Tafel und Tierfriedhof: Goldene Bürgermedaille für Josef Gebhardt
Weiden. In einer Sondersitzung hat der Weidener Stadtrat am Montag Josef Gebhardt die Goldene Bürgermedaille verliehen. Er hat die Tafel in Weiden aufgebaut. Der 79-Jährige dankte zwölf Menschen, die ihn auf seinem Weg begleitet haben.

Am Ende entschuldigte sich Josef Gebhardt für die (gar nicht so lange) Rede: „Aber auf dem Tierfriedhof hört mir ja keiner zu.“ Tafel und Tierfriedhof sind nur zwei der Einrichtungen in Weiden, die auf immer mit seinem Namen verwoben sein werden.
OB Jens Meyer erinnerte an Gebhardts Zeit als Geschäftsführer der Diakonie (ab 1993, 16 Jahre). Er stieß das St.-Michael-Zentrum an, baute das Diakoniezentrum und sanierte das Frauenhaus. Schon dabei habe sich seine „Leidenschaft für ein Projekt und sein Wille zur Auseinandersetzung“ gezeigt. Gebhardt habe sich immer mit Herzblut für seine Mitmenschen eingesetzt. Für die SPD war er von 2008 bis 2020 im Stadtrat, außerdem stellvertretender Ortsvorsitzender der SPD Neunkirchen.
Tafel versorgt bis zu 1.800 Haushalte
Seinen hohen Bekanntheitsgrad verdankt er aber seinem ehrenamtlichen Einsatz als Vorstandsvorsitzender der Tafel Weiden. Unter seiner Leitung zog die Tafel 2017 vom Stockerhut in die Fichtestraße. Die Zahl der Bedürftigen stieg kontinuierlich an: Aktuell werden von der Tafel bis zu 1.800 Haushalte versorgt. Etwa 60 Helfer halten den Betrieb am Laufen. Der Ukrainekrieg bescherte zusätzlichen Zulauf.
Den Vorsitz der Tafel hat er inzwischen niedergelegt. Noch immer tätig ist er als Vorsitzender beim Tierfriedhof Weiden. Seit 2010 übernimmt er die Gestaltung des Friedhofs größtenteils selbst. Er nimmt dabei selbst die Schaufel in die Hand. „Da reden wir von einer täglichen Arbeitszeit von zwei bis drei Stunden“, so Meyer.
Obwohl diese Leistungen kaum mit Gold aufzuwiegen sind, kommt heute die Goldene Bürgermedaille als Krönung für ein geradezu unendliches Lebenswerk. OB Jens Meyer
Josef Gebhardt sprach nach der Verleihung der Goldenen Medaille 15 zackige Minuten: „Ich brauche nicht mehr so höflich zu sein. Jetzt hab‘ ich sie ja.“ Mit 49 Jahren war er aus Pfaffenhofen nach Weiden gekommen. Er habe die letzten 30 Jahre in Weiden viel erlebt: „von vollkommener Ablehnung bis zu vollkommener Zustimmung.“
Im Gedächtnis blieben vor allem „die Pointen“ hängen. Eine davon: Als die Diakonie das St. Michael-Zentrum plante, habe OB Hans Schröpf gesagt: Das ist überhaupt nicht notwendig. Gebhardt wettete 1000 D-Mark, wenn es gelinge, einen freien Platz in einem Seniorenheim zu finden. Er gewann, spendete die Summe – und die Diakonie baute das St. Michael-Zentrum.
Noch ein Beispiel: Beim Frauenhaus habe ihm der damalige Dekan Zeller freie Hand gelassen, mit allen Konsequenzen: „Manchmal wünschte ich mir, etliche Politiker würden es auch so tun.“ Er habe sich immer auf Dinge konzentriert, von denen er überzeugt war und die sein Fachgebiet waren: „Von anderem Sachen habe ich meine Finger gelassen.“
Dank an Wegbegleiter
Namentlich bedankte sich Gebhardt bei Uwe Müller vom Kunstverein Weiden. Gebhardt war Kurator des Waben-Projekts, einer Ausstellung, in der 150 Weidener Vereine ihr Vereinsleben in Waben präsentieren konnten. Weiterhin dankte er CSU-Stadtrat Alois Lukas, Herbert Tischler (Stadtverband für Leibesübungen) und Günther Magerl (Heimatring) für ihren stets zuverlässigen Rat: „Es ist schön, dass wir jetzt gemeinsam die Bürgermedaille haben.“
Wichtigstes Projekt: die Tafel. In Gebhardts Zeit fiel die Flüchtlingskrise. Die Tafel zog vom Stockerhut in die Fichtestraße – anfangs nicht zu aller Begeisterung am Rehbühl. Der Vorsitzende stellte sich damals öfter als „Josef Gebhardt, oberster Gammler der Stadt“ vor. Unterstützung kam von Nobert Griesbacher. Eine große Rolle spielt noch immer Engelbert Meier, zweiter Vorsitzender der Tafel: „Mit solchen Menschen kann man Dinge schaffen, die sonst nicht zu schaffen sind.“ Diana Hermann sei der Beweis, dass „ich mir manchmal auch was sagen lasse“. Die Tafel-Geschäftsführerin habe durchgesetzt, dass Frauen vom Aufnahmestopp ausgenommen wurden.
1000. Tier am Tierfriedhof
Der Tieffriedhof Weiden wird nächstes Jahre 15 Jahre. „Was haben wir da über Bedarf gemunkelt.“ In Kürze werde das 1000. Tier begraben. Es kämen Menschen von Bad Abbach bis Wunsiedel, von der Grenze bis Bayreuth. „Wenn die ihr Tier hier besuchen, fahren die hinterher in die Stadt.“ Beim Tierfriedhof haben ihn Waldemar Reil und Bernhard Czichon maßgeblich unterstützt.
Gebhardt erinnerte an Alois Schinabeck vom SPD-Ortsverein Neunkirchen, inzwischen leider verstorben. Er dankte Presse-Berichterstatter Reinhold Dobmeier, Organisationstalent Georg Seidl („Schurl“) und Simon Kubicka, der ihn mit seiner Firma sehr viel unterstützt habe. „Er hat containerweise den Müll am Tierfriedhof beseitigt und den Umzug der Tafel übernommen.“
Der zwölfjährige Ivan Kulachek (Franz-Grothe-Schule) umrahmte auf der klassischen Gitarre den Festakt.
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