Wolfgang Voit geht ans Amtsgericht Cham: stellvertretender Direktor
Weiden/Cham. Bei der Justiz Weiden heißt es Abschied nehmen von Wolfgang Voit. Der Staatsanwalt als Gruppenleiter und Sprecher seiner Behörde geht ab 1. August nach Cham: Der 43-Jährige aus Eslarn wird dort stellvertretender Direktor des Amtsgerichts.

Wenn es heikel wird, ist er zur Stelle. Staatsanwalt Wolfgang Voit vertrat in Weiden zuletzt die Anklage gegen die Genossenschaft WSW. Davor hatte Voit in Regensburg dem früheren Oberbürgermeiser Joachim Wolbergs den Prozess gemacht. Jetzt geht es für ihn auf der Karriereleiter eine Sprosse nach oben: Er wird Stellvertreter des neuen Chamer Amtsgerichtsdirektors Dr. Thomas Strauß (56).
Cham ist für Voit vertrautes Terrain: Seine Karriere bei der bayerischen Justiz führte ihn über die Staatsanwaltschaft Weiden (ab 2009) an das Amtsgericht Cham (ab 2012). Dort war Voit sieben Jahre lang Amtsrichter. 2019 wechselte er zur Strafkammer des Landgerichts Weiden – aber nur wenige Monate.
Harte Attacken im Wolbergs-Prozess
Dann ereilte ihn der Ruf der Staatsanwaltschaft Regensburg: Mit Oberstaatsanwalt Jürgen Kastenmeier vertrat er die Anlage im Prozess gegen Joachim Wolbergs. Der später wegen Korruption verurteilte Oberbürgermeister und seine Verteidigung teilten im Prozess kräftig gegen die Staatsanwälte aus.
Belastet so etwas? „Ich nehme das nicht persönlich“, sagt Voit, der sich zu wehren weiß, aber selten den Humor verliert. Ein Stück weit hat er sogar Verständnis: Angeklagte befänden sich in einer existenziell schwierigen Situation. Anders der Staatsanwalt: „Ich vertrete meine Behörde.“
Bis 2021 war Voit Gruppenleiter der Staatsanwaltschaft in Regensburg. Sein Gebiet waren Kapitaldelikte, zuletzt der Mord eines Kosovaren (56) an seiner Ehefrau. Vor Gericht kam damals das ganze Leid der Familie an den Tag, die jahrelang unter dem Tyrannen gelitten hatte. „Eine solche Tragödie lässt einen nicht kalt“, sagt Voit. „Sowas nimmt man in Gedanken mit nach Hause.“
Schon mit dem Vater im Amtsgericht Vohenstrauß
Zu Hause – das ist in Eslarn. Wolfgang Voit ist im benachbarten Pfrentsch bei Waidhaus groß geworden. Sein Vater Alois Voit war Rechtspfleger am Amtsgericht Vohenstrauß, damals noch bei der Friedrichsburg. Als Kind war er oft mit im Büro, auch an den Wochenenden. „Für mich war das Gericht ein riesengroßer Spielplatz.“ Der Keim in Richtung Jura war gelegt. Nach dem Abitur am Gymnasium Neustadt/WN studierte der Eslarner in Regensburg Rechtswissenschaften. In Eslarn kennt man den Vater eines Sohnes (7) auch als Gemeinderat: Voit ist Vorsitzender der CSU-Fraktion.
2021 kam der 43-Jährige zurück zur Weidener Justiz, auch hier als Gruppenleiter der Staatsanwaltschaft. Einen Großteil seiner Zeit schluckte das Verfahren gegen die Wohnungsbaugenossenschaft WSW, ein Mammutprozess mit 31 Verhandlungstagen, am Ende 16.000 Geschädigten und 7 Millionen Euro Schaden.
Die Vorständin wurde im Frühjahr zu 5 Jahren und 10 Monaten Haft verurteilt, ihr Ehemann und Aufsichtsratsvorsitzender zu 3 Jahren und 7 Monaten plus Einzug von 5,1 Millionen Euro, der Sohn zu 4 Jahren und Wertersatz von 320.000 Euro. Zwei Urteile sind noch nicht rechtskräftig: Beide Herren haben Revision zum Bundesgerichtshof eingelegt. Es läuft noch die Begründungsfrist.
WSW: Ermittlungen gegen weitere Beteiligte
Aber auch aus anderer Sicht ist das WSW-Verfahren noch nicht abgeschlossen: Wie Voit bestätigt, laufen Ermittlungen gegen weitere Beteiligte, die am Betrug der Genossenschaftsmitglieder mitgewirkt haben sollen.
Zumindest Wolfgang Voit hat das nicht mehr zu belasten: Er fährt schon ab nächster Woche schnurstracks in den Süden statt nach Westen. Das Amtsgericht Cham ist zuständig für den Landkreis Cham, in dem etwa 129.000 Menschen leben. Voit freut sich auf die Arbeit an dem eher kleinen Gericht mit familiärem Charakter. „Das war in Weiden ja auch so: Man kennt sich, auch behördenübergreifend.“
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