Stolpersteine in Bahnhofstraße: Fabrikantenfamilie Kupfer beinahe ausgelöscht
Weiden. Vor dem Matratzenlager in der Bahnhofstraße sind die Stolpersteine für Familie Kupfer eingelassen. Es sind zehn. Die Familie des Glasfabrikanten zählt so viele Opfer des Holocaust wie keine andere.

Alle neun Söhne und Töchter von Glasfabrikdirektor Eduard und Fanny Kupfer starben in Konzentrationslagern oder Ghettos, dazu eine Schwiegertochter und mindestens vier Enkel. Auf Anregung von Urenkel Peter Kupfer aus San Francisco wurden 2022 Stolpersteine für seine Vorfahren in der Bahnhofstraße 33 verlegt.
Hier stand die Kupfer-Villa, in der Kommerzienrat Eduard (1839-1907) und seine Frau Fanny ihre Kinder großzogen. Im Zweiten Weltkrieg wurde der Familienbesitz enteignet, in das Haus zog die NSDAP-Kreisleitung ein. Kurz vor Kriegsende wurde es durch Bomben zerstört.
Familie Kupfer zählte zu den herausragendsten Geschäftsleuten unter Weidens jüdischen Bürgern. Sie hat einen kaum zu überschätzenden Beitrag zum Ausbau der Glasindustrie geleistet. Ursprünglich betrieben die Kupfers Glashütten in Böhmen. Mit dem Abschied von Holz und Pottasche bei der Glasherstellung wanderten auch sie in verkehrsstrategisch günstige Standorte weiter. 1892 übernahmen Eduard und Alois Kupfer das Glaswerk in Moosbürg, aus dem später Detag, dann Flachglas wurde.
Buch „The Glassmaker’s Son“
Die Stolperstein-Gesellschaft will Familien zusammenführen. Daher wurden zwei weitere Stolpersteine für die emigrierten Söhne von Otto Kupfer gelegt. Der ehemalige Fabrikdirektor wohnte mit den Söhnen zuletzt in der Weigelstraße. Seine Söhne Robert und Ernst Kupfer flohen 1937 bzw. 1933 in die USA und Frankreich. Bis in die Kriegsjahre versuchte Robert verzweifelt, seinen Vater nachzuholen. Otto Kupfer starb 1941 in Theresienstadt.
Robert Kupfer nannte sich in den USA in Cooper um. Sein Sohn Peter Kupfer ist heute 71 Jahre alt, Journalist in San Francisco. „Mein Vater redete nie mit mir darüber, was in Weiden geschah“, sagt Peter Kupfer. Schon vor Jahren machte er sich nach Weiden auf, um mehr über seinen Opa zu erfahren. Er initiierte das Stolperstein-Denkmal für seine Familie, und reiste zur Verlegung am 22. November 2022 aus den USA an.
Peter Kupfer fand so viele Informationen über seine weit verzweigte Familie, dass daraus sein erstes Buch entstand: „The Glassmaker´s Son. Looking for the World my Father left behind in Nazi Germany.“
Die Schicksale weiterer jüdischer Familien in Weiden:
Grafik mit allen Standorten.
Bahnhofstraße 33: Stolpersteine in Bahnhofstraße: Fabrikantenfamilie Kupfer beinahe ausgelöscht
Obere Bachgasse 8: Stolpersteine für Weiden: Väter der Familie Hutzler und Kahn nach Australien verschleppt
Wörthstraße 8: Stolperstein für Hermann Fuld: Angehörige aus Florida sind „live“ dabei
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