SSV Jahn Regensburg vergeigt Sieg gegen Hannover 96 auf den letzten Metern
Regensburg. Hast du Pech am Schuh … Lange hält der Regensburger Führungstreffer gegen Hannover 96, Andreas Albers lässt sogar das 2:0 per Elfer liegen. Aber dann ist es wieder ein zu kurz abgewehrter Eckball und Cedric Teucherts Sonntagsschuss, der dem SSV Jahn den Befreiungsschlag verhagelt.

Von Stefan Schmid und Jürgen Herda
Am fehlenden Willen hat es sicher nicht gelegen, dass der SSV Jahn die drei Punkte und damit verbunden Platz 15 nicht über die Zeit gebracht hat. Im Gegenteil: Die Regensburger zerreißen sich über die 94 Minuten bis zur Erschöpfung. Dabei hätten es sich die Oberpfälzer auch etwas leichter machen können.
Andreas Albers hat beim Elfer das 2:0 auf dem Fuß (55.), Minos Gouras (63.) läuft alleine auf Hannovers Torwart zu, scheitert aber aus spitzem Winkel (63.). Joker Prince Owusu taucht frei vor Hannovers überragend parierendem Keeper Ron-Robert Zieler auf, lässt sich die Kugel aber im letzten Moment wegspitzeln 83.). Und auch nach dem Ausgleich schafft es kurz vor Schluss Lasse Günther aus fünf Metern nicht, seinen Kopfball im Kasten unterzubringen.
Zum Schluss schwinden die Kräfte
So nimmt das Schicksal seinen Lauf, oder besser gesagt: Die Kräfte schwinden, Hannover bringt die Regensburger Abwehr immer mehr ins Schwimmen – dem starken Jahn-Keeper Jonas Urbig und dem Pfosten haben es die Hausherren zu verdanken, dass sie bis zur 88. Minute vom ersten Dreier 2023 träumen dürfen. Und hast du im Abstiegskampf das nötige Quäntchen Glück nicht, kommt wie schon in Nürnberg auch noch das Pech hinzu. Ein zu kurz geklärter Eckball, Cedric Teuchert nimmt die Kugel volley und drischt das Ding unhaltbar von der Strafraumkante in den rechten Winkel, 1:1 (88.).
Was kann der Tabellen-17. dennoch aus diesem Spiel mitnehmen? Von Aufgabe ist heute genauso wenig zu sehen, wie von der ständig wiederholten Behauptung, Jahn-Coach Mersad Selimbegovic würde seine Jungs nicht mehr erreichen. Die fighten um jeden Ball, feiern jeden gewonnenen Zweikampf. Mit dieser Leidenschaft sollten die Oberpfälzer den Abstiegskrimi lange offen halten können. Was fehlt? Von einem Schlüsselspieler wie Max Thalhammer würde man endlich mehr Biss, mehr Übersicht und Präzision erwarten, damit die mühsam erkämpften Bälle nicht schon zwei Stationen später wieder verloren gehen.
Es fehlt die Konstanz über 90 Minuten
Lange Zeit sieht es für den SSV Jahn Regensburg und dessen Trainer Mersad Selimbegovic so aus, als könnte die Sieglos-Serie endlich durchbrochen werden. Doch der Trainer, der sich vor dem Spiel mit zwei „Mersad raus“-Spruchbändern konfrontiert sieht, muss wenige Minuten vor Schluss der Wahrheit ins Auge sehen: Sein Team ist momentan nicht in der Verfassung, über 90 Minuten konstant Leistung zu bringen.
Einzig höhere Effizienz in der Offensive könnte die immer wiederkehrenden Abwehrfehler kaschieren. Auf der Haben-Seite steht nach dem 1:1 ein Punkt gegen Hannoveraner, die noch mehr als die Jahn-Elf Defensiv-Schwächen offenbaren und die sich beim überragenden Keeper Ron-Robert Zieler für den Teilerfolg bedanken können.
Singh verwertet Geschenk von Hannover 96
Die Prognose beider Trainer, dass kein spielerischer Leckerbissen zu erwarten ist, bewahrheitet sich zu Beginn nicht. Offensivaktionen in den ersten Minuten gibt es en masse, allerdings spielt dabei auch die völlig wilde Defensivleistung auf beiden Seiten eine entscheidende Rolle. Die Hannoveraner Abwehr setzt in der 16. Minute dem ganzen dann die Krone auf.
Nach Flanke von Leon Guwara springt Bright Arrey-Mbi am langen Pfosten artistisch ansprechend der Kugel entgegen, um sie mit der Hacke zu entschärfen. Der Klärungsversuch geht kräftig in die Hose, Sarpreet Singh, der die Szene antizipiert, drischt den Ball aus kurzer Distanz in die Maschen, 1:0 (16.) für den SSV Jahn.
Hannovers wilder Aktionismus
Während die Jahn-Elf aus der Führung Selbstvertrauen schöpft, sorgt der Rückstand bei den 96ern für wilden, brotlosen Aktionismus. Einzig Cedric Teuchert bringt in der 20. Minute noch einen Distanzschuss nach Ecke zustande. Aber auch der Jahn kann wenig klare Torschüsse für sich verbuchen. In den meist fahrig zu Ende gespielten Szenen sticht nur ein Abschluss von Konrad Faber hervor (41. Minute), der Zieler mit einem Schuss aus 20 Metern zu einer Glanztat zwingt.
Man merkt: Trotz des langsam wiederkehrenden Selbstvertrauens stecken die letzten Wochen tief in den Köpfen fest. In der Nachspielzeit des ersten Durchgangs tauchen die Gäste wieder häufiger in der Hälfte der Regensburger auf, aber die SSV-Defensive steht nun stabil. So gehen die Domstädter mit einer verdienten Führung in die Kabine.
Hannover erhört Jahn-Bettelei nach Albers-Fehlschuss
96-Trainer Stefan Leitl wechselt zur Pause gleich dreifach, allerdings ohne durchschlagenden Erfolg. Obwohl die Gäste spielerisch besser in den zweiten Durchgang starten, wird Jahn Regensburg erneut zum Toreschießen eingeladen. Sei Muroya zieht im eigenen Sechzehner am Trikot von Andreas Albers, der dies dankend annimmt und vom Schiedsrichter recht bekommt (54.).
Den daraus resultierenden Strafstoß will der Stürmer selbst verwandeln, scheitert aber an Zieler. Der steht in der 63. Minute erneut im Mittelpunkt, als er den Abschluss von Minos Gouras aus spitzem Winkel sensationell pariert. Das sollte für lange Zeit die letzte Chance für den SSV bleiben.
Traumtor von Hannovers Bestem
In der Folge darf sich die Jahn-Elf bei Keeper Jonas Urbig und Glücksgöttin Fortuna bedanken, dass nicht schon 20 Minuten vor Ende das Netz am eigenen Kasten zappelte. Zwei Minuten vor Ende der regulären Spielzeit ist es Teuchert, der die Regensburger Bettelei erhört und nach einem zu kurz abgewehrte Eckball via Volley-Traumtor zum 1:1 trifft.
Zu diesem Zeitpunkt dürfte Joker Prince Owusu seiner schlampig vergebenen Torchance aus der 83. Minute bitter hinterhergetrauert haben. Die zweite Minute der Nachspielzeit läuft, als sich Regensburg doch noch die Chance zum Lucky Punch auftut, doch Hannovers Bester Ron-Robert Zieler kann den Kopfball des eingewechselten Lasse Günther parieren.
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