Tödliches MDMA in Champagnerflasche: Ermittlungserfolg mit den Niederlanden und Polen
Weiden. Die Staatsanwaltschaft Weiden meldet einen Ermittlungserfolg im Champagner-Fall. Die Ermittlungen seien in Zusammenarbeit mit Ermittlungsgruppen in Polen und den Niederlanden geführt worden. "Mit Erfolg", so Pressesprecher Matthias Bauer.

Leitender Oberstaatsanwalt Bernhard Voit kündigt für nächste Woche nähere Informationen an. Er hob die ausgezeichnete Zusammenarbeit in der internationalen Rechtshilfe, gerade mit den osteuropäischen Ländern, hervor: „Das klappt sehr, sehr gut. Hier funktioniert Europa.“ Weitere Details wollten Voit und Bauer noch nicht preisgeben. Die Ermittlungen sind noch lange nicht abgeschlossen.
Bereits im November 2023 war es zu einer ersten Festnahme gekommen. Es handelte sich dabei um einen polnischen Staatsangehörigen (35), der sich seither in Untersuchungshaft in der JVA befindet. Er soll für die Lagerung des in Flaschen abgefüllten Rauschgifts in den Niederlanden verantwortlich gewesen sein. Unabhängig davon liefen die Ermittlungen gegen mögliche weitere Beteiligte in den Niederlanden und in Polen weiter.
Dem Inhaftierten und möglichen Komplizen wird die Beteiligung am bandenmäßigen Handel mit Betäubungsmitteln in nicht geringer Menge, fahrlässige Körperverletzung und fahrlässige Tötung vorgeworfen. Die Täter sollen die Flaschen als Tarnung für Drogen benutzt haben. Die weiße Jeroboam (3-Liter-Flasche) „Ice Imperial“ von Moët & Chandon kostet regulär 450 Euro. Möglicherweise setzten die Drogenhändler darauf, dass Polizeibeamte so teure Ware bei Kontrollen nicht leichthin öffnen.
Prozess findet in Weiden statt
Die Ermittlungen führen auf deutscher Seite die Fahnder des Zollfahndungsamtes München mit Dienstsitz in Weiden unter Regie der Staatsanwaltschaft Weiden. Der Weg der Flasche aus dem Weidener Restaurant konnte bis in die Drogenküchen der Niederlande zurückverfolgt werden.
Ein Toter, sieben Verletzte
Die Flasche, von der in Weiden am 13. Februar 2022 versehentlich getrunken wurde, enthielt reines verflüssigtes MDMA. MDMA ist der Rohstoff zur Herstellung von Ecstasy. Aus dem Inhalt hätte sich ein Vielfaches der nicht geringen Menge von 30 Gramm MDMA-Base (250 Konsumeinheiten) herstellen lassen, so Oberstaatsanwalt Christian Härtl. Zum Wert des Rauschgifts in der Flasche lasse sich seriös nicht sagen: „Er lag aber sicherlich im fünfstelligen Bereich.“
Die Flüssigkeit war rötlich-braun und roch nach Anis, was in den blickdichten Acrylgläsern nicht gleich auffiel. Ein Gast (52) aus dem Landkreis Schwandorf trank einen Schluck und starb im Klinikum Weiden an einer MDMA-Intoxikation. Weitere sieben Gäste und Beschäftigte des „La Vita“ nippten und brachen im Lokal zusammen. In der Notaufnahme des Klinikums (650 Meter entfernt) herrschte der Ausnahmezustand. Die damals Verletzten leiden teilweise noch heute an den Folgen der Vergiftung.
Es konnten weitere Flaschen mit identisch gefährlichem Inhalt sichergestellt werden (im einstelligen Bereich). In Rotterdam wäre 2020 fast ein ähnliches Unglück passiert: Vier Feierende öffneten in der Silvesternacht eine präparierte Flasche und wurden mit Vergiftungserscheinungen ins Krankenhaus gebracht.
Weidener Flasche ging durch viele Haushalte
Die Flasche aus Weiden war durch mehrere Personen, die laut Staatsanwaltschaft den wahren Inhalt nicht kannten, mehrmals weiterverkauft worden. Letzter Vorbesitzer vor dem Ausschank im „La Vita“ war ein Oberpfälzer, der den „Moet Ice“ für seinen 40. Geburtstag 2020 gekauft hatte – dann kam Corona, die Party wurde abgesagt und die Doppelmagnum stand jahrelang im Schrank. Bis zum Februar 2022: Da kaufte der Wirt vom Unteren Markt dem Oberpfälzer die Flasche für die Party eines Gastes in seinem Lokal ab.
Im November 2023 war es zu einer ersten Festnahme eines Tatverdächtigen in den Niederlanden gekommen.
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