehr gelungen bezeichneten, kritisierte Norbert Steinhauser fehlende Hinweise auf verschwundene Orte und Siedlungen in der Broschüre.
„Es gab in Paulusbrunn sieben Siedlungen mit 266 Häusern und 1500 Einwohnern. So was müsste auch dokumentiert werden“, betonte der Nachfahre einer Paulusbrunner Familie. Dem widersprachen die Vorredner mit dem Argument, dass dies eine Wanderbroschüre und kein historisches Dokument sei. „Das würde den Rahmen eins solchen Heftes sprengen. Vielleicht kann man da ja mal extra was machen“, sagte Rudi Ehstand.
Alfred Wolf dankte den Initiatoren für dieses „ganz, ganz wichtige Werk“. Es sei ein informatives, neutrales Heft ohne jegliche Schuldzuweisung. „Die Dörfer bekommen durch die Beschilderung ein Gesicht.“ Die Spurensuche im Böhmerwald sei als Erinnerungs- und Versöhnungsprojekt auf viele Jahre angelegt und besonders für junge Menschen dies- und jenseits der Grenze enorm wichtig.
Bald online
Das von Christoph und Ehstand getextete und gestaltete DIN A5-Heft wurde in einer Auflage von 1000 Stück gedruckt und ist in den Touristinfos Bärnau, Neustadt/WN, Tirschenreuth und Weiden kostenlos erhältlich. Die Umsetzung des deutsch-tschechischen Panoramawegs im Bereich der ehemaligen Ortschaft Paulusbrunn und auf der deutschen Seite von Hermannsreuth über den Grenzlandturm bis zur Prinzfabrik ist mit der durchgehenden Beschilderung und der Broschüre abgeschlossen.
Wie Rainer Christoph mitteilte, wird die Broschüre ab Herbst sogar auf der Webseite der Donau-Moldau-Region zu finden sein. Dazu passte, dass sich Bärnaus Bürgermeister Alfred Stier bereit erklärte, den Wanderführer auch auf der städtischen Homepage online zu veröffentlichen.
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