Neustadt/Kulm: Rathauschef zieht in der Bürgerversammlung Bilanz

Neustadt/Kulm. Bürgermeister Wolfgang Haberberger präsentiert nach zwei Jahren in der Bürgerversammlung viel Stoff. Dennoch hielten sich die kontroversen Diskussionen in Grenzen.

Die Restaurierung des Kriegerehrenmals kündigte der Bürgermeister für 2024 an. Foto: Robert Dotzauer

Die Stadt am „Kraftberg“ zählt mit 1155 Einwohnern zu den kleinsten Städten Bayerns. Da erscheint der Marktplatz riesig, der allerdings im Kontext mit einer großen Vergangenheit der Gemeinde steht. Schon die Bayreuther Markgrafen und die Beamtenschaft kamen zur Sommerfrische in die Kulmstadt. Doch trotz der bedeutenden Historie kämpfen Bürgermeister und Stadtrat mit den Problemen der Gegenwart. Besonders die Marktplatzsanierung sei ein Jahrhundert-Werk, betonte der Rathauschef in der gut besuchten Bürgerversammlung im Sportheim vor rund 100 Bürgerinnen und Bürgern.

Marktplatzsanierung ein großer Wurf

Die Bürgerversammlung in der Turnhalle des Sportheimes stieß auf großes Interesse. Einer der großen Themenschwerpunkte der Versammlung war die vor der Vollendung stehende Marktplatzsanierung. Foto: Robert Dotzauer

„Heute können wir erahnen, wie schön unser Marktplatz wird“, befand Wolfgang Haberberger, um noch einmal auf die schweren Zeiten des Pro und Contra bei den Planungen bis hin zur bevorstehenden glücklichen Vollendung eines „großen Wurfes“ zurückzublicken. „Nach unzähligen Diskussionen kehrt Ruhe ein“, bewertet der Bürgermeister die Stimmungslage und im Nachhinein sei „der viele Ärger oft überflüssig gewesen“. Der Rathauschef sprach über ein Projekt mit vielen positiven Rückmeldungen. „Auch viele Außenstehende zeigen sich beeindruckt“, so die Einschätzung des Versammlungsleiters nach dem Lob vieler Besucher.

Hohe Verschuldung

Allerdings strapaziere das „Jahrhundert-Projekt“ die städtischen Finanzen. Nach derzeitiger Kostenschätzung rechnet der Bürgermeister mit einer Gesamtinvestition von 12,4 Millionen Euro für die barrierefreie Sanierung des für Neustädter Verhältnisse riesigen Marktplatzes. Eine Entwicklung, die mit einer deutlichen Erhöhung der Pro-Kopf-Verschuldung der Einwohnerschaft auf 2048 Euro im Jahr 2023 einhergeht. Einer dreifach höheren Verschuldung im Durchschnitt der Landkreis-Kommunen. Einen Lichtblick sah der Bürgermeister bei den Initiativen der Anlieger zur Sanierung ihrer Marktplatz-Anwesen.

Doch auch diese schweren Zeiten werden vorübergehen, zeigte sich Wolfgang Haberberger optimistisch, obgleich beim klassischen Streifzug durch die Statistiken der Demografie-Faktor besonders auffiel. „Unsere Geburten gleichen nicht die Sterbefälle aus“. Bei derzeit fünf Geburten im Jahr 2023 scheint sich ein neuer Minusrekord anzubahnen. Ein kleines Plus bei den Zuzügen verbessert die gute Laune des Rathauschefs ebenso wie der Blick auf die höheren Gewerbesteuereinnahmen.

Bürgermeister als Bauhofarbeiter

Zahlen, Daten, Fakten: Dazu gehörten auch Informationen des Bürgermeisters über weitere Kernpunkte der Daseinsvorsorge, zum Beispiel über die Entwicklung der Schülerzahlen und den Kostenanteil der Stadt für die Umlagen zum Schulverband am Rauhen Kulm und zur Verwaltungsgemeinschaft Eschenbach, zur Defizithaftung beim Kindergarten und zur Kostenrechnung der Wasserver- und Abwasserentsorgung. In diesem Zusammenhang verwies Haberberger auf seine persönlichen und unentgeltlichen Einsätze im Gemeindebauhof. „Erfahrungen sammeln, Probleme kennenlernen und der Stadt dadurch 40.000 Euro sparen“, so hieß die Schlussfolgerung des Rathauschefs.

Euro-Millionen für die Zukunft

Der Bürgermeister wagte zudem einen mutigen Ausblick. Für das mittelfristige Investitionsprogramm nannte Wolfgang Haberberger die Neuanschaffung eines Tragspritzenfahrzeugs für die Wehr in Filchendorf, die Erstellung eines Planungskonzepts für eine sichere Wasserversorgung, die Erweiterung des Baugebietes Grünlohe mit geschätzt 830.000 Euro, die Sanierung und Erweiterung der Kindertagesstätte mit 1,5 Millionen Euro, ein barrierefreies WC am Marktplatz (200.000 Euro) und geschätzte 2,2 Millionen Euro Kosten für den Glasfaserausbau. Für die teure Breitbandversorgung rechnet der Bürgermeister mit Zuwendungen von 90 Prozent aus Bundes- und Landesmitteln.

Ausladende PV-Anlage

Thema war schließlich die geplante Errichtung einer Fotovoltaik-Freiflächenanlage mit etwa 30 Hektar Größe in der Au. Für den künftigen „Bürgersolarpark“ besteht bereits seit November 2022 ein Aufstellungsbeschluss zur Einleitung einer Bauleitplanung. Vorhabensträger ist die Südwerk-Gruppe in Burgkunstadt.

Als wirtschaftliche Vorteile für die Kommune nannte Haberberger Gewerbesteuereinnahmen und die Beteiligung an den Erträgen. Bei einem mindestens 20-jährigen Betrieb der Anlage rechnet der Bürgermeister für die Stadt mit einem Gewinnanteil von insgesamt rund 1,6 Millionen Euro. Finanzielle Vorteile sieht Haberberger auch bei günstigeren Stromkosten für die energieaufwändige Kläranlage.

Die Anträge und Erinnerungen aus den Reihen der Versammlungsteilnehmer hielten sich in Grenzen. Sie reichten von der Sperrung des Marktplatzes für den Schwerlastverkehr in Richtung Tremau über die Wiederinbetriebnahme der Grüngut-Sammelstelle in Lämmershof, Wegeverbesserungen, eine Spielplatzsanierung bis zu Anlieger- und Einzelwünschen über bauliche Verbesserungsmaßnahmen. Zur Kenntnis nahm der Bürgermeister eine Einzelmeinung zur Marktplatzsanierung: „Neustadt und der Marktplatz hatten einmal Charakter“.

* Diese Felder sind erforderlich.