Schulbildung: So schlechte Noten gabs noch nie

München. Noch nie haben die Deutschen die Qualität der Schulbildung so miserabel bewertet, wie jetzt. Selbst die erfahrenen Wissenschaftler des ifo Zentrums für Bildungsökonomik sind alarmiert.

Zusammen mit seinem Team hat Professor Dr. Ludger Wößmann 5500 Bundesbürger befragt. Screenshot: Theo Kurtz

Alarmstimmung bei den Deutschen. Noch nie haben sie die Qualität der Schulbildung so schlecht bewertet wie jetzt. Das ist das Ergebnis einer repräsentativen Umfrage des Münchner ifo Zentrums für Bildungsökonomik. 5500 Bundesbürger haben die Forscherinnen und Forscher dazu befragt. Seit zehn Jahren wird dieses Bildungsbarometer bereits erstellt. Fazit: „Die Zufriedenheit ist auf dem Tiefststand“, betont dessen Leiter, Professor Dr. Ludger Wößmann.

Verheerendes Schulbild

Nur 27 Prozent aller Befragten würden tatsächlich noch die Noten 1 und 2 vergeben. Die Ursachen für das verheerende Schulbild sind vielfältig. Neben dem Lehrkräftemangel ist in den Augen der Befragten die fehlende Finanzausstattung an der Misere mit Schuld. 57 Prozent halten nicht ausreichend sanierte Schulgebäude zudem für problematisch. Aber Kritik wird auch an den Einrichtungen selbst geübt. Sie seien viel zu träge, um auf Veränderungen zu reagieren.

Und das Bildungsbarometer zeigt: Nicht wenige haben so ihre Zweifel, ob der Mann oder die Frau, der oder die da gerade unterrichtet, tatsächlich für den Lehrerjob geeignet ist. Drei von vier Befragten sprechen sich sogar für das Einführen von Zugangshürden zu dem Beruf aus. Sie befürworten eine Aufnahmeprüfung für das Lehramtsstudium oder plädieren dafür, dass die Schulleitung über die Einstellung entscheidet. Andere Länder, wie Finnland, machen es vor. Hier kann nur Lehrer werden, wer sowohl fachlich als auch pädagogisch top ist. Und auch Wößmann warnt davor, dass wegen des Lehrkräftemangels, hierzulande die Einstellungs- und Qualifikationsstandards gesenkt werden.

Kein Unterricht über Chatbots

Nichts halten die Befragten davon, dass Künstliche Intelligenz oder sogenannte Chatbots im Unterricht behandelt werden. 54 Prozent sind dagegen. Sehr wohl sind 80 Prozent dafür, die Abschlussprüfungen bundesweit zu vereinheitlichen, auch wenn das Schulwesen laut Grundgesetz, Ländersache ist. „Das heißt ja nicht, dass nicht einzelne Bundesländer trotzdem zusammenarbeiten können“, findet Wößmann.

Die Corona-Pandemie hat das Schulsystem massiv in Mitleidenschaft gezogen. Das geht aus dem aktuellen Bildungsbarometer hervor. 79 Prozent der Befragten glauben, dass sich durch die Pandemie die Leistungen der Schüler verschlechtert haben. Und die waren schon vorher nicht berauschend. Eine Negativentwicklung, die den Bildungsökonomen große Sorgen bereitet: „Deutschland befindet sich alles andere als auf einem guten Weg.“

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