Prozess wegen Vergewaltigung: Verteidigung zweifelt an Opfer
Weiden. Zwei Männer (23, 27) müssen sich am Landgericht Weiden wegen Vergewaltigung verantworten. Am zweiten Prozesstag zweifelten die Verteidiger am Opfer.

Anwalt Marc Steinsdörfer, der den Iraker (27) vertritt, forderte das Hinzuziehen eines Aussagepsychologen. Die 20-jährige Frau habe in ihrer nicht öffentlichen Vernehmung am ersten Prozesstag „nicht glaubhaft“ ausgesagt.
Auffallend ist nach Sicht von Steinsdörfer, dass sich die junge Frau zwar an belangloses Randgeschehen erinnere. Das eigentliche Tatgeschehen – die Vergewaltigung durch zwei Männer – schildere sich „äußert knapp“: „In einem einzigen dürren Satz.“ Außerdem sah er einen „massiven Strukturbruch“ zu den ersten Aussagen bei der Polizei.
Staatsanwalt: „absolut glaubwürdig“
Staatsanwalt Matthias Biehler widersprach energisch: „Ich halte die Zeugin für absolut glaubwürdig.“ Er kündigte eine schriftliche Stellungnahme an. Nebenklagevertreter Clemens Sammet, der die Geschädigte vertritt, wies die Darstellung ebenfalls zurück: Die 20-Jährige schildere das Geschehen „eindeutig und unzweifelhaft“. Man müsse die damalige Situation betrachten und die lange Zeit, die seither verstrichen ist.
Auch Anwalt Dominic Kriegel stellte für seinen Mandanten, einen syrischen Staatsangehörigen (23), mehrere Beweisanträge, die auf das „inkonstante Aussageverhalten“ der Frau abzielen. Kriegel hatte im Vorfeld des zweiten Prozesstages zudem einen Befangenheitsantrag gegen die 2. Strafkammer mit den Richtern Florian Bauer und Matthias Bauer gestellt, über den noch nicht entschieden ist.
Gynäkologe: keine Verletzungen
Als Zeuge sagte am Freitag ein Gynäkologe des Klinikums Amberg aus. Der Oberarzt hatte die Frau am Tag der mutmaßlichen Tat, dem 14. November 2021, untersucht. Er konnte keine Verletzungen feststellen. Das sei aber absolut typisch. Er führe im Jahr etwa fünf, in seinem ganzen Berufsleben etwa 20 bis 30 solcher Untersuchungen bei Verdacht auf Sexualdelikte durch. „Sehr oft findet sich keine Verletzung.“ Eventuelle Rötungen verschwänden schon kurz nach der Tat. Einblutungen sähe man allenfalls sofort danach.
Wie berichtet, sind der 23-Jährige und der 27-Jährige angeklagt, in der Wohnung eines Freundes eine Weidenerin gemeinsam vergewaltigt zu haben. Die drei Männer hatten die damals 19-Jährige nachts angesprochen. Die Frau hatte Zigaretten bei einer Tankstelle geholt und sich zum Shisha-Rauchen in eine nahegelegene Wohnung überreden lassen. Nach reichlich Alkoholgenuss schlief sie dort ein. Als sie am frühen Morgen aufwachte, sei sie ausgezogen gewesen und sah sich mit drei nackten Männern konfrontiert. Zwei drangen trotz ihres Protestes in sie ein.
Alkohol: Hohe Werte nur beim Opfer
Zum Alkoholkonsum gaben am Freitag zwei Toxikologen Auskunft. Demnach hatte die Geschädigte im angenommenen Tatzeitraum über 1 Promille. Dazu käme eine möglicherweise sedierende Wirkung von Psychopharmaka, die die Frau damals einnahm. Bei dem 27-jährigen Angeklagten sowie dem dritten Mann, dem Wohnungsinhaber, fiel der Alkotest am Vormittag danach negativ aus. Nur der 23-Jährige hatte am Morgen nach der Tat noch Alkohol im Blut.
Letzter Zeuge am Freitag war der Kriminalhauptkommissar des Kriminaldauerdienstes, der am Tattag, einem Sonntagmorgen, alarmiert worden war. Er machte die Wohnung in Weiden ausfindig. Als er klingelte, öffnete der Wohnungsinhaber in Unterhosen. Auf Couch und Matratze lagen die beiden jetzt Angeklagten. Weitere Kripobeamte sind für Dienstag als Zeugen geladen.
Zum Prozessauftakt bestritten die beiden Angeklagten die Tat.
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