Tödliches Ecstasy im Champagner in Weiden: Ermittler sind Drogenbande auf der Spur

Weiden. Vor zweieinhalb Jahren starb der Gast eines Restaurants in Weiden, weil er statt Champagner tödliches MDMA (Ecstasy) schluckte. Jetzt meldet die Staatsanwaltschaft Weiden eine weitere Festnahme. Die zeigt: Die Ermittler sind einer niederländischen Drogenbande auf der Spur.

In einem Restaurant in der Weidener Altstadt kam es im Februar 2022 zur folgenschweren Verwechslung. Foto: David Trott

Wie Matthias Bauer, Sprecher der Staatsanwaltschaft Weiden, am Donnerstag mitteilt, befindet sich ein 45-jähriger Niederländer in Untersuchungshaft. Ihm soll die Drogenflasche gehört haben. Er war Anfang Juni 2024 auf Basis eines Haftbefehls des Amtsgerichts Weiden in den Niederlanden festgenommen worden. Beweismittel wurden sichergestellt. Er ist bereits in ein bayerisches Gefängnis überstellt worden.

„Der Niederländer steht im Verdacht, in seiner Heimat Besitzer des in den Champagnerflaschen abgefüllten Rauschgifts gewesen zu sein“, so Bauer. Ihm wird vorgeworfen, innerhalb der Tätergruppierung für den „Export“ des Rauschgifts ins Ausland zuständig gewesen zu sein. Aus seiner Obhut sollen die Flaschen an Dritte gelangt und durch diese weiterverkauft worden sein.

Inzwischen wird immer deutlicher, dass hier bei einer Drogenbande in den Niederlanden etwas gehörig aus dem Ruder lief. Denn: Für die Gastronomie war der wertvolle Ecstasy-Rohstoff sicher nicht gedacht. Der Wert des Drogenrohstoffs liegt im fünf-, wenn nicht sechsstelligen Bereich.

Der Vorwurf: fahrlässige Tötung

Die Staatsanwaltschaft wirft dem 45-Jährigen bandenmäßiges Handeltreiben mit Betäubungsmitteln in nicht geringer Menge, fahrlässige Körperverletzung und fahrlässige Tötung vor. Die Ermittlungen von Zollfahndungsamt München und Staatsanwaltschaft Weiden dauern – auch im Hinblick auf Mittäter – an.

Im Rahmen der Ermittlungen konnte der „Weg“ der Weidener Champagnerflasche bis in die Niederlande zurückverfolgt worden. Die Flaschen waren zuletzt durch mehrere Personen, die offenbar den wahren Inhalt nicht kannten, mehrmals weiterverkauft worden, unter anderem per Ebay. Auf diesem Wege geriet eine der Drei-Liter-Flaschen nach Weiden. Es waren mehrere manipulierte Gift-Flaschen im Umlauf: So war beispielsweise in Rotterdam an Silvester 2019/20 eine vermeintliche Champagner-Flasche geöffnet worden. Auch diese Gäste litten an Vergiftungserscheinungen.

Erste Festnahme 2023: Der Mann für die Lagerung

Seit über zwei Jahren laufen die Ermittlungen, nachdem am Samstag, 12. Februar 2022, ein Gast (52) eines Weidener Restaurants verstorben war. Der Mann aus dem Landkreis Schwandorf hatte von einer Flüssigkeit getrunken, die in eine „Moët & Chandon“-Flasche abgefüllt war. Es handelte sich um flüssiges MDMA. MDMA steht für die chemische Verbindung 3,4-Methylendioxy-N-methylamphetamin und ist als Partydroge Ecstasy weltweit verbreitet.

Die intensiven Ermittlungen des Zollfahndungsamts München – Dienstsitz Weiden – unter Federführung der Staatsanwaltschaft Weiden laufen weitgehend ohne Öffentlichkeit. Nur einmal, im November 2023, gab es eine Meldung, mit der die Ermittler an die Presse gingen: die Festnahme eines ersten Tatverdächtigen.

Es handelte sich um einen 35-Jährigen mit polnischer Staatsangehörigkeit. Konkret soll er für die Lagerung des in Flaschen abgefüllten Rauschgifts in den Niederlanden verantwortlich gewesen sein. Nach Auskunft von Staatsanwaltssprecher Bauer musste man diesen Mann inzwischen wieder laufen lassen. Der Tatverdacht gegen ihn habe sich nicht erhärtet.

MDMA statt Moet: Das tödliche Drama

Wie ein Schluck Chamapgner ein ganzes Leben verändert hat: Sie ist – außer dem verstorbenen Mann – das wohl am härtesten betroffene Opfer des Champagner-Unglücks im La Vita vor zwei Jahren: Carola Potrz.

Am Sonntag jährt sich Champagner-Unglück: Alles, was zum Fall bekannt ist: Am Sonntag, 12. Februar 2023, jährte sich das Champagner-Drama im „La Vita“ in Weiden. Sieben Menschen erlitten Vergiftungen, einer starb.

Franziska Voigt nippte vom Champagner: „Ich dachte, jetzt sterbe ich“: Franziska Voigt (37) war Restaurantleiterin des „La Vita“. Auch sie hat vor einem Jahr vom Champagner getrunken. Im Interview erinnert sie sich an den Abend.

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