Weber Kunststofftechnik trotzt der Krise

Waidhaus. Die Firma Weber Kunststofftechnik GmbH zeigt, wie sie sich erfolgreich von der Autoindustrie unabhängig macht, indem sie jetzt verstärkt Haushalts- und Dentaltechnik produziert. Der Mittelständler investierte in moderne Technologien für eine Null-Fehler-Produktion und setzt auf die Ausbildung junger Fachkräfte.

Die Produktionsstandorte der Firma Weber in Nürnberg sowie im Gewerbegebiet Waidhaus in der Raiffeisenstraße 10 und 11 (von links). Bilder: Weber
Die Produktionsstandorte der Firma Weber in Nürnberg sowie im Gewerbegebiet Waidhaus in der Raiffeisenstraße 10 und 11 (von links). Bilder: Weber
Eine Familie, die sich unternehmerisch den Herausforderungen stellt: Inge und Josef Weber mit Tochter Carolin. Bild: Fütterer
Eine Familie, die sich unternehmerisch den Herausforderungen stellt: Inge und Josef Weber mit Tochter Carolin. Bild: Fütterer
Eine Familie, die sich unternehmerisch den Herausforderungen stellt: Inge und Josef Weber mit Tochter Carolin. Bild: Fütterer
Eine Familie, die sich unternehmerisch den Herausforderungen stellt: Inge und Josef Weber mit Tochter Carolin. Bild: Fütterer
Eine Familie, die sich unternehmerisch den Herausforderungen stellt: Inge und Josef Weber mit Tochter Carolin. Bild: Fütterer
Eine Familie, die sich unternehmerisch den Herausforderungen stellt: Inge und Josef Weber mit Tochter Carolin. Bild: Fütterer

In Deutschland wächst die Zahl der Firmen-Zusammenbrüche, die Bürokratie nimmt überhand und die Arbeitslosigkeit steigt. Die Wirtschaft kriselt, besonders betroffen ist die Automobilbranche. Wie ein Familienunternehmen in diesem problematischen Umfeld erfolgreich seine Rolle findet, zeigt das Beispiel der Firma Weber Kunststofftechnik GmbH in Waidhaus.

Weber Kunststofftechnik: Wie sich ein Familienunternehmen in Krisenzeiten behauptet

Der Mittelständler fertigt jährlich mehr als 80 Millionen weitgehend hoch technische und komplexe Kunststoff-Teile: Hochtemperatur-feste Kühlwasserstutzen für Autos, optische Messgeräte, komplizierte Elektronikteile etwa für Schaltschränke und Schalttechnik, aber auch modernste Dentalteile für Zahnarztpraxen, Kühlschrank-Griffe mit Blecheinleger und Haushaltsgeräte. „Wir lösten uns in den vergangenen Jahren aus der starken Abhängigkeit von der Autoindustrie“, erklärt Geschäftsführer und Inhaber Josef Weber. Bis zu 95 Prozent der Aufträge produzierte die Firma Weber meist in Großserien für den Bereich Automotive. Jetzt sind es nach eigenen Angaben lediglich noch etwa acht Prozent. „Wir haben den Auto-Anteil seit 2009 sukzessive runter gefahren.“

Die strategische Neuausrichtung der Waidhauser Kunststoff-Experten hin zu Haushaltsgeräten, Optik, Filter- und Dentaltechnik erwies sich als weitsichtige Entscheidung. Denn das politisch diktierte (drohende) Aus für den Verbrenner-Motor sorgt bei den meisten Auto-Zulieferern – auch in der mittleren und nördlichen Oberpfalz – für „Heulen und Zähneknirschen“. Das favorisierte E-Auto benötigt nun einmal deutlich weniger Bauteile als ein Verbrenner. Nach Jahren des stürmischen Wachstums kehrt Ernüchterung in der Branche ein. „Viele Betriebe müssen heute jeden Euro zweimal umdrehen“, erzählt ein Insider dem Pressevertreter.

Wie eine erweiterte Familie

Trotz des bescheidenen Umsatzanteils für die Autoindustrie muss selbst Unternehmenschef Weber in einigen Bereichen seines Betriebs für ein paar Monate Kurzarbeit verordnen: „Wir stützen uns zwar auf Rahmenverträge, aber die Kunden rufen derzeit deutlich geringere Stückzahlen ab.“ So war Weber bereits Anfang 2024 zu Entlassungen und der Aufkündigung von Zeitarbeitsverträgen gezwungen. Der Unternehmenschef lässt auch keinen Zweifel daran, dass „weitere Automatisierung sowie die Verlagerung in einen Auslandsstandort schwerpunktmäßig auf der Agenda stehen“. Josef Weber betont jedoch: „Unsere rund 80 Mitarbeiter gehören schlichtweg zum erweiterten Familienkreis. Alle stehen zusammen.“ Neben dem Firmenchef kümmert sich Ehefrau Inge um Finanzen und IT, mit Tochter Carolin bringt sich bereits die nächste Generation in die Firma ein. Josef Weber verweist auf die „sehr guten Erfahrungen“ mit Fachkräften aus dem direkt benachbarten Tschechien, ähnlich Positives gilt für die Mitarbeiter aus Weißrussland (Belarus), Rumänien, Türkei und Estland. Annähernd jeder Zweite Beschäftigte bei Weber kommt inzwischen aus dem Ausland. Der Mittelständler begegnet dem Fachkräftemangel vor allem mit der eigenen Ausbildung junger Menschen zu Verfahrens- und Werkzeugmechanikern, Produkt-Designern oder Konstrukteuren. „Wir bieten inzwischen acht Ausbildungsberufe an.“

Null-Fehler-Quote als Produktionsziel

Die Umsätze im zweistelligen Millionenbereich erwirtschaftet die 1992 von Josef Weber als Ein-Mann-Betrieb gegründete Firma an den Standorten Nürnberg und Waidhaus. Während in der Frankenmetropole meist Kleinteile von 0,1 Gramm bis 150 Gramm gefertigt werden, ist im Gewerbegebiet Waidhaus die „größere“ Kunststoff-Herstellung angesiedelt. Am Standort Waidhaus sind auch Entwicklung, Konstruktion, Formenbau, Kunststoff-Teilefertigung bis 2000 Gramm sowie die gesamte Verwaltung beheimatet.

In den Boomzeiten investierte Weber strategisch Millionen Euro in 45 hochmoderne Kunststoffspritzgießmaschinen mit einer Bandbreite von 15 bis 650 Tonnen Schließkraft. Die vollautomatische Produktion zielt auf eine Null-Fehler-Quote ab. Intelligente Kamerasysteme, CNC-gesteuerte Messinstrumente mit einer Toleranz von einem tausendstel Millimeter und Bild-Scans über einen Computertomographen (CT) sorgen für die schnelle und zuverlässige Umsetzung dieses ambitionierten Anspruchs.

Eigener Werkzeug- und Formenbau

„Unser enormer Vorteil ist vor allem der eigene Werkzeugbau mit der damit verbundenen Fertigungstiefe“, betont Josef Weber. Sie ermöglichen die Erfüllung spezifischer Kundenwünsche für hoch technische Teile. Die sogenannte Mehrkomponenten-Technik kommt etwa bei der Kombination von weichen und harten Kunststoffen für Dichtungen und Filterherstellung zum Einsatz. Beileibe kein „Zauberwerk“ stellen für die Waidhauser beispielsweise Antriebe für elektrisch verstellbare Auto-Kopfstützen, Gaspedale für einen Porsche 911 oder Sprühköpfe für die Zahnreinigung dar. Die Oberpfälzer sind mit ihren Produkten in aller Welt vertreten – mit dem Hauptabsatzmarkt Europa, aber auch Asien.

Mit seiner Kritik an der überbordenden, lähmenden Bürokratie und dem hohen Kostendruck am Standort Deutschland hält das Ehepaar Weber nicht hinterm Berg. Es kündigt eine „zeitnahe Entscheidung“ an, „um langfristig unsere Ziele zu erreichen, sowie unsere Wettbewerbsfähigkeit zu sichern“. In diesem Zusammenhang ist konkret ein Produktionsstandort in Osteuropa geplant. Diesen Weg beschreiten bereits zahlreiche Oberpfälzer Mittelständler: Um den Hauptstandort in der Heimat zu festigen und der „willkürlichen Ämter-Gängelei“ (Weber) zu entkommen.

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