Schnupperstunde bei der Hundetrainerin: Tricks für die aufgeweckte Gina und den ängstlichen Viktor
Tirschenreuth. Probetraining bei Hundeflüsterin Cornelia Kisser: Ein Nachmittag mit einer Trainerin, zwei Echo-Leserinnen und vier gelehrigen Hunden. Was die aufgeweckte Gina und der ängstliche Viktor in zwei Stunden nicht alles lernen können ...

„Seit ich Teenager war, bin ich mit Hunden spazieren gegangen“, blickt Hundetrainerin Cornelia Kisser auf eine lange Freundschaft mit Afghanen, Bobtails, Collies und Co, zurück. „Ich habe schnell gemerkt, worauf es ankommt: auf eine liebevolle Konsequenz, damit Hunde verstehen können, was wir von ihnen wollen.“
Die gelernte Krankenpflegerin entschied sich 2015, aus ihrer Leidenschaft einen Beruf zu machen und absolvierte eine Hundetherapieausbildung in der Eppinger Niederlassung des Münsteraner Instituts für therapeutische Fortbildung und tiergestützte Therapie (M.I.T.T.T.).
Klick ist Rosas Marker-Wort
Claudia Besler kommt mit ihrer jungen, verspielten Labrador-Hündin Gina zum Probetraining. Mit Cornelia Kisser vereinbart sie eine Lehrstunde mit Marker-Wörtern, die schrittweise Anreize für eine Abfolge von Verhaltensweisen geben. „Ich hoffe, dass meine Gina mal wieder ein neues Kunststück mit dem Marker-Wort lernt.“
Cornelia zeigt mit Profi-Therapiehündin Rosa wie das funktioniert: „Ich habe in der einen Hand das Futter und jetzt sage ich jedes Mal Klick, wenn ich ihr was gebe. Klick ist mein Marker-Wort.“ So also geht klassische Konditionierung nach Iwan Pawlow. Australian Shepherd Rosa weiß jetzt: Bei Klick gibt’s Happi.
Rosa reicht das Taschentuch
„Gut ist, wenn man viele Einheiten innerhalb kurzer Zeit macht.“ Der Trick: Die schnellen Wiederholungen verfolgen das Ziel, dass der Hund die Futtergabe mit dem Marker-Wort verbindet. „Bei dir, Claudia, ist das Marker-Wort top.“ Nächste Lektion: eine mehrteilige Aufgabe mit Pawlows Unterstützung.
„Ich stecke das Taschentuch in meine Hosentasche“, sagt Cornelia, „mein Hund weiß, worum es geht, der kennt natürlich auch das Taschentuch.“ Jetzt kommt das Lautsignal: Die Trainerin niest mit Nachdruck. Rosa schnappt sich das Tuch und reicht es ihr. „Und jetzt kommt die Bestätigung, danke mein Schatz“, und das Leckerli wandert in die Hundeschnauze. Nächste Etappe: Rosa steigt bei „hepp“ auf einen Eimer.
Gina steigt auf den Eimer
Jetzt ist endlich auch mal Gina dran. Klar, dass das nicht auf Anhieb funktioniert. Claudia stellt den Eimer vor ihr auf, zeigt darauf, Gina schnüffelt aufgeregt. „Was will die nur?“ Mit Zeichensprache vermittelt das Frauchen ihre Absicht. Leckerli auf dem Eimer … und wieder weg. „Hopp.“ Gina grapscht mit der Pfote, irgendwann legt sie ihren Patscher auf den Eimer. „Hopp“, mein Gott, jetzt hat sie’s!
Und Gina kann noch viel mehr, wie sich nach einer Stunde herausstellt: Die neugierige Hündin würfelt, läuft auf das Marker-Wort „Target“ zu einer Frisbeescheibe und wieder zurück und bekommt pausenlos ihre Belohnung. Das hat sich für Herrin und Hündin gelohnt. „Fein! Das hat uns sehr gut gefallen“, sagt Claudia, sicher im besten Einvernehmen mit Gina, „und ich hoffe, dass ganz viele Leute bei der Conny solche interessanten Stunden erleben dürfen.“ Gina, sag mal „servus“! „Wau!“
Ängstlicher Straßenhund Viktor
Ein ganz anderes Kaliber ist der nächste Gast: ein ängstliches Kerlchen, das sich gleich mal zwischen den Stühlen von Ute Döhler und Tochter Luise versteckt: „Das ist Viktor“; stellt Ute ihren Schützling vor, „ein Straßenhund aus Kroatien.“ Schon fünf Jahre lebt der kastrierte Rüde bei den Döhlers. „Aber wir haben es noch nicht geschafft, dass er alle Ängste verliert.“ Wie am ersten Tag zieht Viktor seinen Schwanz ein. „Wir erhoffen uns von dem Tag heute, dass einiges besser wird.“
Cornelia will den beiden Frauen mit Hund einige Impulse mit auf den Weg geben, „wie ihr Leben leichter wird, dass der Hund entspannter ist – er muss sich nicht von Fremden streicheln lassen, er hat ja nicht den Job, den meine Hunde haben.“ Aber vielleicht können Cornelias Therapiehunde dem schüchternen Artgenossen zeigen: „So schlimm ist das Leben gar nicht als Familienhund“, macht die aufgeweckte Frieda vor, wie man Spaß hat. Und Ute sollte anschließend besser verstehen, wann und womit ihr Hund Stress hat und was sie dagegen machen kann.
So lässt sich Viktor ablenken
Sagen wir mal so: Essen beruhigt meistens die Nerven der Vierbeiner. Viktor schleckt hingebungsvoll an einer Tube mit Joghurt, sucht geduldig nach Leckerlis in einem Fransenteppich. „Wir sind weiter gekommen, als ich gedacht habe“, freut sich Cornelia. „Er ist jetzt mit dem Oberkörper vor seiner Besitzerin, hat Ersatzhandlungen, die ihm eindeutig Freude bereiten, schnüffelt im Teppich, fand auch die Schleckmatte ganz toll und die Schlecktube mit Joghurt.“ Sie hofft, dass das der Anfang eines angstfreien Weges in die Zukunft ist.
„Also, dass der Viktor jetzt so entspannt ist“, freut sich Ute, „dass er schön nach Futter sucht und das auch nimmt, das finde ich ganz toll. Dass er nach vorne guckt, sich nach vorne traut.“ Normalerweise wäre er jetzt hinter ihr mit eingezogenem Schwanz: „Da bin ich schon sehr begeistert, so einen Teppich will ich auch bei mir zu Hause.“ Darauf kann man aufbauen, wenn künftig Besuch kommt: „Dass er nicht so Angst-aggressiv wird, sondern einfach beschäftigt ist.“
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